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Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis

Titel: Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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einstweilen reichen. Sobald wir die Möglichkeit haben, uns in sächsischer Tracht zu kleiden, sollten wir das tun.“
    „Wenn uns eine Patrouille aufhalten sollte, werdet Ihr schweigen. Überlasst das Reden mir“, sagte Lancelot.
    „Ihr sprecht sächsisch?“, fragte Katlyn überrascht.
    Lancelot lächelte und sagte einige Worte, die eher klangen, als würde sich jemand räuspern, dem tief in der Kehle eine Gräte steckt. Katlyn warf Gwyn einen vielsagenden Blick zu, während dieser beeindruckt die Unterlippe vorschob.
    „Erstaunlich. Wo habt Ihr das gelernt?“
    „Ich weiß es nicht“, sagte Lancelot.
    „Ihr wisst es nicht?“, fragte Muriel.
    „Nein, ich weiß es nicht. Ich habe es vergessen. Wie, nebenbei bemerkt, auch alles andere, was sich in den letzten vierzehn Jahren meines Lebens zugetragen hat.“
    Gwyn wusste, dass dieser Gedächtnisverlust Lancelots wunder Punkt war, zumal einige am Hofe sogar unverhohlen den Verdacht geäußert hatten, der Verlust der Erinnerung könnte auch nur vorgetäuscht sein, um im Auftrag Mordreds Camelot und die Tafelrunde auszuspionieren. Dieser Vorwurf hatte Lancelot tief getroffen.
    „Entschuldigt“, sagte Muriel ein wenig kleinlaut. „Ich wollte Euch nicht beleidigen.“
    „Ich nehme die Entschuldigung an“, brummte Lancelot. Muriel wollte darauf etwas erwidern, unterließ es jedoch, als sie Gwyns warnenden Blick sah. Und so vollzog sich der Rest der Seereise in unbehaglichem Schweigen.
    Sie versteckten das Boot in einem Seitenarm der Thamesis und schlugen ihr Nachtlager auf. Da zu vermuten war, dass sich der Feind in der Nähe aufhielt, entzündeten sie kein Feuer, obwohl jeder von ihnen nur zu gerne die klamme Kleidung zum Trocknen aufgehängt hätte. Das abendliche Mahl war freudlos. Man teilte drei Wachen ein. Muriel bestand darauf, die erste Wache zu übernehmen.
    „Ich leiste dir Gesellschaft“, sagte Rowan, als er Lancelots skeptisches Gesicht sah. „Vier Ohren hören mehr als zwei.“
    „Dann übernehme ich ab Mitternacht die zweite Schicht mit Lancelot“, sagte Gwyn, bevor der alte Ritter einen Einwand vorbringen konnte.
    „Und was ist mit mir?“ fragte Katlyn.
    „Du wirst in den Genuss einer durchschlafenen Nacht kommen“, antwortete Gwyn.
    „Ich bedarf keiner Schonung“, sagte sie kühl.
    Gwyn zuckte mit den Schultern. „Du kannst natürlich Muriel und Rowan Gesellschaft leisten, wenn dir der Sinn danach steht.“
    „Nein“, antwortete Rowan. „Das wird nicht notwendig sein. Muriel und ich kommen schon alleine zurecht.“
    „Gut“, sagte Katlyn mit gespielter Gleichgültigkeit. „Wie ihr wollt.“
    Muriel nahm zwei Decken, eine Trinkflasche und etwas Obst, steckte alles in einen Beutel, um dann mit Rowan abseits Stellung zu beziehen.
    Lancelot hingegen nahm sein Schwert, wischte das alte Fett, welches er zum Schutz vor Rost auf die Klinge aufgetragen hatte, mit einem schmutzigen Lappen ab und begann den Stahl mit einem Schleifstein zu wetzen. Gwyn, dem einfiel, dass er seine Waffe in den letzten Tagen und Wochen ebenfalls sträflich vernachlässigt hatte, setzte sich neben Katlyn und tat es Lancelot gleich.
    „Die Dinge ändern sich“, stellte Katlyn fest.
    „Oh ja, das tun sie in der Tat. Wenn es so etwas wie eine Menschheitsdämmerung gibt, dann erleben wir sie in diesen Tagen.“
    „Das meine ich nicht. Schau dir Lancelot an“, flüsterte Katlyn. „Er spürt, dass sein Einfluss schwindet. Er ist alt geworden.“
    Gwyn blickte von seiner Arbeit auf und schaute zu dem alten Ritter herüber, der sich stumm und geduldig mit seinem Schwert beschäftigte. Im letzten Licht des Abends glich Lancelot auf einmal Sir Humbert. Das wirre, schüttere Haar, der graue Bart, die sehnige, vom Alter beinahe ungebeugte Gestalt – alles erinnerte an den Ritter, der Gwyns Mutter weit über deren Tod hinaus die Treue gehalten hatte.
    „Ich weiß, was du meinst“, murmelte Gwyn. „Eine ganze Generation kampferprobter, mächtiger Männer tritt ab, ohne dass die Jungen in der Lage wären, sie zu ersetzen. Auch mir wird angst und bange, wenn ich an eine Zukunft ohne ihn denke.“ Er fuhr prüfend mit dem Daumen über die Schneide. Sie war noch immer stumpf.
    „Lass uns ein Gedankenspiel spielen“, schlug Katlyn vor. „Gehen wir einmal davon aus, du findest den Gral und bringst ihn wieder zurück nach Dinas Emrys. Wie glaubst du, wird dein zukünftiges Leben aussehen?“
    „Du willst wissen, ob ich Arturs Platz einnehme und eines Tages über

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