Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haben oder Nichthaben

Haben oder Nichthaben

Titel: Haben oder Nichthaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
Vom Netzwerk:
dir reden. Von dir kommt nie was Gutes. Du bist das reinste Gift.»
    «Ich hab was für dich. Was Gutes.»
    «Schön. Also dies eine Mal werde ich zuhören», sagte Harry zu ihm. «Worum dreht sich’s denn? Um Juan?»
    «Nein, nicht um Juan.»
    Sie gingen nach hinten um die Biegung der Theke herum, dorthin, wo die Nischen sind, und sie waren eine ganze Weile weg.
    Während sie weg waren, kam Big Lucies Tochter herein mit dem Mädchen aus ihrem Etablissement, das bei ihnen lebt, mit der sie immer zusammen ist, und sie setzten sich an die Theke und tranken Coca-Cola.
    «Ich hab gehört, daß sie nach sechs Uhr abends keine Mädchen mehr auf der Straße erlauben wollen und keine Mädchen in irgendeinem von den Lokalen», sagt Freddy zu Big Lucies Tochter.
    «Hab ich auch gehört.»
    «Wird ‘ne schön beschissene Stadt werden», sagte Freddy.
    «Beschissene Stadt wahrhaftig. Man geht nur mal raus für ein Sandwich oder eine Coca-Cola, und gleich wird man verhaftet und muß 15 Dollar blechen.»
    «Die haben es ja nur auf so was abgesehen», sagte Big Lucies Tochter. «Jeden, der sich mal ein bißchen amüsieren will, jeden, der irgendwie ein bißchen fesch auftritt.»
    «Wenn in der Stadt hier nicht bald mal irgendwas passiert, wird’s faul werden.»
    Gerade da kamen Harry und der Rechtsanwalt wieder heraus, und der Rechtsanwalt sagte: «Du wirst also dann da rauskommen?»
    «Warum bringst du sie nicht hierher?»
    «Nein. Die wollen nicht reinkommen. Draußen.»
    «Schön», sagte Harry und steuerte auf die Theke zu, und der Rechtsanwalt ging weiter und hinaus.
    «Was willst du trinken, Al?» fragte er mich.
    «Bacardi.»
    «Gib uns zwei Bacardis, Freddy.»
    Dann wandte er sich an mich und sagte: «Was machst du denn jetzt, Al?»
    «Notstandsarbeit.»
    «Und was?»
    «Abzugskanal graben. Die alten Straßenbahngleise aufreißen.»
    «Was kriegst du dafür?»
    «Siebeneinhalb.»
    «Die Woche?»
    «Was hast du denn gedacht?»
    «Wie kannst du denn dann hier trinken?»
    «Tat ich nicht, bis du mich eingeladen hast», sagte ich zu ihm.
    Er schob sich ein bißchen näher an mich ran. «Willst du auf ‘ne Tour gehen?»
    «Kommt darauf an, was es ist.»
    «Darüber sprechen wir noch.»
    «Schön.»
    «Komm mit mir raus ins Auto», sagte er. «Bis nachher, Freddy.» Er atmete ein bißchen schnell, wie er es immer tat, wenn er was getrunken hat, und ich ging die Straße hinauf, wo sie aufgerissen war, wo wir den ganzen Tag über gearbeitet hatten, zu der Ecke, wo sein Auto stand.
    «Steig ein!» sagte er.
    «Wo geht’s hin?» fragte ich ihn.
    «Ich weiß nicht», sagte er. «Muß ich noch herausfinden.»
    Wir fuhren die Whitehead Street hinauf, und er sagte nichts, und am Ende der Straße bog er nach links ab, und wir fuhren durch die obere Stadt nach der White Street und auf ihr hinaus zum Strand. Die ganze Zeit über sagte Harry kein Wort, und wir bogen auf den Sandweg ein und fuhren ihn entlang bis zum Boulevard. Draußen auf dem Boulevard lenkte er das Auto hinüber an den Rand des Trottoirs und hielt.
    «Ein paar Auswärtige wollen mein Boot chartern, um eine Tour damit zu machen», sagte er.
    «Dein Boot ist doch vom Zoll beschlagnahmt.»
    «Das wissen die Fremden nicht.»
    «Was für ‘ne Tour?»
    «Sie sagen, sie wollen jemand nach Kuba rüberschaffen, der dort geschäftlich zu tun hat und nicht per Schiff oder Flugzeug reisen kann. Honigmaul hat mir davon erzählt.»
    «Wird so was gemacht?»
    «Gewiß doch. Die ganze Zeit schon seit der Revolution. Es klingt ganz in Ordnung. Eine Menge Leute machen’s so.»
    «Und wie ist das mit dem Boot?»
    «Wir müssen das Boot stehlen. Weißt du, die haben nichts daran gemacht, daß ich es nicht starten könnte.»
    «Wie willst du’s denn aber aus dem Unterseeboothafen herauskriegen?»
    «Ich werd’s schon herauskriegen.»
    «Und wie kommen wir zurück?»
    «Das muß ich mir noch austüfteln. Wenn du nicht mitkommen willst, sag’s.»
    «Ich kann genausogut mitkommen, wenn dabei Geld rauskommt.»
    «Hör mal», sagte er. «Du verdienst siebeneinhalb Dollar die Woche. Du hast drei Gören in der Schule, die mittags hungrig sind. Du hast eine Familie, die Kohldampf schiebt, und ich geb dir ‘ne Chance, ein bißchen Geld zu machen.»
    «Du hast nicht gesagt, wieviel. Wenn man ein Risiko läuft, muß was bei rauskommen.»
    «Heutzutage kommt bei keiner Art von Risiko viel raus, Al», sagte er. «Sieh mich an. Ich hab früher die ganze Saison durch 35 Dollar pro Tag gemacht, als

Weitere Kostenlose Bücher