Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot

Titel: Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
Vom Netzwerk:
dabei um eine Stadt namens Troja gegangen, die durch eine ungewöhnliche List eingenommen wurde.
    Schnell hatte Gwyn begriffen, dass Sir Urfin ein mächtiger Mann war. Doch im Gegensatz zu Sir Kay, dessen Stärke das Schwert war, beherrschte Gwyns Herr meisterhaft das Wort. Er konnte die Menschen alleine durch den Wohlklang seiner Stimme in den Bann ziehen. Als er die Geschichte von dem hölzernen Pferd vorlas, hatte es niemanden gegeben, der ihr nicht gespannt gelauscht hätte.
    Als Nächstes stand Bogenschießen auf dem Plan, doch da Gwyns Schulter immer mehr schmerzte, entband Sir Urfin ihn von der Pflicht, am Unterricht teilzunehmen.
    „Außerdem würde ich meinen neuen Knappen gerne etwas genauer kennen lernen“, sagte Sir Urfin. „Würdest du mich ein Stück begleiten? Ich muss das Buch wieder zurückbringen. Es gehört nicht mir und es ist sehr wertvoll.“
    Sir Urfin zog sich seine Handschuhe über und Gwyn fiel erst jetzt auf, dass die Hände des Ritters verbunden waren.
    „Es ist das erste Mal, dass ich eines sehe“, sagte er.
    „Oh, Bücher sind wahre Wunderwerke. In ihnen findest du Antworten auf alle Fragen, die dich bewegen.“
    „Ist es schwierig, lesen zu lernen?“, fragte Gwyn.
    „Nun, mir ist es jedenfalls schwer gefallen. Aber ich habe mit dem Lernen auch erst sehr spät angefangen. Ich denke, du solltest keine Schwierigkeiten haben. In zwei, drei Jahren wirst du in der Lage sein, einfache Geschichten zu lesen. Schwieriger ist es mit den Sprachen. Latein ist sehr tückisch, aber kein Vergleich zu Hebräisch oder Griechisch. An ihnen beißt man sich wirklich die Zähne aus.“
    Gwyn hatte keinen blassen Schimmer, wovon Sir Urfin sprach, und nickte nur. Er hatte gar nicht darauf geachtet, wo ihn Sir Urfin hinführte, und merkte jetzt, dass sie eine endlos scheinende Wendeltreppe im Hauptturm hinaufstiegen. Plötzlich, sie mussten im oberen Stockwerk angekommen sein, betraten sie einen runden, mit Fahnen geschmückten Saal, in dessen Mitte ein großer, runder Tisch stand. Gwyn stockte der Atem. Dies musste Arturs berühmte Tafelrunde sein! Er sah vierzehn reich verzierte, hochlehnige Stühle, über denen die Wappen ihrer Besitzer an die Wand gemalt waren.
    „Schau dich nur ruhig um, mein Junge“, sagte eine Stimme hinter ihm. „Vielleicht wirst auch du eines Tages hier sitzen.“
    Gwyn drehte sich erschrocken um und blickte König Artur in die Augen. Vor lauter Überraschung wusste er nicht, was er sagen sollte.
    „Ich bringe Euch die Ilias wieder zurück, mein König“, sagte Sir Urfin.
    „Nun, Gwyn? Wie haben dir Homers Geschichten gefallen?“
    Der König kannte seinen Namen!, durchfuhr es Gwyn. Ihm wurde auf einmal ganz flau. „Ähm… sehr gut. Die Geschichte mit Troja und dem Pferd war nicht schlecht.“ Er brachte ein schiefes Lächeln zustande. „Aber es ist bis jetzt auch die einzige Geschichte, die ich kenne.“
    Artur lachte. „Das wird sich sehr bald ändern, dafür wird dein Herr schon sorgen.“
    Gwyn schaute sich noch immer unbehaglich um. Er hatte das Gefühl, an diesem Ort von der Last der Legende erdrückt zu werden.
    Artur blickte Sir Urfin stirnrunzelnd an. „Ich muss mich bei Euch entschuldigen, Sir. Offensichtlich habe ich Euch einen recht schweigsamen und ängstlichen Knappen zugeteilt.“
    „Oh, Gwyn ist alles andere als ängstlich. Er hat es gewagt, Sir Kay zu widersprechen, und hat diesen Frevel tatsächlich überlebt.“
    Artur hob erstaunt die Augenbrauen. „Ist das wahr?“
    „Ich habe ihm nicht widersprochen“, sagte Gwyn leise.
    „Aber du hast dich gegen ihn gewehrt.“
    „Er hat mich einen Ritter vom Schweinekoben genannt“, antwortete Gwyn, der spürte, wie die Wut wieder in ihm hochstieg. „Und er meinte, ich gehöre nicht hierher.“
    „Doch du hast ihn vom Gegenteil überzeugt“, stellte Artur fest.
    „Wie man es nimmt“, sagte nun Sir Urfin. „Ich musste ihn jedenfalls für den Rest des Tages freistellen. Er hat Glück, dass sein Schwertarm nicht gebrochen ist. Aber Gwyn hat gekämpft und sich damit die Achtung der anderen Knappen verdient.“
    „Vermutlich auch die meines Hofmeisters, obwohl Sir Kay das niemals zugeben würde.“ Artur wandte sich an Sir Urfin. „Ihr seid heute Abend bei dem Fest zugegen?“
    „Sicherlich, Hoheit. Es wird mir eine Freude sein.“ Sir Urfin verneigte sich knapp und wandte sich um, doch Gwyn blieb stehen.
    „Hoheit, darf ich Euch eine Frage stellen?“
    Artur, der sich ebenfalls zum Gehen

Weitere Kostenlose Bücher