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Gwydion 03 - König Arturs Verrat

Titel: Gwydion 03 - König Arturs Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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hegte, verwandelte sich schlagartig in Hass. Wie konnte jemand seine Untertanen hungern lassen, wenn das Haus voller Schätze war! Es mochte Schicksal sein, wenn die Ernte in einem Jahr schlecht ausfiel und eine Hungersnot drohte. Doch wie nannte man es, wenn die Bewohner Chulmleighs Not litten, obwohl sich in der Burg die Reichtümer stapelten? Einfältigkeit? Oder mörderischer Vorsatz? Sir Gore konnte froh sein, dass die Bauern so schwach und schicksalsergeben waren, sonst wäre es schon längst zu einem Aufstand gekommen.
    Menschen wie Tom wurden von derselben Denkweise geprägt, die auch sein Stiefvater Do Griflet verinnerlicht hatte: Jeder hatte an dem Platz zu bleiben, den Gott ihm zugewiesen hatte. Für diese Menschen war die Welt ein Ort, der sich noch nicht einmal in tausend Jahren ändern würde. Dafür sorgten schon die, die ein Interesse an solchen Zuständen hatten. Leute wie Sir Gore oder Mara. Niemand stellte sich ungestraft gegen die Ordnung der Dinge. Nägel, die hervorstehen, werden eingeschlagen. Das war auch eine von Do Griflets bildhaften Weisheiten gewesen, die Gwyn noch immer prägten. Manchmal hatte er das Gefühl, dass in Camelots Waffenrock noch immer ein kleiner, unbedeutender Schweinehirte steckte, der Angst davor hatte, etwas Besonderes zu sein. Und er fühlte auf einmal eine innige Verbundenheit mit diesem Mann, der jeden Tag um das Überleben seiner Familie kämpfte.
    Gwyn tastete nach dem Schlüssel in seiner Rocktasche und umschloss ihn mit der Hand. Er ballte sie zur Faust und ging ins Haus.
    Sir Gore hatte zum Abschied noch einmal ein Festessen auffahren lassen, doch irgendwie wollte an diesem Abend keine rechte Stimmung aufkommen.
    Gäste sind wie Fische: Spätestens nach drei Tagen fangen sie an zu stinken. Vielleicht stimmte diese Redensart ja, dachte Gwyn, der bei Sir Gores Anblick an Toms Kind denken musste. Auch Sir Lancelot schien die Unterhaltung des vorangegangenen Abends nicht vergessen zu haben, denn er beschränkte sich im Gespräch mit Sir Gore auf höfliche Allgemeinplätze. Und so rührte man den Wein nicht an und wünschte sich stattdessen früh eine gute Nacht.
    Aber Gwyn dachte nicht an Schlaf, sondern saß am Fenster, wo er auf einen günstigen Moment wartete, um den nachgemachten Schlüssel auszuprobieren. Der Mond war gerade aufgegangen, als ihn ein Geräusch aufschrecken ließ. Mara, eingehüllt in einen langen Umhang und beladen mit einem kleinen Korb, huschte die Stufen zur Anhöhe hinauf. Sie schaute sich kurz um, dann öffnete sie die Tür und verschwand im Turm. Gwyn sah, wie auf einmal ein matter Lichtschein durch die schmalen Fensteröffnungen fiel und langsam nach oben wanderte, im obersten Stock kurz verharrte, nur um sich dann wieder nach unten zu bewegen, wo er erlosch. Schließlich öffnete sich erneut die Tür und Mara erschien. Sie verriegelte das Schloss und eilte zurück ins Haus.
    Gwyn wartete noch eine Stunde, bis er sicher sein konnte, dass Mara tatsächlich schlief. Dann machte er sich auf den Weg.
    Der Turm wirkte im Mondlicht noch bedrohlicher als in den Sturmnächten, in denen man seine Umrisse nur hatte erahnen können. Nun baute sich dieses mächtige Bollwerk vor ihm auf, als wollte es ihn warnen.
    Komm nicht näher, wenn dir dein Leben lieb ist.
    Geh fort von hier.
    Vorsichtig erklomm Gwyn den Hügel. Dabei zwang er sich, nicht nach oben zu schauen, sondern den Blick starr auf die kleine Tür zu richten. Der Schlüssel lag kalt und schwer in seiner Hand. Wenn er ehrlich war, hoffte ein kleiner Teil von ihm, dass er nicht passen würde. Doch diesen Gedanken wischte er schnell wieder fort, als er sich problemlos umdrehen ließ. Die Tür schwang lautlos nach innen auf. Wie das Schloss waren auch die Angeln erst in letzter Zeit geölt worden. Gwyn entdeckte auf einer Truhe zwei Feuersteine, etwas Zunder und eine Lampe, die noch warm war.
    Gwyn holte tief Luft, doch der Schlag seines Herzens ließ sich einfach nicht beruhigen. Mit schweißnassen Händen tastete er nach den Feuersteinen und schlug sie gegeneinander. Der Zunder fing sofort Feuer und er entzündete die Öllampe.
    Eine hölzerne Stiege führte hinauf in den ersten Stock. Verdammt, was tat er hier überhaupt, dachte Gwyn, als er langsam nach oben stieg. Er hatte hier eigentlich nichts verloren. Einzig der vage Verdacht, dass es eine Verbindung zwischen seiner Mutter und Sir Gore gab, hatte ihn hierher geführt.
    Dieser Verdacht und seine kreuzverdammte Neugier.
    Wenn man ihn

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