Haben oder Nichthaben
befördern will, muß ich mir die Sache mit dem Boot auskalkulieren. Es wird nicht schwer sein, es rauszuholen, aber wenn ich’s heute nacht raushole, und die merken, daß es weg ist, finden sie’s vielleicht. Auf jeden Fall gibt’s einen mächtigen Klamauk. Heute abend aber ist die einzige Zeit, wo ich’s rausholen kann. Ich kann’s mit der Ebbe rausholen und es dann verstecken. Ich kann nachsehen, was fehlt, falls was fehlt, falls sie irgendwas abmontiert haben. Und Benzin und Wasser muß ich einfüllen. Ich hab heute nacht verdammt zu tun. Dann, wenn ich es versteckt habe, muß Albert sie in einem Rennboot rausbringen. Dem von Walton vielleicht. Ich kann es mieten. Oder Honigmaul kann es mieten. Das ist besser. Honigmaul kann mir heute abend helfen, das Boot rauszuholen. Honigmaul ist derjenige welcher. Weil’s ja so sicher wie was ist, daß die sich da von wegen Honigmaul was ausgetiftelt haben. Müssen sich ja von wegen Honigmaul was ausgetiftelt haben.
Nimm mal an, die haben sich was von wegen mir und Albert ausgetiftelt. Sah denn einer von ihnen wie ein Seemann aus? Schien irgendwer von ihnen ein Seemann zu sein? Muß mal nachdenken. Vielleicht der Nette, vielleicht. Möglicherweise der da, der Junge. Das muß ich rauskriegen, denn wenn sie von Anfang an kalkuliert haben, ohne mich und Albert fertig zu werden, ist nichts zu machen. Früher oder später haben sie sicher was mit uns vor. Aber im Golf hat man Zeit. Ich tiftel mir ja auch immerzu was aus. Ich muß die ganze Zeit über richtig denken. Ich darf keinen Fehler machen. Nicht einen Fehler. Auch nicht einen. Na, jetzt hab ich ja allerhand was zum Nachdenken. Was zu tun und was zum Nachdenken, außer mir den Kopf zu zerbrechen, was zum Teufel geschehen soll. Außer mir den Kopf zu zerbrechen, was aus der ganzen verdammten Sache werden soll. Wenn sie’s erst mal deponiert haben. Wenn man erst um einen Einsatz spielt. Wenn man erst mal eine Chance hat. Statt nur zuzusehen, wie das Ganze zum Teufel geht. Mit keinem Boot, um sein Brot zu verdienen. Der Honigmaul da. Der weiß nicht, was ihm blüht. Der hat keinen Schimmer von dem, was hier gespielt wird. Hoffentlich taucht er recht bald bei Freddy auf. Ich hab heute nacht reichlich zu tun. Ich geh wohl besser was essen.
3
Es war ungefähr 21 Uhr 30, als Honigmaul in das Lokal kam. Man konnte sehen, daß man ihn bei Richard ordentlich vollgepumpt hatte, weil er nämlich großkotzig wird, wenn er trinkt, und er kam ziemlich großkotzig rein. «Na, Großkotz», sagte er zu Harry.
«Selber Großkotz», sagte Harry zu ihm.
«Ich will mit dir sprechen, Großkotz.»
«Wo? Hinten in deinem Büro?» fragte ihn Harry.
«Ja, dahinten. Irgendwer dahinten, Freddy?»
«Nicht, seit die Verordnung raus ist. Sag mal, wie lange soll denn das mit der Sechs-Uhr-Angelegenheit gehen?»
«Warum beauftragst du mich nicht, mich darum zu kümmern?» sagte Honigmaul.
«Dich beauftragen? Den Teufel werd ich das tun», sagte Freddy zu ihm.
Und die zwei gehen nach hinten, da, wo die Nischen und die Kästen mit den leeren Flaschen sind.
An der Decke brannte eine elektrische Birne, und Harry sah in alle Nischen, in denen es dunkel war, und stellte fest, daß niemand da war.
«Na?» sagte er.
«Sie wollen übermorgen Spätnachmittag fahren», sagte Honigmaul zu ihm.
«Was haben sie vor?»
«Du sprichst doch Spanisch», sagte Honigmaul.
«Du hast ihnen das doch nicht gesagt?»
«Nein. Ich bin doch auf deiner Seite, das weißt du.»
«Du würdest deine eigene Mutter verpfeifen.»
«Hör schon auf! Schau doch nur, was ich dir da verschafft habe.»
«Seit wann gehst du denn auf die schwere Tour?»
«Hör mal, ich brauch das Geld. Ich muß hier raus. Hier sitze ich völlig auf dem trockenen. Das weißt du ja, Harry.»
«Wer weiß das nicht?»
«Du weißt ja, wie sie diese Revolution hier finanziert haben. Mit Kidnappen und dergleichen.»
«Ich weiß.»
«Dies hier ist dieselbe Sache. Sie tun’s für einen guten Zweck.»
«Tja, aber wir sitzen hier, und hier bist du geboren. Da kennst du jeden, der Arbeit hat.»
«Es wird keinem was passieren.»
«Mit den Kerlen da?»
«Ich dachte, du hättest cojones.»
«Ich hab cojones. Mach dir keine Sorgen um meine cojones. Aber ich hab vor, weiterhin hier zu leben.»
«Ich nicht», sagte Honigmaul.
Herrgott, dachte Harry. Er hat es selbst gesagt.
«Ich will hier weg», sagte Honigmaul. «Wann wirst du das Boot rausholen?»
«Heute abend.»
«Wer wird dir
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