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Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot

Titel: Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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anschickte, hielt inne. „Gewiss.“
    „Wie Ihr wisst, hat es noch einen Grund gegeben, warum ich nach Camelot gekommen bin. Der eine Wunsch wurde mir erfüllt, und dafür bin ich dankbarer, als Ihr Euch vorstellen könnt. Bleibt also der zweite Wunsch…“
    „Sprich weiter“, sagte der König.
    Gwyn druckste herum. „Es geht um Humbert von Llanwick. Werdet Ihr nach ihm suchen lassen?“
    „Wir haben noch keine Entscheidung getroffen.“
    „Bitte, Ihr dürft ihn nicht im Stich lassen!“, flehte Gwyn. „Ohne ihn würde ich heute hier nicht stehen.“
    Arturs Miene verdüsterte sich. „Ohne ihn würden wir wahrscheinlich alle ein anderes Leben führen.“
    Gwyn wollte darauf etwas erwidern, doch dann sah er Sir Urfins warnenden Blick und so schwieg er. Er beugte das Knie vor Artur und gemeinsam mit seinem Herrn verließ er die Halle der Tafelrunde.
    Über eine enge Wendeltreppe, die die Achse des Westturms darstellte, gelangten sie zu Sir Urfins Gemächern, die sich in einem der oberen Stockwerke befanden. Als Gwyns Herr die Tür zu seiner Unterkunft öffnete, verschlug es Gwyn den Atem.
    Er war als Sohn eines Bauern nur eine schäbige verrauchte Kate gewöhnt, in der sie sich manchmal mit den Hühnern und anderem Viehzeug den engen Wohnraum teilten. Es hatte einen Tisch, vier Schemel und eine Truhe gegeben, in denen die Habseligkeiten der Familie verstaut waren. Im Vergleich zu anderen Bauern hatten sie bis zum Angriff der Sachsen verhältnismäßig viel besessen, doch wie arm sie wirklich waren, erkannte Gwyn erst, als er Sir Urfins Gemächer betrat.
    Der Boden bestand aus geöltem Holz, das im Licht der Feuerschalen dunkel glänzte. Bei einem der Fenster stand eine Gruppe von drei prachtvoll geschnitzten Stühlen um einen reich verzierten Tisch, dessen Platte aus einem seltsam gemusterten, polierten Stein angefertigt war. Sir Urfin zog seine schweren Stiefel aus und schlüpfte in ein Paar Sandalen. Gwyn folgte dem Beispiel seines Herrn und tapste barfuß zum Fenster. Ein dünnes, durchsichtiges Etwas sorgte dafür, dass Wind und Kälte draußen blieben. Gwyn streckte die Hand aus und berührte es vorsichtig.
    „Das ist Glas“, erklärte Sir Urfin. „Die Römer haben es vor allem zur Herstellung von Trinkbechern und Vasen benutzt. Da es auch lichtdurchlässig ist, kam man auf die Idee, die Fenster damit zu verschließen. Kleinere Stücke werden in Blei gefasst, bis die Scheibe die gewünschte Größe hat. Leider gibt es seit dem Abzug der Römer kaum noch jemanden, der sich auf die Herstellung von Glas versteht. Deswegen ist in unseren Tagen diese zerbrechliche Kostbarkeit selbst für mich ein beinahe unerschwinglicher Luxus geworden.“
    Gwyn räusperte sich, zog seine Hand wieder zurück und schaute sich weiter um. Neben den kostbaren Möbeln und Wandteppichen faszinierte ihn die Decke, die mit wunderbaren Malereien verziert war. In einer Ecke umtanzten bocksbeinige Männer Flöte spielend einige halb nackte Damen, die sich in aufreizenden Posen einem schmerbäuchigen Gnom hingaben, der, offensichtlich vom Wein berauscht, auf einer Leier spielte. Eine Stück weiter ritt eine ebenfalls spärlich bekleidete Frau auf einem imposanten Stier. Gwyn fiel ein, dass er diese Szene schon im Badehaus gesehen hatte.
    „Das ist Europa“, erklärte Sir Urfin. „Zeus hatte Gefallen an dem Mädchen gefunden, nur durfte seine Frau nichts davon erfahren. Also verwandelte er sich in einen Stier und versuchte so sein Glück. Übrigens mit Erfolg.“ Er schaute in Gwyns ratloses Gesicht. „Aber ich vermute, dass dir die griechische Sagenwelt unbekannt ist, nicht wahr?“
    „Ich weiß, wer Pegasus war“, sagte Gwyn stolz. „Und ich kenne die Märchen und Legenden unserer Gegend, aber das ist alles. Tut mir Leid.“
    „Dazu besteht kein Grund“, sagte Sir Urfin und seufzte. „Mir tut es Leid. Seitdem die Römer das Land verlassen haben, fallen wir in die Barbarei zurück. Kunst und Wissenschaft liegen danieder. Stattdessen schimpft sich heute jeder kleinere Häuptling König oder Fürst und versucht mit allen Mitteln Macht und Einfluss zu erlangen.“
    „Und Artur?“, fragte Gwyn.
    Sir Urfin setzte sich und bot Gwyn ebenfalls einen Stuhl an.
    „Camelot ist das letzte Bollwerk gegen den um sich greifenden Verfall. Artur versucht, so viel wie möglich vom Wissen der Römer zu retten. Camelot beherbergt eine der größten Bibliotheken der westlichen Welt. Wenn du lange genug hier bist, wirst du viele Dinge sehen,

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