Hab ich selbst gemacht
gewendet werden – auch das eine Maßnahme, die den Käse fester und trockener machen soll.
In der Zwischenzeit schauen wir noch mal nach der Ziegenmilch. Die schwimmt aber immer noch dickflüssig in ihrem Topf. Dabei hat sie jetzt schon fast zwei Stunden Extrazeit bekommen.
»Sollen wir noch mal ein bisschen Lab einrühren?«, frage ich den Mann.
»Keine Ahnung. Kann es dann schlecht werden?«
»Keine Ahnung.« Hier sind zwei Amateure am Werk, die eine Entscheidung treffen müssen. Da die Alternative jetzt wäre, die Ziegenmilch einfach wegzuschütten, beschließen wir, es wirklich noch mal mit etwas Lab zu probieren. Wir stellen den Topf erneut kurz auf den Herd, lassen die Milch warm werden, ich rühre Lab unter und wickle den Topf in die Decken ein. Wir haben jetzt also ein Sorgenkind.
Zurück beim Lieblingskind, das alles so macht, wie es soll, steht die Frage an, wie man so einen Käse jetzt wendet. Vor allem, wenn er wie unserer 10 mal 17 Zentimeter groß ist und noch ziemlich wackelig aussieht. Wir legen ein Brett auf die Form, der Mann hält die Kanten der Gemüseschale und das Brett fest, ich lege meine Hände auf den Boden der Schale und auf die andere Seite des Brettes.
»Eeeins, zweeei, …«
»Halt! In welche Richtung drehen wir?«, unterbreche ich den Countdown.
»Zu mir. Andersrum breche ich mir die Arme. Also, eeeins, zweeei, drei!«
Schwungvoll drehen wir Brett und Käseform herum, der Käse platscht flach auf das Brett und wir atmen erleichtert aus. Er ist noch heil. Ganz vorsichtig und mit den flachen Händen, damit kein Stück abbricht, drehe ich den Käse auf dem Brett auf die andere Seite, auch das gelingt, dann stülpe ich die Schale wieder auf den Käse, der Mann hält die Kanten fest, und wir zählen wieder einen Countdown, an dessen Ende unser Käse zurück in die Schale platscht, ein kleines bisschen schief, aber unverletzt. Wir ruckeln ihn zurecht und stellen die Schale zurück zum Abtropfen.
Das wird in den folgenden Stunden unsere Nachmittagsbeschäftigung sein: Käse wenden. Er muss zwei Mal im Dreißigminutenabstand, dann zwei Mal im Stundenabstand und dann noch zwei Mal alle zwei Stunden gewendet werden. Und dann haben wir einen Käse, der nur noch reifen muss.
»Das ist keine Geheimwissenschaft, würde ich sagen.«
»Warte erst mal ab«, bremst der Mann meinen Enthusiasmus. Aber ich finde wirklich: Beim Käsemachen muss man sich vor allem an die Anleitung halten, dann wird es auch was. Vermutlich kriegt man beim zweiten, dritten, vierten Mal sogar Routine und muss dann nicht mehr alle paar Minuten das Rezept lesen – so wie wir, weil wir immer schon wieder vergessen haben, was als Nächstes passieren soll.
Wir schauen ein letztes Mal in den Topf mit der Ziegenmilch. Aber die sieht noch genauso aus wie vorher. Ich trage den Topf ins Bad, öffne den Klodeckel, zögere noch mal kurz – schade, um die schöne Ziegenmilch! – und leere den Topf aus.
Ich wasche meine Hände gründlich. Ein letztes Mal wende ich den Käse, bevor wir ihn für die Nacht in Ruhe lassen, damit er noch weiter trocknet und schrumpft. Morgen früh werden wir ihn dann mit Salz panieren und für zwei Wochen in die Kellerbüchse sperren. Vermutlich ist genau das der Moment, in dem der junge Johann Huber mit den Kumpels feiern ging. Wir gehen schlafen.
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Tag 267
The One-Million-Dollar-Dress
Der Mann und ich stehen in einem Hotelzimmer in einer fremden Stadt und ziehen uns um. Heute ist der große Tag. Der Smoking-Abend. Der Mann bindet sich seine Fliege um den Hals, ich ziehe mir ein paar feine schwarze Strumpfhosen an und die schwarzen Mary Janes, die ich mir extra noch zum Kleid gekauft habe.
Dann schlüpfe ich in mein Kleid und muss den Mann darum bitten, mir den Reißverschluss zuzumachen. Das kannte ich bisher nur aus Filmszenen: Die Frau geht zum Mann, hält sich die Haare hoch, er streicht letzte Strähnen aus ihrem Nacken und schließt ihr den Reißverschluss. Und genau so ist es dann auch wirklich, wenn man ein Kleid mit einem 60 Zentimeter langen Reißverschluss hat, den man selbst mit langjähriger Yoga-Erfahrung nicht allein zukriegt.
Ich zupple mich ein bisschen im Kleid zurecht, dummerweise spannen die Futterärmel immer noch. Das Kleid hat eigentlich Puffärmel, doch um den »Puff« im Ärmel nicht allzu dick ausfallen zu lassen, habe ich mich entschieden, die Baumwollärmel im Kleid schmal zuzuschneiden, ohne die vielen Falten. Gestern, nachdem das Kleid dann endlich in
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