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Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis

Titel: Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Britannien herrschen werde?“
    Sie nickte.
    „Ich muss zugeben, dass ich mich vor der Antwort auf diese Frage stets gedrückt habe.“
    „Dann denke ich, dass es Zeit wird, sich ihr mit ehrlichem Herzen zu stellen.“
    Gwyn legte das Schwert beiseite.
    „Es käme darauf an, wer nach Artur den Thron besteigt“, sagte er vorsichtig. „Die Aufgabe des Fischerkönigs ist es, den Gral vor dem Zugriff gieriger Herrscher zu bewahren. Dinas Emrys ist durch seinen Zauber gut geschützt. Ich benötige kein Heer von Rittern, um meine Aufgabe zu erfüllen. Bestiege ein gerechter König den Thron Britanniens, würde ich ihm alles Gute wünschen und mich um mein eigenes kleines Reich kümmern.“
    „Und was ist, wenn Mordred siegt?“
    Gwyns Miene verfinsterte sich augenblicklich. „Das wird er nicht. Denke an die Prophezeiung: Das Einhorn wird den Drachen töten“, sagte Gwyn finster.
    „Hast du schon einmal das Buch gelesen, in das sie niedergeschrieben wurde?“
    „Nein. Existiert denn so ein Schriftstück?“
    Katlyn lächelte dünn. „Nicht, dass es mir jemals in die Hände gefallen wäre. Es war Merlin, der mir von der Prophezeiung erzählt hat.“
    Gwyn stutzte. „Stimmt. Bei mir ist es genauso.“
    „Hat er dir gegenüber einmal erwähnt, wer sie das erste Mal ausgesprochen hat?“
    Gwyn dachte nach. „Er behauptete, Morgana sei es gewesen.“ Er kniff die Augen zusammen. „Willst du damit sagen, Merlin habe sich das alles nur ausgedacht?“
    „Ich will damit nur sagen, dass sich diese Prophezeiung nicht unbedingt erfüllen muss.“ Sie legte eine Hand auf seinen Arm und eine warme Welle durchflutete ihn, die sein Herz einen Takt schneller schlagen ließ. „Ist dir schon mal in den Sinn gekommen, dass Merlin ein überaus schmutziges Spiel mit dir treiben könnte?“
    „Das habe ich mich allerdings schon mehr als einmal gefragt“, gab Gwyn zu.
    „Ich bin mir sicher, dass er alles daransetzt, um durch dich an den Gral zu gelangen.“
    „Und wenn er ihn hat…“
    „… wird er ihn benutzen, um die Unsterblichkeit zu erlangen!“ sagte Katlyn. „Ich glaube nicht, dass er sich sehr von Artur unterscheidet. Er ist nur geschickter in der Wahl der Mittel. Was würdest du tun, wenn der Kelch des letzten Abendmahls in deinen Besitz übergehen würde?“
    „Ich würde jedenfalls nicht aus ihm trinken, wenn es das ist, was du meinst. Ganz im Ernst: Ich finde, die Erlangung der Unsterblichkeit ist kein besonders erstrebenswertes Ziel. Irgendwann wäre man ziemlich allein.“
    „Du könntest auch andere Menschen daran teilhaben lassen“, schlug Katlyn vor.
    „Soll ich durch die Lande ziehen und jeden einen Schluck nehmen lassen, bis die ganze Menschheit das ewige Leben erlangt hat?“ Gwyn musste schmunzeln. „Das wäre eine Aufgabe, die mich ziemlich ausfüllen würde. Und zwar für eine sehr lange Zeit. Doch daraus ergäbe sich ein ganz anderes Problem. Wer verdiente es, aus diesem Kelch zu trinken? Du? Rowan? Lancelot? Artur?“ Er machte eine kleine Pause. „Mordred?“
    „Wohl nicht, oder?“, sagte Katlyn.
    „Ich weiß es nicht“, musste Gwyn zugeben. „Wenn alle ewig lebten, würde so etwas wie eine Waffengleichheit herrschen.“
    „Die gibt es auch jetzt schon. Wir alle werden eines Tages sterben.“
    „Eben. Wieso sollte ich also etwas daran ändern?“
    „Das ist auch wieder wahr“, gab Katlyn nachdenklich zu. „Aber welchen Zweck erfüllt dann der Gral, wenn man ihn nicht benutzen darf?“
    Gwyn schwieg.
    Vielleicht war der Gral nichts anderes als ein Ideal, dem man nachstreben musste, ohne es jemals tatsächlich zu erreichen. „Ich würde ihn jedenfalls nicht dazu benutzen, um den britannischen Thron zu besteigen. Ich bin der Hüter des Grals, nicht sein Sklave.“
    Weiter kam er nicht, denn Muriels lauter Schrei ließ sie hochfahren. Gwyn sprang auf, das Schwert in beiden Händen. Mit einem Seitenblick stellte er fest, dass Lancelot langsamer war als er. „Ihr bleibt bei Katlyn“, schrie Gwyn und ohne eine Antwort abzuwarten, sprang er durch den Busch, als ein zweiter Schrei ertönte. Diesmal war es Rowan. Gwyn rannte wie noch nie in seinem Leben. Der Mond stand hoch am Himmel und sein silbernes Licht reichte aus, um den schmalen Pfad so weit zu erhellen, dass Gwyn nicht stürzte.
    Als er das Ufer der Thamesis erreichte, sah er sie. Rowan hatte sich vor Muriel gestellt, die sich von hinten an ihren Beschützer klammerte. Gwyn wirbelte herum, konnte aber keinen Angreifer

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