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Haben oder Nichthaben

Haben oder Nichthaben

Titel: Haben oder Nichthaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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demselben ausdruckslosen Tonfall.
    «Was geht mich das an?» sagte Harry. «Die sollten besser auf ihre Boote aufpassen.»
    Die beiden standen an der Theke, und keiner von ihnen sagte etwas, bis Big Rodger und die zwei oder drei anderen rausgeschlendert waren.
    Dann gingen sie nach hinten.
    «Du bist das reinste Gift», sagte Harry. «Alles, was du anfaßt, ist Gift.»
    «Ist doch nicht meine Schuld, daß man es von einem Lastwagen aus sehen konnte. Du hast den Ort ausgesucht. Du hast dein Boot selbst versteckt.»
    «Schnauze!» sagte Harry. «Haben die je früher so hohe Lastwagen gehabt? Das war die letzte Chance, die ich hatte, ein bißchen ehrliches Geld zu machen. Das war die letzte Chance mit dem Boot, die ich hatte, wo Geld bei rausgekommen wäre.»
    «Ich hab’s dir gesagt, gleich als es passiert war.»
    «Du bist ein Aasgeier.»
    «Mach schon Schluß», sagte Honigmaul. «Die wollen jetzt heute spät am Nachmittag fahren.»
    «Verteufelt noch mal, wollen sie, so?»
    «Sie sind wegen irgendwas nervös geworden.»
    «Um wieviel Uhr wollen sie fahren?»
    «Um fünf.»
    «Ich werde mir ein Boot besorgen. Ich werde Sie zur Hölle befördern.»
    «Gar keine schlechte Idee.»
    «Halt bloß den Mund und quassel mir nicht in meine Angelegenheiten herein.»
    «Hör mal, du große, blutdürstige Geiferspritze», sagte Honigmaul. «Ich versuch dir aus der Tinte zu helfen und bring dir dies Geschäft…»
    «Und alles, was bei rauskommt, ist Gift. Schnauze! Du bist Gift für jeden, der was mit dir zu tun hat.»
    «Nun hör mal auf, du Stänkerer!»
    «Sei doch schon still», sagte Harry. «Ich muß nachdenken. Alles, was ich getan habe, ist die eine Sache ausdenken, und ich hatte gerade alles ausgedacht, und jetzt muß ich was Neues ausdenken.»
    «Warum läßt du mich dir denn nicht helfen?»
    «Du komm um zwölf hierher und bring das Geld, das für das Boot als Kaution gestellt wird.»

    Als sie herauskamen, kam Albert auf das Lokal zu und ging Harry entgegen.
    «Tut mir leid, Albert, ich kann dich nicht brauchen», sagte Harry. Soweit hatte er es bereits ausgetiftelt.
    «Ich würd’s billig machen», sagte Albert.
    «Tut mir leid», sagte Harry. «Ich hab jetzt keine Verwendung für dich.»
    «Du wirst keinen ordentlichen Kerl finden, der für so billiges Geld geht wie ich», sagte Albert.
    «Ich fahr allein.»
    «So ‘ne Tour kannst du doch nicht allein machen», sagte Albert.
    «Schnauze!» sagte Harry. «Was weißt du schon davon? Bringen sie euch etwa bei der Notstandsarbeit mein Geschäft bei?»
    «Geh zum Teufel!» sagte Albert.
    «Werde ich wahrscheinlich», sagte Harry.
    Jeder, der ihn ansah, konnte sehen, daß er ziemlich schnell dachte und daß er nicht gestört werden wollte.
    «Ich möchte gern mit», sagte Albert.
    «Ich kann dich nicht brauchen», sagte Harry. «Laß mich in Ruhe, ja?»
    Albert ging hinaus, und Harry stand da an der Theke und blickte auf den Zehn-und die beiden Fünf-Cent-Automaten und den Viertel-Dollar-Automaten und auf das Bild von Custers letztem Widerstand an der Wand, als ob er all das noch nie gesehen hatte.
    «Das war gut, was Hayzooz zu Rodger über das Baby gesagt hat, was?» sagte Freddy zu ihm und stellte ein paar Kaffeegläser in den Kübel mit Seifenwasser.
    «Gib mir ein Päckchen Chesterfield», sagte Harry zu ihm. Er klemmte das Päckchen unter den Armstummel, riß es an einer Ecke auf, nahm eine Zigarette heraus und steckte sie sich in den Mund, dann ließ er das Päckchen in die Tasche gleiten und zündete sich die Zigarette an.
    «Wie ist dein Boot in Form, Freddy?» fragte er.
    «Ich hab’s gerade auf dem Kurs gehabt», sagte Freddy. «Es ist gut in Form.»
    «Willst du’s verchartern?»
    «Für was?»
    «Für eine Fahrt rüber.»
    «Nicht, wenn man nicht den Gegenwert dafür deponiert.»
    «Was ist es wert?»
    «1200 Dollar.»
    «Ich werd’s chartern», sagte Harry, «vertraust du’s mir so an?»
    «Nein», sagte Freddy zu ihm. «Ich geb dir das Haus als Sicherheit.»
    «Ich will dein Haus nicht. Ich will 1200 Dollar Kasse.»
    «Schön», sagte Harry.
    «Bring das Geld vorbei», sagte Freddy zu ihm. «Wenn Honigmaul kommt, sag ihm, daß er auf mich warten soll», sagte Harry und ging hinaus.

6
    Im Haus draußen waren Marie und die Mädchen beim Essen.
    «Tag, Paps», sagte das älteste Mädchen. «Da ist Paps.»
    «Was gibt es zu essen?» fragte Harry.
    «Es gibt Steak», sagte Marie.
    «Irgendwer hat gesagt, daß man dein Boot gestohlen hat, Paps.»
    «Man

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