Hab ich selbst gemacht
Hause komme, schalte ich den Computer an, tippe in die Suchmaschine »lazy« und »bread« ein, »faul« und »Brot«, und stoße auf einen Eintrag mit der Überschrift »No knead, No rest«, heißt: Kein Kneten, kein Stehenlassen. Klingt nach einem guten Brot.
Ich entdecke eine ganz neue Welt: die Welt des knetfreien Brots. In der es auch schon einige deutsche Anhänger zu geben scheint. Denn ich finde außerdem einen Artikel aus der Wochenzeitung Der Freitag, in dem der Autor Jörn Kabisch schreibt, dass das Rezept für knetfreies Brot das meistgesuchte Rezept der Welt ist. Kann ich verstehen.
Er schreibt außerdem: »Ich fand dieses Brotrezept anfangs mehr als unsympathisch. Es ist derart unsinnlich. Das finde ich noch heute. Wenn irgendetwas das Backen interessant macht, dann ist das doch das Kneten, vor allem beim Hefeteig.« Da bin ich anderer Meinung. Ich finde das Kneten langweilig, anstrengend, überflüssig und rundum blöd. Mehr habe ich zum Kneten nicht zu sagen. Außer: Meinetwegen kann es gern abgeschafft werden. Und in diesem Punkt sind wir uns wieder einig, stelle ich fest, als ich weiterlese: »Das knetfreie Topfbrot hat mich geläutert. Das Knetgebot gehört trotz tausendjähriger Geschichte wieder aus dem Küchenkatechismus verbannt. Denn was menschliche Hände können, schafft die Hefe allemal. Sogar besser.«
Ich bin sofort überzeugt; nicht nur das, ich bin euphorisch. Das knetfreie Brot könnte meine Chance auf weitere 34 Wochen Brotbacken sein. Ich hole meine Schüssel aus dem Schrank und schütte wie im Text angegeben 400 Gramm Mehl hinein, mische einen Teelöffel Salz und einen viertel Teelöffel Trockenhefe darunter. Dann kippe ich 300 Milliliter warmes Wasser langsam in das Mehl und rühre währenddessen mit meinem Teigschaber einen klebrigen Teig an. Ichstürze einen Topfdeckel auf die Schüssel und stelle sie für die nächsten 12 Stunden in die hinterste Ecke auf die Arbeitsplatte. Und plötzlich bin ich doch noch zufrieden mit diesem Samstag. Ich werde den Rest des Tages faul und lesend auf dem Sofa verbringen.
Denn draußen regnet es weiter.
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Tag 129
Das beste Brot der Welt
Ich schneide mir die vierte Scheibe vom besten Brot der Welt ab. Ich kann einfach nicht aufhören zu essen, so gut schmeckt es. Und der Mann isst noch schneller als ich, mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Das Brot sieht zwar lustig aus, flach und rund, aber wie soll ein Brot auch aussehen, das in einem Topf gebacken wurde! In diesem Fall ist mir die Form mal richtig egal. Das Brot sieht nämlich trotzdem noch hundertmal besser aus als die grauen Laibe, die ich in den letzten Monaten produziert habe, dieses Brot glänzt braun und appetitlich, und außerdem hat es eine Kruste, die schön knackt.
Für mich steht fest: Ab jetzt nur noch Brot ohne Kneten. Für dieses Brot spricht einfach alles. Man hat überhaupt nur zwei Mal für je zwei Minuten etwas mit ihm zu tun, einmal beim Zusammenrühren und einmal viele Stunden später beim Umbetten aus der Schüssel in den Topf. Dazwischen liegt das Brot rum, geht vorbildlich auf, danach muss es nur noch gebacken werden – fertig.
Wie gesagt: Es ist das beste Brot der Welt.
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Tag 136
Kein tapferes Schneiderlein
Ich benötige immer noch eine Hose. Dringend. Der nur halb erfolgreiche Versuch mit der Schlafanzughose hat mich zwar etwas irritiert, aber meine einzige intakte Hose leidet unter der Dauerbelastung. Nur traue ich es mir nicht zu, gleich eine Hose nach einem eigenen Schnitt zu nähen. Hosen sind kompliziert. Im Zweifelsfall kneifen sie. Oder hängen sackartig an einem herunter. Vor allem machen sie so viel Arbeit, dass es gar nicht in Frage kommt, eine zu nähen, die anschließend scheiße aussieht und es nie in die Öffentlichkeit schafft.
Deswegen habe ich zwei Beschlüsse gefasst:
1. Ich werde mir heute zwar eine neue Hose nähen.
2. Ich werde den Schnitt dafür aber nicht selber machen.
Stattdessen krame ich meine Nähzeitschrift hervor. Vor ein, zwei Jahren habe ich mir mal eine Ausgabe der Burda easy fashion gekauft, weil mir die Schnitte darin so gut gefielen und ich optimistisch war, ganz bald mehr zu nähen, wirklich. Darin sind Schnitte für Hüfthosen, asymmetrische Oberteile, coole Mäntel, einfache Blusen und so etwas. Eben nicht die klassischen Taillenhose-Blümchenkleid-Kollektion, die man sonst meistens findet.
Auch einen Stoff für die Hose habe ich bereits. Schöne, mittelschwere Schurwolle in Dunkelgrau. Sie war immer
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