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Gymnasium - Ein Ratgeber fuer Eltern

Gymnasium - Ein Ratgeber fuer Eltern

Titel: Gymnasium - Ein Ratgeber fuer Eltern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Zimmermann , Klaus Fritz
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zumindest nicht mehr wiederholt wurde.
     
    Bei Lehrern rangiert der Elternabend meist auf den unteren Stufen einer virtuellen Beliebtheitsskala schulischer Gepflogenheiten, vor allem dann, wenn sie die Eltern und deren Erwartungen noch nicht kennen   – was natürlich beim ersten Elternabend immer der Fall ist. Sturmerprobte Lehrer haben hier ein bewährtes Instrumentarium zur Hand, mit dem sie einen Elternabend gekonnt in die von ihnen gewünschte Richtung steuern.
    Da gibt es beispielsweise jenen Lehrer, der ernsthafte Probleme standhaft leugnet, »eigentlich« mit der Klasse zurechtkommt und beanstandete Lücken mit einem fachmännischen »Das-kriegen-wir-schon-noch-hin« souverän lächelnd zukleistert. Zwar haben die Eltern den   – glaubhaften   – Erzählungen ihrer Kinder etwas völlig anderes entnommen (»Bei Herrn Baumann im Unterricht ist es so tierisch laut, dass man sein eigenes Wort nicht versteht!«), aber ebendiesem Herrn Baumann gelingt es nun, routiniert und mit den Qualitäten eines Alleinunterhalters bei den Eltern den Eindruck zu erwecken, dass alles halb so schlimm sei. Ein so weichgespülter Elternabend wird schon darum ein »Erfolg«, weil er nach spätestens einer Stunde mangels Diskussion zu Ende ist. Und die Eltern fragen sich zurecht, warum sie, um solche Bedeutungslosigkeitenzu hören, beispielsweise eine Dreiviertelstunde Fahrt auf sich genommen haben.
    Dann gibt es den anderen Lehrertyp, der mit einem pauschalen »So-eine schlechte/unruhige/faule/undisziplinierte-Klasse-hatte-ich-noch-nie« die Elternschaft überfällt und dementsprechend schockiert. Dieser verbale Rundumschlag hat zur Folge, dass alle Eltern (bis auf die wenigen dickfelligen) sofort die Köpfe einziehen und für den Rest des Abends lieber mucksmäuschenstill sind, weil sie argwöhnen, dass mit dieser Aussage des Lehrers unzweifelhaft das Betragen des eigenen Kindes gemeint war.
    Eine weitere erfolgversprechende Methode für einen »gelungenen« Elternabend besteht darin, mit Fachbegriffen nur so um sich zu werfen. Und weil die meisten Eltern   – logischerweise, denn es ist schließlich nicht ihr Job   – nur wenig bis gar keine Ahnung beispielsweise vom Conditionnel 2 in Französisch haben oder sich unter einer Polynomdivision überhaupt nichts vorstellen können, steht einem abendfüllenden Einschüchterungsprogramm, bei dem auf Lehrerseite viel gesagt und auf Elternseite wenig verstanden wird, nichts im Wege. Mit dem Ergebnis, dass keiner sich traut, wirklich wichtige Fragen zu stellen, zum Beispiel, wieso die erste Klassenarbeit so miserabel ausgefallen ist.
    Es versteht sich von selbst: Das Zusammenleben in der Schule kann für alle Beteiligten nicht ständig ein paradiesischer Zustand sein. Konflikte treten auch hier auf   – wie überall im Leben. Haben Sie den Mut, diese anzusprechen, zum Beispiel über die Elternvertreter der Klasse. Aber achten Sie unbedingt auf die Verhältnismäßigkeit der Mittel. Denn so, wie Sie sehr wahrscheinlich milde lächelnd über die Tatsache hinwegsehen, dass Ihr Partner oft die Zahnpastatube nicht zuschraubt, sollten Sie in ähnlichen Bagatellfällen auch der Schule gegenüber tolerant sein.
    Zwischen berechtigten Interessen und Lappalien abzuwägen, hat zum Beispiel jener Vater vergessen, der beim Elternabend den Klassenlehrer mit drohendem Unterton in derStimme aufforderte, regelmäßig nachzusehen, ob unter der Bank seines Sohnes eventuell schon wieder ein Pausenbrot vergammelt. Das war einmal passiert, und der Sohn hatte sich durch den Geruch belästigt gefühlt. Logisch, dass dieser Vater in der Folgezeit einfach nicht mehr ernst genommen wurde vom Lehrer   – und von den anderen Eltern übrigens auch nicht.
     
    Nicht erst seit PISA ist bekannt: Eltern bestimmen durch ihre Leistungserwartungen die Schullaufbahn ihrer Kinder mit, beeinflussen sie in ihrer Entwicklung durch das Ausmaß an Förderung und Kontrolle insbesondere der Hausaufgaben (Näheres hierzu im entsprechenden Kapitel) und bereiten nicht zuletzt durch ihre Vorbildfunktion den Boden für die kindliche Bereitschaft, sich auch mit anspruchsvollen Texten auseinanderzusetzen. Klar, wenn sich Eltern maximal mit der Fernsehzeitschrift beschäftigen, wird die Aufforderung »Lies doch mal ein Buch« bestimmt ins Leere laufen.
    Genauso, wie Sie Ihren Beitrag durch die Erziehung Ihres Kindes leisten, können Sie erwarten, dass die Lehrer ihren Job ordentlich machen. Dazu gehört unter anderem ein

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