Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
Vom Netzwerk:
Hirten noch Sorgen bereiten?
    Gurney merkte, dass er auf die Glut im Kamin starrte, ohne einen klaren Gedanken fassen zu können. Er schob sich aus dem Sessel hoch, schaltete die Stehlampe an und ging zur Kücheninsel, um sich eine Tasse Kaffee zu machen. Schon vor langer Zeit hatte er entdeckt, dass ein Weg zu einer Lösung oft darin bestand, sich von dem Problem zu entfernen und sich mit etwas anderem zu beschäftigen. Befreit von dem Druck, sich in eine bestimmte Richtung bewegen zu müssen, findet das Gehirn häufig wie von selbst ans Ziel. Wie hatte es einer seiner Nachbarn im Delaware County ausgedrückt: »Man muss den Beagle von der Leine lassen, damit er das Kaninchen fangen kann.«
    Also zu etwas anderem. Oder zurück zu etwas anderem.
    Zurück zu dem Unbehagen, das er bei Kyles Äußerung empfunden hatte, dass ihnen niemand nach New York und von dort nach Walnut Crossing gefolgt sein konnte. Gurney hatte dieses Unbehagen für sich behalten, doch jetzt wollte er eine Antwort auf die Frage, die ihn beunruhigte. Er holte die drei Taschenlampen aus der Anrichte, probierte alle aus und wählte die mit den noch vollsten Batterien. Dann ging er hinüber in den Flur, schlüpfte in seine farbbespritzte Arbeitsjacke, knipste das Licht bei der Seitentür an und trat hinaus.
    Inzwischen war es nicht mehr nur kühl, sondern kalt. Er legte sich in das gefrorene Gras vor Kims Auto, um die Unterseite des Fahrgestells in Augenschein zu nehmen. Weil er nicht genug sehen konnte, ging er wieder ins Haus, um ihren Schlüssel zu holen.
    Er fand ihn in ihrer Handtasche auf dem Couchtisch beim Kamin.
    Draußen steuerte er auf den Traktorschuppen zu und holte die schrägen Metallrampen, auf die er normalerweise den Sitzrasenmäher fuhr, wenn die Messer ausgetauscht werden mussten. Er stellte die Rampen vor den Miata und lenkte ihn sanft hinauf, bis die Kühlerhaube sich zwanzig Zentimeter höher als sonst über dem Boden befand. Schließlich zog er die Handbremse an und nahm wieder seine liegende Position im Gras ein. Auf dem Rücken schob er sich mit der Taschenlampe unter das Auto.
    Kurz darauf entdeckte er, was er vermutet und befürchtet hatte. Einen schwarzen Metallkasten, etwas größer als eine Packung Zigaretten, der mit einem Magneten am vorderen Rahmen befestigt war. Aus dem Kasten lief ein Draht hinauf zur Autobatterie.
    Nachdem er den Wagen von den Rampen gefahren hatte, kehrte er zurück ins Haus und legte Kims Schlüssel wieder in ihre Tasche.
    Jetzt musste er dringend nachdenken. Die Entdeckung eines GPS -Senders an dem Miata veränderte nicht unbedingt die Regeln des Spiels, aber es fügte ihm auf jeden Fall eine neue Dimension hinzu. Und sie erforderte eine Entscheidung: ihn dort zu lassen oder nicht.
    Als er die Konsequenzen der jeweiligen Möglichkeiten durchdachte, kamen ihm ständig andere Fragen dazwischen. Zuletzt beschloss er, sich mit einem Telefonanruf ein wenig Luft zu verschaffen.
    Inzwischen war es halb zwölf, und die Chancen, dass Hardwick abhob, standen schlecht, aber auch das Hinterlassen einer Nachricht konnte zu einer Klärung seiner Gedanken beitragen. Wie erwartet, meldete sich die Mailbox.
    »Hallo Jack, noch ein paar nervige Fragen an dich. Gibt es eine leicht zugängliche staatliche Datenbank, in der Verkehrsdelikte von vor zehn Jahren gespeichert sind? Genauer gesagt geht es mir um Bußgelder wegen unleserlicher Kennzeichen, die in der Zeit der Hirten-Morde in den nördlichen Countys von New York verhängt worden sind. Und hast du schon mehr über den White-Mountain-Würger rausgekriegt?«
    Nach dem Anruf grübelte er über die Position des GPS -Senders nach. Er war mit der Elektrik des Autos verkabelt und verfügte demzufolge über eine praktisch unbegrenzte Lebensdauer. Anders als batteriegetriebene Geräte. Das hieß, dass er durchaus schon vor einiger Zeit eingebaut worden sein konnte. Die wichtigsten Fragen lauteten in diesem Zusammenhang: Wer? Wann? Warum? Zweifellos steckte dieselbe Person dahinter, die die Wanzen in Kims Apartment abhörte. Möglicherweise ihr besessener Exfreund und Stalker. Allerdings hatte Gurney so eine Ahnung, dass die Sache komplizierter war.
    Im Grunde war es sogar möglich, dass …
    Er ging in den Flur, zog sich noch einmal die Arbeitsjacke an und trat hinaus zum Parkbereich.
    Dort schob er die Rampen vor den Outback. Weil er Schlüssel und Taschenlampe vergessen hatte, lief er wieder hinein und holte sie, dann ließ er sein Auto an und lenkte es auf die

Weitere Kostenlose Bücher