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Haben oder Nichthaben

Haben oder Nichthaben

Titel: Haben oder Nichthaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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helfen?»
    «Du.»
    «Wo wirst du’s hinlegen?»
    «Wo’s immer liegt.»
    Es war nicht weiter schwierig, das Boot herauszuholen. Es war so einfach, wie Harry sich’s vorgestellt hatte. Der Nachtwächter machte immer um Voll seine Runde, und die übrige Zeit war er am äußersten Tor der früheren Marinewerft. Sie kamen in einem Skiff in das Hafenbecken, schnitten das Boot bei Ebbe los, und es trieb heraus und wurde von dem Skiff geschleppt. Draußen, während es in der Fahrrinne trieb, sah Harry die Motoren nach und stellte fest, daß sie nur die Anschlüsse der Verteilerkappen abgenommen hatten. Er kontrollierte den Benzinstand und stellte fest, daß beinahe 150 Gallonen darin waren. Sie hatten nichts aus den Tanks herausgepumpt, und sie enthielten das, was er darin gehabt hatte, als er das letzte Mal herübergekommen war. Vor dem Auslaufen hatte er vollgetankt, und er hatte sehr wenig verbraucht, weil sie bei dem hohen Seegang so langsam hatten fahren müssen.
    «Ich hab im Tank zu Hause Benzin», sagte er zu Honigmaul. «Ich kann eine Fuhre Demijohns im Auto mit mir rausbringen und Albert kann noch eine rausbringen, falls wir’s brauchen. Ich leg das Boot im Fluß fest, direkt da, wo er die Chaussee kreuzt. Sie können per Auto rauskommen.»
    «Sie wollten, daß du direkt am Porter-Dock bist.»
    «Wie kann ich denn mit dem Boot hier da liegen?»
    «Kannst du natürlich nicht. Aber ich glaube nicht, daß sie Auto fahren wollen.»
    «Na, wir machen mal heute nacht da fest, und ich kann auffüllen und alles, was nötig ist, tun. Dann kann ich immer noch den Ort wechseln. Du kannst ein Rennboot mieten, um sie rauszubringen. Jetzt muß ich es dort hinbringen. Ich hab reichlich zu tun. Du ruderst rein und fährst zur Brücke raus und holst mich ab. In ungefähr zwei Stunden bin ich auf der Chaussee. Ich laß es da, und komm rauf auf die Chaussee.»
    «Ich werde dich abholen», sagte Honigmaul, und Harry drehte mit abgedrosselten Motoren, so daß er sich geräuschlos durchs Wasser bewegte und schleppte das Skiff dicht an die Stelle, wo das Ankerlicht von dem Kabelschoner zu sehen war. Er schaltete die Kupplung aus und hielt das Skiff, während Honigmaul einstieg.
    «Ungefähr in zwei Stunden», sagte er.
    «Schön», sagte Honigmaul.
    Als er so am Steuer saß und langsam in der Dunkelheit voranglitt, immer in gehöriger Entfernung von den Lichtern vorn an den Docks, dachte Harry: Honigmaul tut allerhand für sein Geld. Wieviel, glaubt er wohl, daß er kriegen wird? Wie mag er nur diese Kerle da aufgegabelt haben? War ein fescher Junge, der mal eine gute Chance gehabt hat. Und ein guter Anwalt ist er auch. Aber es überlief mich kalt, als ich hörte, wie er es selbst sagte. Er hat’s wahrhaftig selbst berufen. Komisch, wie jemand so was berufen kann. Als ich hörte, wie er’s selbst berief, hat’s mich gegruselt.

4
    Als er im Haus war, drehte er das Licht nicht an, sondern zog im Gang die Schuhe aus und ging die kahle Treppe in Strümpfen hinauf. Er zog sich aus, behielt nur sein Unterhemd an und war im Bett, bevor seine Frau aufwachte. Sie sagte im Dunkeln: «Harry», und er sagte: «Schlaf man, Alte.»
    «Harry, was ist los?»
    «Ich mach eine Fahrt.»
    «Mit wem?»
    «Niemand. Vielleicht Albert.»
    «Mit wessen Boot?»
    «Ich hab das Boot wieder.»
    «Seit wann?»
    «Heute abend.»
    «Du kommst ins Loch, Harry.»
    «Niemand weiß, daß ich’s habe.»
    «Wo ist es?»
    «Versteckt.»
    Er lag still im Bett und fühlte ihren Mund auf seinem Gesicht, und wie sie ihn suchte und dann ihre Hand auf sich, und er rollte dicht an sie ran.
    «Willst du?»
    «Ja, jetzt.»
    «Ich hab geschlafen. Weißt du noch, wenn wir’s im Schlaf taten?»
    «Hör mal, stört dich der Arm? Hast du nicht ein komisches Gefühl dabei?»
    «Du bist ja dumm. Ich mag’s. Alles, was zu dir gehört, mag ich. Leg ihn da entlang. Mach weiter. Ich mag’s wirklich.»
    «Er ist wie eine Flosse von einer Seeschildkröte.»
    «Du bist doch keine Seeschildkröte nicht. Machen die’s wirklich drei Tage? Wirklich drei Tage lang?»
    «Gewiß doch. Komm, sei still. Wir wecken die Mädchen.»
    «Die wissen nicht, was ich habe. Die werden nie wissen, was ich habe. Ach, Harry! Ja, so. Ach, du Süßer!»
    «Warte mal.»
    «Ich will nicht warten. Komm, mach! Ja, so. Da, ja. Sag mal, hast du’s jemals mit einem Niggermädchen getrieben?»
    «Gewiß.»
    «Wie ist es denn?»
    «Wie mit einem Haifisch.»
    «Du bist komisch, Harry. Ich wünschte, du brauchtest

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