Guter Sex Ohne Stress
seine Höhlen mittlerweile auf Wolkenkratzer-Höhe bauen, sein Körper folgt trotzdem den gleichen Gesetzen wie vor Jahrmillionen. Und obwohl er seitdem in der Außenwelt in atemberaubendem Tempo lebt, tickt seine Innenwelt noch nach der Urzeit-Uhr. Und das ist gut so! Denn die Symptome, die wie eine lästige Bremse der Schaffenskraft daherkommen, senden eigentlich verzweifelte Signale des Körpers: Pass auf dich auf! Du vergeudest deine Kraft! Du musst dich dringend ausruhen!
Wer dennoch immer weiter nur im Highspeed-Takt treibt, bei dem gerät die Anzeige der Stressregulation immer öfter in den roten Bereich. Dann steht der Organismus unter Dauerbeschuss von Kortisol, Adrenalin und Noradrenalin. Gut dosiert sorgen diese Hormone für Wohlgefühl, Nervenkitzel und Lust auf Sex. Bei dauerhafter Anspannung hört die Nebenniere aber gar nicht mehr auf, diese Botenstoffe zu produzieren und der Mensch befindet sich ständig auf Mammutjagd.
An dieser Stelle hilft wieder ein Gedankenspiel. »Stellen Sie sich also mal vor, Sie gehen auf Mammutjagd«, beginne ich Johannes zu erklären. »Plötzlich stehen Sie vor dem Mammut, Auge in Auge. Es ist riesig und schnaubt fürchterlich. Es stampft auf Sie zu, vor Schreck lasssen Sie den Speer fallen. Jetzt hilft nur noch Flucht! Wir verwenden nun einen kleinen Trick, um die Stressregulationsstörung beim Burn-out des Neuzeit-Menschen zu verstehen: Stellen Sie sich den Moment des Flüchtens in einer Endlos-Zeitlupen-Schleife gedehnt vor – ein nicht enden wollender Schrecken.
Was braucht Ihr Körper zum Flüchten? Und was braucht er nicht? Lassen Sie uns das mal gemeinsam von Kopf bis zu den Zehen durchspielen. Sagen Sie mir danach bitte, welche Körperreaktionen Sie bei der Schilderung wiedererkannt haben! Alles klar?« – »Alles klar!«, nickt Johannes. Und los geht es!
»Zum Flüchten braucht man keine schöngeistige Denkarbeit. Das Gehirn schaltet auf ›Spar-Flucht-Modus‹. Dabei werden alle Bezirke des Gehirns runtergetourt, die das Wegrennen oder Kämpfen behindern – vor allem das komplexe Denken, Gefühle, sensible Wahrnehmungen. Stattdessen steht alles auf Alarmstufe Rot – maximale Anspannung und Mobilisation der letzten Kraftreserven. Das Ergebnis bei dauerhafter Anspannung: Man kann keinen klaren Gedanken fassen, ist ständig hibbelig, kann nicht schlafen und fühlt sich schließlich nur noch todmüde. Schon die Fliege an der Wand erscheint einem lästig. Die anderen nerven nur noch. Sowieso fühlt sich alles zu hell, zu grell, zu laut an in dieser Welt. Alles ist maximal überreizt. Unsicherheit und Schwindelerscheinungen machen sich als Dauerbegleiter breit. Man fühlt sich wie eine Mimose im Wechsel mit Rumpelstilzchen. Die Gefühle spielen Achterbahn und die Tränen fließen schon beim kleinsten Anlass. Manchmal hat man den Eindruck, der Kopf würde gleich platzen. Nur noch weg, eingraben und totstellen!« – »Einen dicken Haken hinter alle Beschwerden«, sagt Johannes. »Glauben Sie, der Urmensch verspürt beim Wegrennen vor dem Mammut Lust auf Sex?« – »Nö!« Johannes lacht.
»Warum sollte es den Menschen bei ständigem Stress heute anders gehen? Der Sympathikus hat alle Funktionen des Körpers fest in der Hand und der Parasympathikus wird mit seinen Ausruh-Signalen ständig überstimmt. Schauen wir uns weiter an, was mit dem Körper beim Flüchten passiert. Wenn man einen Menschen erschreckt, dann reißt er reflexartig die Hände in die Luft, den Mund auf und erstarrt für einen Bruchteil einer Sekunde. Dabei entsteht besonders im Bereich von Hals und Brustkorb eine maximale Muskelanspannung. Viele beschreiben deshalb, sie hätten oft einen Kloß im Hals. Die Stimme würde versagen. Der Kopf und der Nacken schmerzen nur noch. Man kann nicht richtig tief durchatmen. Durch die maximale Muskelanspannung beschreiben auch einige, sie hätten das Gefühl, unter Strom zu stehen und richtig Schüttelfrost zu haben. Herz und Lunge laufen beim Wegrennen natürlich auf Hochtouren. Deshalb klagen Betroffene oft über Herzrasen, Herzstolpern und hohen Blutdruck. Oder sie atmen so schnell und so tief, dass das innere Gleichgewicht des Körpers durcheinanderkommt und schließlich alles kribbelt wie Ameisenlaufen. Die Verdauung im Magen wird gestoppt und sämtlicher Ballast aus dem Darm entfernt. Völlegefühl, flauer Magen und Durchfall sind die Folgen. Irgendwann ist der Körper so ausgepowert, dass nichts mehr zu gehen scheint.« – »Mann oh
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