Gwen (German Edition)
guten Draht zur Polizei hat, wird er vielleicht sogar Anzeige gegen uns erstatten, auch wenn er uns nichts beweisen kann.“
„ Keine Sorge, Pat! Uns wird nichts passieren. Keiner kann uns etwas nachweisen. Und schließlich haben wir nichts kaputt gemacht. Statler muss nur das Wasser abpumpen lassen und warten, bis der Boden trocken ist. Und das ist nichts, worüber er sich groß aufregen wird. Glaub mir, ich kenne ihn.“
Dirk kochte vor Wut.
D er Anruf seines Baustellenleiters hatte ihn aus dem Bett geholt. Als Dirk dann ohne Frühstück auf der Baustelle angetanzt war, hatte ihn fast der Schlag getroffen. Nicht nur, dass das ganze verdammte Firmengelände unter Wasser stand, das Scheiß-Wasser war auch noch in die Lagerhalle gelaufen. Teile der Triustat-Anlage waren feucht geworden und konnten nur nach einer aufwändigen Reinigung in Betrieb gehen.
Zu allem Überfluss sorgte auch noch der Regen dafür, dass der Baustellenmorast nach dem Abpumpen nicht trocknete. Dadurch konnten die Trucks nicht reinfahren, die Elektriker waren reif für die Klapse, und dann kamen auch noch die Reporter.
Ob er eine Ahnung hatte, wer hinter dem Sabotag eakt stecken würde, fragten sie ihn. Und das hatte er, oh ja, verdammt, das hatte er! Aber das verriet er den Reportern nicht, um Gwen und ihren Biomaisfressern keine unnötige Publicity zu verschaffen.
Das besorgte schon Gwens Fernsehinterview, das Dirk sich schnell abends im Büro reinzog. Obwohl der Interviewer ihr ordentlich zusetzte, rückte sie nicht damit raus, wer hinter der Scheiße steckte, sondern lobte den Mut und das Engagement der anonymen Umweltschützer, die dieses Zeichen gesetzt hatten. Dirk ärgerte sich darüber noch am nächsten Morgen auf der Baustelle weiter. Den ganzen Tag über ackerte er wie blöd bis in die Nacht. Und auch die nächsten Tage und Nächte schuftete er in der Lagerhalle.
W ährend der ganzen Zeit, als er im Wasser watete und Rohre abschraubte, stellte er sich mit Genuss vor, wie sich seine Hände um einen zarten, sommersprossigen Hals schlossen und ihn schüttelten. Hatte er nicht genug Geduld bewiesen und es auf die friedliche Tour versucht?
Und wie hatte sie ihm das gedankt?
J etzt hatte er auch noch A im Nacken, der ihm in einer Kurznachricht auf dem Alphabetslaptop verklickert hatte, dass Dirk gefälligst SURVIVAL daran hindern sollte, die Herstellung von Produkt 4 weiter zu verzögern, sonst würde A es selber in die Hand nehmen.
Also handelte Dirk.
Gwen hasste es, das zugeben zu müssen.
Wo sie doch für verschwenderischen Luxus jeglicher Art noch nie etwas übrig gehabt hatte.
Wo doch biologisch angebaute Naturstoffe den Synthetiks eindeutig vorzuziehen waren.
Dennoch hatte sich bezüglich ihrer Unterwäsche eine wundersame Wandlung vollzogen, seit sie Dirk Statler näher kannte. Nicht, dass sie sich viel davon leisten konnte, von jener femininen schwarzen, smaragdgrünen oder royalblauen Sündhaftigkeit, doch das wenige, was sie bis jetzt sich zu kaufen getraut hatte, trug sie gerne, versteckt unter ihrer Kleidung, wie ein heimliches und sehr erotisches Lächeln.
Sie entschied sich für den smaragdgrünen Spitzen-BH mit passendem Tanga, darüber ihren hau tengen Jeansrock und dann aber doch das neue Survival-T-Shirt mit der Aufschrift „Protect the water!“. Während sie gedanklich noch einmal die Rede durchging, die sie in gut zwei Stunden halten musste, trug sie noch dezentes Make-up auf.
Clarissa Steelridge, eine energische Frau um die vierzig mit modischem Kurzhaarschnitt und gekonntem Politikerinnen-Lächeln, seit kurzem bekennendes Survival-Mitglied und zudem Kandidatin für das Bürgermeisteramt, hatte Gwen dazu eingeladen, bei einer Wahlkampfversammlung über die Triustat -Abwasserproblematik zu sprechen. Das ließ sich Gwen natürlich nicht entgehen.
Norman und Pat würden später nachkommen, doch Gwen ging schon jetzt los, weil sie vorher kurz noch bei Tracy vo rbeischauen wollte, um ihr die CD zu überreichen, die Tracy sich als Geburtstagsgeschenk von der Sam’s Hams -Belegschaft gewünscht hatte.
Da Gwen Musik liebte und die Band Evanescene nicht kannte, hatte sie die CD bereits im Musikgeschäft angehört und war sogleich verzaubert gewesen von jenen melancholischen, wenn nicht gar irischen Klängen.
Es herrschte bereits die typische Verkehrsberuhigung jenseits des abendl ichen Berufsverkehrs. Die Sonne begab sich hinter der Shoppingmall zur wohlverdienten Ruhe und glasierte die Stadt mit
Weitere Kostenlose Bücher