Haben oder Nichthaben
Klappe.»
«Der Teufel soll dich holen.»
«Na, sachte, sachte», sagte Harry, als wir in die Einfahrt bogen und zum Hintereingang der Kneipe fuhren. Er war ein Rauhbein, und er hatte ein böses Maul, aber ich konnte ihn immer gut leiden.
Wir hielten mit dem Auto hinter der Kneipe und gingen in die Küche, wo die Frau von dem Mann am Herd stand und kochte.
«Tag, Freda», sagte Harry zu ihr. «Wo ist Honigmaul?»
«Da drinnen, Harry. Tag, Albert.»
«Tag, Miss Richards», sagte ich. Ich kannte sie schon von der Zeit her, wo sie im Bordellviertel gelebt hatte, aber zwei oder drei von den am schwersten arbeitenden verheirateten Frauen in der Stadt waren mal Strichmädchen gewesen und die hier schuftete allerhand, das kann ich euch sagen.
«Bei dir zu Hause alles wohl?» fragte sie mich.
«Geht allen gut.»
Wir gingen durch die Küche und in das Hinterzimmer. Da war Honigmaul, der Rechtsanwalt, und vier Kubaner saßen mit ihm am Tisch.
«Setzen Sie sich», sagte einer auf englisch. War ein derber, massiv aussehender Kerl, mit einem großen Gesicht und einer tiefen, kehligen Stimme, und er hatte reichlich was getrunken, das sah man. «Wie heißen Sie?»
«Und Sie?» sagte Harry.
«Schön», sagte der Kubaner da. «Von mir aus. Wo ist das Boot?»
«Das liegt unten im Bootshafen», sagte Harry.
«Wer ist das?» fragte ihn der Kubaner und sah mich an.
«Mein Steuermann», sagte Harry.
Der Kubaner musterte mich, und die anderen Kubaner musterten uns beide.
«Er sieht hungrig aus», sagte der Kubaner und lachte. Die anderen lachten nicht. «Wollen Sie was trinken?»
«Schön», sagte Harry.
«Was, Bacardi?»
«Das, was Sie trinken», sagte Harry zu ihm.
«Trinkt Ihr Steuermann?»
«Ich trink auch einen», sagte ich.
«Bisher hat dich niemand gefragt», sagte der große Kubaner. «Ich habe nur gefragt, ob du trinkst.»
«Ach, laß das doch, Roberto», sagte einer der Kubaner, einer, der fast noch ein Junge war. «Kannst du denn nichts tun, ohne eklig zu werden?»
«Was heißt denn hier eklig werden? Ich hab doch nur gefragt, ob er trinkt. Wenn man wen anheuert, fragt man dann nicht, ob er trinkt?»
«Bestell ihm was zu trinken», sagte der andere Kubaner. «Wir wollen zur Sache kommen.»
«Was wollen Sie für Ihr Boot, Großprotz?» fragte der Kubaner mit der tiefen Stimme, der Roberto hieß.
«Hängt davon ab, was ihr damit machen wollt», sagte Harry.
«Uns vier nach Kuba bringen.»
«Wohin da?»
«Cabanas. In die Nähe von Cabanas. Von Mariel ein Stückchen die Küste runter. Wissen Sie, wo das ist?»
«Gewiß», sagte Harry. «Euch einfach hinbringen?»
«Das ist alles. Uns hinbringen und uns an Land setzen.»
«300 Dollar.»
«Zuviel. Was kostet’s, wenn wir Sie pro Tag chartern und Ihnen zwei Wochen garantieren?»
«40 Dollar pro Tag, und ihr stellt 1500 Dollar Kaution, falls was mit dem Boot passiert. Muß ich es ausklarieren?»
«Nein.»
«Sie bezahlen für Benzin und Öl», sagte Harry zu ihm.
«Wir werden Ihnen 200 Dollar geben fürs Rüberfahren und ans Land bringen.»
«Nein.»
«Wieviel wollen Sie?»
«Ich hab’s Ihnen gesagt.»
«Das ist zuviel.»
«Nein, das ist es nicht», sagte Harry zu ihm. «Ich weiß nicht, wer ihr seid; ich weiß nicht, was ihr für Geschäfte macht, und ich weiß nicht, wer auf euch schießt. Ich muß zweimal mitten im Winter quer über den Golf. Auf jeden Fall riskier ich mein Boot. Ich werde euch für 200 Dollar rüberschaffen, und ihr könnt eine Garantie von 1000 Dollar stellen, daß dem Boot nichts passiert.»
«Das ist recht und billig», sagte Honigmaul zu ihnen. «Das ist mehr als recht und billig.»
Die Kubaner unterhielten sich jetzt auf spanisch. Ich konnte sie nicht verstehen, aber ich wußte, Harry verstand sie.
«Schön», sagte der Große. «Wann kann’s losgehen?»
«Jederzeit morgen abend.»
«Vielleicht wollen wir auch erst den Abend darauf fahren», sagte einer von ihnen.
«Das ist mir egal», sagte Harry. «Nur lassen Sie mich’s rechtzeitig wissen.»
«Ist Ihr Boot in Form?»
«Gewiß», sagte Harry.
«Es ist ein gutaussehendes Boot», sagte der Jüngste.
«Wo haben Sie es gesehen?»
«Mr. Simmons, der Rechtsanwalt hier, hat es mir gezeigt.»
«Aha», sagte Harry.
«Trinken Sie noch einen?» sagte einer von den anderen Kubanern. «Waren Sie oft in Kuba?»
«Ein paarmal.»
«Sie sprechen Spanisch?»
«Ich hab’s nie gelernt», sagte Harry.
Ich sah, wie Honigmaul, der Rechtsanwalt, ihn ansah, aber er ist
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