Gymnasium - Ein Ratgeber fuer Eltern
unterschiedlichen Gründen. Der Mobbende wird alles tun, um sein Verhalten zu bagatellisieren, beispielsweise durch Verharmlosungen wie: Das war doch nur Spaß! Das Opfer wiederum schweigt häufig seine Opferrolle tot. Schlimmer noch, in den Fällen, in denen das Opfer keinen Widerstand mehr entgegensetzt, übernimmt es immer mehr die Sichtweise des Täters und glaubt schließlich selbst: Ich bin dumm/ hässlich/unsportlich/niemand mag mich!
■ So helfen Sie Ihrem Kind
»Machen Sie Ihr Kind stark, damit es nicht zum Opfer wird«, empfehlen viele Ratgeber und haben damit natürlich recht. Nur: Wie mache ich mein Kind stark, wenn es – aus welchen Gründen auch immer – bereits gemobbt wird?
Wenn Sie in dieser Situation zu dem Schluss kommen: »Augen zu und durch! Irgendwann wird sich die Situation schon wieder beruhigen!«, so können Sie diese Hoffnung am ehesten dann haben, wenn Ihr Kind erfolgsorientiert und optimistisch ist, Querelen nicht besonders tragisch nimmt und gute Freunde hat, die es notfalls sogar wortwörtlich »raushauen«. Allerdings ist es eher unwahrscheinlich, dass ein Kind mit dieser belastbaren Psyche Mobbingopfer wird. Und in allen anderen Fällen wird die Haltung des Abwartens und Hoffens, dass das Mobbing von selbst aufhört, wenig erfolgreich sein.
Informieren Sie zuerst den Klassenlehrer und bitten Sie ihn um Vorschläge, wie das Mobbing unterbunden werden kann. Lassen Sie sich aber nicht mit Beschwichtigungen abspeisen wie: »Das darf man doch nicht so ernst nehmen! Kinder sind eben so!« Entscheidend ist nicht, wie der Lehrer die Situation beurteilt, entscheidend ist, wie Ihr Kind sich dabei fühlt! Treten Sie konsequent als Anwalt Ihres Kindes auf.
Mobbing ist nichts, was irgendwann von selbst verschwindet – in den meisten Fällen verschlimmert es sich, je länger ein Kind Opfer ist.
Machen Sie Lehrern, die mit Unverständnis oder dummen Sprüchen auf Ihr Anliegen reagieren (»Leider kann ich Ihnen keine passenden Mitschüler für Ihren Sohn backen!« – so ein Lehrer zu einer Mutter), klar, dass Sie ein Mindestmaß an pädagogischem Engagement erwarten. Andernfalls sind die Schulleitung oder auch das Schulamt Ihre künftigen Ansprechpartner – und das sollten Sie dem Lehrer auch ganz offen sagen. Vielleicht kommt er dann in die Gänge.
Aber erwarten Sie nicht zu viel. Denn auch engagierte Lehrer kennen kein Patentrezept gegen Mobbing. Leider! Was sie aber immerhin schaffen können, ist ein Rahmen, der Mobbing erschwert. Dazu gehört ein Klima im Klassenzimmer, das Übergriffe welcher Art auch immer sofort sanktioniert. Das erreicht ein Lehrer dadurch, indem er klar Stellung bezieht und notfalls auch in Gruppenprozesse innerhalb der Klasse eingreift, wenn sie problematisch zu werden drohen. So kann durch eine überlegte Zusammensetzung der Gruppen ein Mobbingopfer geschützt und gestärkt werden.
Vielversprechend ist der Vorschlag einer Mutter auf der Webseite mobbing.seitenstark.de: Die Klassenlehrerin habe »Unterstützergruppen« für ihre Tochter gebildet, die sich bei verbalem Mobbing auf die Seite ihrer Tochter stellen und somitden Mobbern – zumindest ein wenig – den Wind aus den Segeln nehmen.
Überhaupt scheinen – richtige – Freunde ein guter Schutz gegen Mobbing zu sein. Unterstützen Sie also Ihr Kind dabei, Freunde zu finden. Ob Ihnen diese hundertprozentig zusagen oder nicht, ist in diesem Fall nicht so wichtig. Entscheidend ist: Ihr Kind braucht viele, die zu ihm halten.
»Ich habe meinen Sohn zur Friedfertigkeit erzogen«, berichtet eine Mutter. »Augenscheinlich im Gegensatz zu anderen Eltern, deren Kinder nun glauben, ihre Aggressionen an meinem Sohn auslassen zu können, und ihn deshalb zum Opfer erkoren haben. In meiner Verzweiflung habe ich ihn schließlich im Boxclub angemeldet – nicht, damit er die anderen verprügelt, sondern damit sie mehr Respekt vor ihm bekommen.«
Alles, was dem Kind Stärke und Selbstvertrauen gibt, ist jetzt wichtig. Nur so kann es sich gegen Mobbingangriffe zumindest innerlich wehren, sich sozusagen immunisieren.
Für Täter ist ein Opfer, das stillhält, ein ideales Opfer. Ein Kind, das Souveränität ausstrahlt, ist dagegen eher uninteressant für Attacken.
Manchmal setzen Eltern große Hoffnungen in ein Gespräch mit den Eltern des Aggressors. »Ich weiß genau, wer meinen Sohn mobbt«, stellt eine Mutter fest. »Am liebsten würde ich die Eltern anrufen und mit ihnen darüber
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