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Haarmanns Kopf

Haarmanns Kopf

Titel: Haarmanns Kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roy Ebstein
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Freiheitsstrafe verurteilt, die bis August 2009 dauerte. Vor seiner Entlassung wurde er gutachterlich untersucht, weil er sich während der gesamten Haftdauer äußerst aggressiv und auffallend verhielt. Der damalige Gutachter, mein Kollege Prof. Fernow, kam seinerzeit zu dem Ergebnis, dass Dembowski für die Allgemeinheit weiterhin als gefährlich galt und weitere erhebliche Straftaten zu erwarten waren. Deshalb wurde die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus angeordnet.“
    „Wurde Dembowski denn nicht vor seiner Verurteilung psychologisch untersucht?“, wollte Yannik wissen.
    „Doch, wurde er. Aber der damalige Gutachter kam zu dem Ergebnis, dass bei Dembowski keine psychische Erkrankung und verminderte Schuldfähigkeit vorlagen“, beantwortete Paganetti die Frage.
    „Sie sagen, dass das letzte Gutachten anders ausfiel. Dembowski wird demnach jetzt als vermindert schuldfähig eingestuft und deshalb wurde seine Übernahme in den Maßregelvollzug angeordnet. Ist das richtig?“, fragte Martin.
    „Nicht ganz“, antwortete Paganetti. „Sie sagen: Er ist vermindert schuldfähig. Korrekt wäre, wenn Sie sagen: Er war vermindert schuldfähig. Dembowski hat in den letzten Monaten große Fortschritte gemacht. Er wird hier ärztlich und psychologisch betreut. Seine Prognose sieht gut aus. Sie merken schon, oft sind die Dinge komplizierter, als sie zunächst erscheinen ...“
    „Heißt das, dass er mit seiner Entlassung rechnen kann?“, fragte Yannik.
    „Mittel- bis langfristig halte ich das durchaus für möglich. Doch man darf keine Wunder erwarten. So etwas braucht Zeit“, antwortete Paganetti.
    „Wie ist Dembowski untergebracht? Kann er sich hier frei bewegen?“, fragte Martin.
    „Nein. Wo denken Sie hin? Auf dem Weg in mein Büro haben Sie den Teil der Klinik passiert, in der 38 Insassen in Einzelzimmern untergebracht sind. Ich sage absichtlich Insassen und nicht Patienten, um zu verdeutlichen, dass wir uns der Verantwortung bewusst sind, es hier mit zum Teil gefährlichen Straftätern zu tun zu haben. Die Grenze verläuft sehr oft fließend, und im Rahmen der forensischen Psychiatrie liegt unser Behandlungsziel in einer Minimierung des Risikos zukünftiger Straftaten.“
    „Das heißt, dass sich Dembowski nicht frei bewegen kann, sondern unter Verschluss ist?“, sagte Martin.
    „Das ist zwar sehr schablonenhaft ausgedrückt“, brummte Paganetti, „aber vom Grundsatz her trifft das wohl zu.“
    „Wer hat Zugang zu ihm und wer hat einen Schlüssel zu seiner Zelle?“
    „Einen Schlüssel hat immer der wachhabende Pfleger. Und falls die Frage kommt, ob es einen Universalschlüssel gibt – ja, auch den gibt es. Der ist bei mir unter Verschluss. Darüber hinaus bestehen Auflagen, wann die Zellentüren geöffnet werden dürfen. Und vor allem von wem. Vorschrift ist, dass nie eine Person allein die Türen öffnen darf.“
    „Wer hatte denn in der Nacht von Sonntag auf Montag Dienst?“
    „Das kann Ihnen Schwester Ingrid sagen. Sie hat den Dienstplan. Sie werden verstehen, dass ich mich mit solchen Petitessen nicht beschäftige.“
    „Wann können wir mit Dembowski sprechen?“, fragte Martin.
    „Ich kann zwar den Sinn nicht erkennen, aber wenn es sein muss, können Sie morgen mit ihm reden. Am besten gleich morgen früh.“
    „Warum geht das nicht heute?“, bohrte Yannik weiter.
    „Wie ich Ihnen bereits sagte, muss er auf das Gespräch vorbereitet werden. Als Psychiater und Arzt kann ich es nicht verantworten, ihn jetzt in seinem Rhythmus zu stören. Respektieren Sie das bitte.“
    „Haben Sie noch Zeit, einige unserer Fragen zu beantworten? Wir benötigen Ihren Rat als Forensiker und haben einige Fragen zu dem Mord.“
    „Mir wäre es lieber, wenn wir das auch morgen machen könnten. Ich beantworte Ihre Fragen gerne, doch ich habe jetzt gleich noch einen wichtigen Termin.“
    „Kein Problem. Wir kommen morgen wieder und besprechen dann alles Weitere. Zunächst vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben.“

 
    Sie verabschiedeten sich und fuhren zurück nach Göttingen. Yannik wunderte sich darüber, dass Martin den Arzt dermaßen mit Samthandschuhen angefasst hatte. „Solche Umgangsformen legst du sonst nicht an den Tag. Ist das Respekt? Oder verfolgst du ein bestimmtes Ziel, das sich mir nicht erschließt?“
    „Mein Bauch sagt mir, dass uns Dr. Paganetti noch sehr von Nutzen sein wird. Ich kann dir nicht sagen warum, aber seine Aura hat etwas Mystisches

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