Guter Sex Ohne Stress
Die Erregung beim Sex kommt nicht mehr spontan, sondern allmählich – die Scheide wird nicht mehr so feucht und dehnt sich langsamer aus. Bei manchen Stellungen sollten es sich Mann und Frau nun bequem machen. Nicht nur um die Gelenke zu schonen, sondern damit auch das Eindringen des Penis in die Scheide angenehm ist. Apropos angenehm: Die Verwendung von Gleitgel sollte nach den Wechseljahren der Frau ganz selbstverständlich zum Vorspiel gehören.
Beim Mann produzieren die Hoden zwar auch immer weniger das Geschlechtshormon Testosteron, aber eine vergleichbare Menopause wie bei der Frau gibt es nicht. Trotzdem verliert der Penis nach und nach an Elastizität und wird dadurch auch kleiner. Die Erektion kommt nun nur noch selten spontan und häufig erst nach längerer direkter Stimulation. Er läuft auch nicht mehr so wie früher zu praller Hochform auf. Während das Glied in jungen Jahren sich bei Erregung gen Himmel reckte, kann es nun schon mal unter die Gürtellinie fallen. Manchmal ist die Durchblutung des Penis ohne Hilfsmittel so gering, dass das Einführen beim Geschlechtsverkehr nicht mehr klappt. Auch die Prostata des älteren Herrn verändert sich, wird dick und faul. Sie produziert nur noch wenig oder keine Flüssigkeit mehr. Dadurch ist der Samenerguss nicht mehr so kraftvoll oder bleibt manchmal komplett aus. Trotzdem kann der Mann einen Orgasmus erleben. Manche Menschen wissen nichts von diesen Altersveränderungen. Wenn der Samenerguss ausbleibt, kann das bei Mann und Frau zu großer Verunsicherung und Missverständnissen führen.
Ludwig und Dora, beide Mitte 70, erzählen mir stolz von 40 Jahren glücklicher Ehe. Dabei hatten sie es nicht immer leicht. Ludwig bekam schon in jungen Jahren Diabetes und Arterienverkalkung der Beine. Irgendwann streikte auch sein Penis. Als nichts mehr half, ließ er sich vor acht Jahren ein Penisimplantat einsetzen. Eine gute Entscheidung, finden beide, denn schließlich funktioniere es immer und sie können den Verkehr genießen, solange sie wollen. Seit zwei Monaten sei es mit dem Genuss aber vorbei. »Ich kann den Sex einfach nicht mehr zu Ende bringen«, beschreibt Ludwig das Problem. Wie das gemeint ist, erfahre ich gleich darauf von Dora: »Er kommt gar nicht mehr zum Höhepunkt. Kein einziger Tropfen!« Ich hake bei ihm nach, ob das wirklich so stimmt. »Einen Orgasmus hab ich schon noch, aber es kommt eben nichts mehr raus«, antwortet Ludwig. Ach so, denke ich, das ist doch nur ein Aufklärungsproblem. Aber nachdem ich den beiden den Zusammenhang von ausbleibendem Samenerguss und Alter erläutert habe, werde ich gleich eines Besseren belehrt. Ludwig scheint nach der Erklärung ehrlich erleichtert zu sein. Aber Dora ist auf einmal richtig wütend und faucht mich an: »Das meinen Sie nicht ernst, dass das so bleibt. Da kann ich ja gleich mit dem Sex aufhören, wenn der Höhepunkt fehlt!« Ich verstehe sie nicht und frage, ob sie noch andere Möglichkeiten hätte, zum Höhepunkt zu kommen. Dora sieht mich an, als ob ich sie provozieren wollte und erklärt mir, dass der Samenerguss beim Verkehr doch ihr Höhepunkt ist! Danach sei sie zufrieden und glücklich. »Wie soll ich denn sonst spüren, dass ich eine begehrenswerte Frau bin?«, fügt Dora hinzu. »Aber gibt es denn keine anderen Gelegenheiten, wo Ihr Mann Sie das spüren lässt?«, will ich wissen. Da beginnt sie auf einmal zu weinen und ringt um Fassung. Nach einer Weile sagt sie: »Aber mein Mann hat mir doch immer nur mit seinem Orgasmus gezeigt, dass er mich wirklich liebt!« Nach einer gefühlten traurigen Ewigkeit fasst sich Ludwig endlich ein Herz. Er nimmt Dora in den Arm und sagt: »Dann muss ich es in Zukunft wohl besser machen. Ich liebe dich!«
Veränderungen sind auch Chancen
Wie sollen Mann oder Frau nun mit den Veränderungen ihrer Sexualität im Alter umgehen? Genauso wie in jungen Jahren! Das Wichtigste ist, über den gemeinsamen Sex und die Veränderung im Alter reden. Gegenseitige Offenheit und Unterstützung sind jetzt wertvoller denn je. Manche Paare akzeptieren die körperlichen und sexuellen Veränderungen als Teil des Älterwerdens und arrangieren sich damit, dass manches nicht mehr von allein geht. Andere sind unglücklich und wollen weiterhin die ganze Palette der Sexualität erleben. Jedes Paar muss seinen eigenen Maßstab finden. Sexuelle Einschränkungen eröffnen aber nicht selten den Paaren neue Sichtweisen auf ihre gemeinsame Sexualität. Alte Normen wie Sex ist gleich
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