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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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einen Finger gerührt hat.«
    Sie zögerte. »Es geht weniger darum, was er gemacht oder nicht gemacht hat. Das Problem war seine Haltung . Einfach nur mies. Dem war alles scheißegal.«
    Obwohl damit die Frage eigentlich nicht vollständig beantwortet war, ließ Gurney die Sache auf sich beruhen – fürs Erste.
    »Kim, ich hab gerade die Namen der Kontaktleute für Hintergrundinformationen auf der letzten Seite deiner Mappe vor mir. Mir geht es vor allem um Senior Investigator Jack Hardwick. Was hat er mit dem Ganzen zu tun?«
    »Du kennst ihn?« Sie klang vorsichtig.
    »Ja, ich kenne ihn.«
    »Also: Am Anfang meiner Recherchen zum Fall des Guten Hirten vor ein paar Monaten habe ich auch die Namen der Polizisten gesammelt, die nach den Taten in Medienberichten erwähnt wurden. Einer der ersten Morde fiel in Hardwicks Zuständigkeit, und er war einer der Ermittler der State Police, die vorübergehend mit dem Fall befasst waren.«
    »Vorübergehend?«
    »Nach dem dritten Wochenende änderte sich alles. Wahrscheinlich weil der betreffende Mord jenseits der Staatsgrenze in Massachusetts passierte. Ab da hat das FBI die Ermittlungen an sich gezogen.«
    »Special Agent Matthew Trout?«
    »Ja, Trout. Kontrollfreak, totales Arschloch.«
    »Hast du mit ihm gesprochen?«
    »Er hat mir erzählt, ich soll zuerst mal die FBI -Pressemitteilungen von damals lesen. Und mich dann aufgefordert, meine Fragen schriftlich einzureichen. Zuletzt weigerte er sich, auch nur eine davon zu beantworten. Wenn du das als Gespräch bezeichnest, hab ich mit ihm gesprochen. Bescheuerter Sesselfurzer!«
    Gurney grinste in sich hinein. Willkommen beim FBI .
    »Aber Hardwick war bereit, mit dir zu reden?«
    »Ja, allerdings erst, als er rausgefunden hat, dass Trout den Informationsfluss kontrollieren wollte. Ich hatte den Eindruck, er tut alles, um Trout eins auszuwischen.«
    »Typisch Jack. Früher hat er immer gesagt, FBI steht für fiese blöde Idioten.«
    »Das sagt er immer noch.«
    »Wieso steht Trout auf deiner Informantenliste, wenn er nichts herausrückt?«
    »Das ist mehr für die Leute von RAM . Trout spricht vielleicht nicht mit mir, doch mit Rudy Getz hat er nicht so leichtes Spiel. Du würdest dich wundern, wer ihn alles zurückruft. Und wie schnell.«
    »Interessant. Und was ist mit dem dritten Namen – Max Clinter?«
    »Max Clinter. Na ja. Wo soll ich da anfangen? Weißt du gar nichts über ihn?«
    »Der Name kommt mir vage bekannt vor, aber das ist alles.«
    »Clinter war der Detective, der in den letzten Mordanschlag des Guten Hirten geraten ist, als er gerade dienstfrei hatte.«
    Jetzt fielen Gurney die Berichte der Boulevardpresse wieder ein. »Der Typ mit der Kunststudentin im Auto … Hat sturzbesoffen mit seiner Waffe aus dem Fenster geschossen und einen Motorradfahrer gestreift … War angeblich schuld, dass der Gute Hirte entwischt ist.«
    »Genau.«
    »Das ist einer deiner Informanten?«
    Kims Ton wurde defensiv. »Ich nehme, was ich kriegen kann. Das Problem ist, dass mich so ziemlich alle Beteiligten mit meinen Fragen an Trout verweisen – und das ist, als würden sie in einem schwarzen Loch verschwinden.«
    »Hast du denn von Clinter was erfahren?«
    »Schwer zu sagen. Seltsamer Typ. In seinem Kopf läuft eine Menge ab. Bin mir nicht sicher, ob ich das alles durchschaue. Können wir uns vielleicht morgen im Auto weiter darüber unterhalten? Hab gar nicht gemerkt, dass es schon so spät ist. Ich muss dringend duschen.«
    Gurney glaubte ihr zwar nicht, aber er erhob keine Einwände. Er wollte unbedingt mit Jack Hardwick reden.
    Der Anruf ging auf die Mailbox, und er hinterließ eine Nachricht.
    Schnell wurde die Dämmerung zur Nacht. Statt das Licht im Arbeitszimmer anzuknipsen, trug er Kims Projektmappe hinaus zum Küchentisch. Madeleine lehnte noch immer in ihrem Sessel neben dem flackernden Holzofen. Krieg und Frieden war von ihrem Schoß zum Couchtisch gewandert, und sie strickte.
    »Hast du rausgefunden, wo der Pfeil hergekommen ist?« Sie blickte nicht auf, als sie die Frage stellte.
    Sein Blick huschte zur Anrichte und dem schwarzen Grafitschaft mit den roten Federn. Ohne einen Grund dafür nennen zu können, wurde ihm auf einmal mulmig zumute.
    Als wäre dieses Gefühl der Vorbote einer erwachenden Erinnerung, fiel ihm plötzlich ein Vorfall aus seiner Kindheit in der Bronx ein. Dreizehn musste er damals gewesen sein. Draußen war es dunkel. Sein Vater war entweder in der Arbeit oder betrank sich in einer Bar.

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