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Haben oder Nichthaben

Haben oder Nichthaben

Titel: Haben oder Nichthaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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halten.»
    «Sagen Sie mal, wie heißen Sie denn überhaupt? Was tun Sie eigentlich, mich verulken?»
    «Nennen Sie mich schlicht Professor MacWalsey.»
    «Ich heiße Laughton», sagte der Lange. «Ich schreibe.»
    «Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen», sagte Professor MacWalsey. «Schreiben Sie oft?»
    Der Lange sah sich um. «Komm, wir wollen weggehen, meine Liebe», sagte er. «Anscheinend sind hier alle entweder frech oder plemplem.»
    «Es ist ein merkwürdiger Ort», sagte Professor MacWalsey. «Tatsächlich faszinierend. Man nennt es das Gibraltar von Amerika, und es ist 375 Meilen südlich von Kairo in Ägypten. Aber bisher hatte ich keine Zeit, mehr davon zu sehen als dies Lokal. Es ist jedoch ein ausgezeichnetes Lokal.»
    «Ich sehe, Sie sind ein richtiger Professor», sagte die Ehefrau. «Wissen Sie, Sie gefallen mir.»
    «Du gefällst mir auch, Liebling», sagte Professor MacWalsey. «Aber ich muß jetzt gehen.»
    Er stand auf und ging hinaus, um sein Fahrrad zu suchen.
    «Alle sind plemplem hier», sagte der Lange. «Wollen wir noch was trinken, meine Liebe?»
    «Der Professor hat mir gefallen», sagte die Ehefrau. «Er hatte eine reizende Art.»
    «Der andere Kerl…»
    «Ach, der hatte ein wunderschönes Gesicht», sagte die Ehefrau. «Wie ein Tatar oder so was. Ich wünschte, er hätte mich nicht so beschimpft. Der sah in der Art wie Dschingis-Khan aus im Gesicht. Herrje, war das ein Kerl!»
    «Er hatte nur einen Arm», sagte der Ehemann.
    «Ist mir nicht aufgefallen», sagte die Ehefrau. «Wollen wir noch was trinken? Bin gespannt, wer als nächster hereinkommen wird.»
    «Vielleicht Tamerlan», sagte der Ehemann.
    «Herrje, was bist du gebildet», sagte die Ehefrau. «Aber der Dschingis-Khan wär schon was für mich. Warum mochte denn der Professor so gern hören, wenn ich papperlapapp sagte?»
    «Ich weiß nicht, meine Liebe», sagte Laughton, der Schriftsteller. «Ich mochte es nie.»
    «Der schien mich zu mögen, so wie ich wirklich bin», sagte die Ehefrau. «Himmel, war der nett.»
    «Wahrscheinlich wirst du ihn wiedertreffen.»
    «Jederzeit, wenn Sie herkommen, werden Sie den treffen», sagte Freddy. «Der lebt hier sozusagen. Er ist seit vierzehn Tagen hier.»
    «Und wer ist der andere, der so grob war?»
    «Ach der? Der ist einer von hier aus der Gegend.»
    «Was macht der denn?»
    «Ach, mal dies, mal das», sagte Freddy zu ihr. «Er ist ein Fischer.»
    «Wie hat er denn seinen Arm verloren?»
    «Ich weiß nicht. Er hat ihn sich irgendwie verletzt.»
    «Herrje, ist der schön», sagte die Ehefrau.
    Freddy lachte. «Na, ich hab schon allerhand über ihn sagen hören, aber das hab ich noch nie von ihm sagen hören.»
    «Finden Sie nicht, daß er ein wunderschönes Gesicht hat?»
    «Na, na, meine Dame», sagte Freddy zu ihr. «Der hat ein Gesicht wie ein Schinken mit einer zerbrochenen Nase darauf.»
    «Himmel, Männer sind zu dumm!» sagte die Ehefrau. «Das ist der Mann meiner Träume.»
    «Vielleicht Angstträume», sagte Freddy.
    Die ganze Zeit über saß der Schriftsteller mit einem blöden Ausdruck auf seinem Gesicht da, außer wenn er voller Bewunderung seine Ehefrau anblickte. Man mußte schon ein Schriftsteller oder ein Beamter bei der F. E. R. A. * sein, um eine Frau zu haben, die so aussieht, dachte Freddy. Gott, war die furchtbar!
    Gerade da kam Albert herein.
    «Wo ist Harry?»
    «Unten am Hafen.»
    «Danke», sagte Albert.
    Er ging hinaus, und die Ehefrau und der Schriftsteller blieben sitzen, und Freddy stand da und machte sich Gedanken um sein Boot und seine Beine, die ihm von dem vielen Stehen den ganzen Tag über weh taten. Er hatte einen Lattenrost über den Zement legen lassen, aber es schien nicht viel zu nützen. Seine Beine taten ihm die ganze Zeit über weh. Aber immerhin, sein Geschäft ging gut, so gut, wie irgendeines in der Stadt und mit weniger Betriebsunkosten. Die Frau war so bekloppt, und wie. Und was für eine Sorte Mann mußte das sein, der sich so ‘ne Frau fürs Leben aussuchte? Nicht mal mit geschlossenen Augen, dachte Freddy. Nicht geschenkt. Dennoch, sie tranken Cocktails. Teure Cocktails. Das war immerhin etwas.
    «Ja, Sir», sagte er. «Sofort.»
    Ein gebräunter, rothaariger und gutgewachsener junger Mann, der ein gestreiftes Fischerhemd und Khakishorts anhatte, kam mit einem sehr hübschen dunkelhaarigen Mädchen herein, das einen dünnen, weißwollenen Sweater und eine dunkelblaue Hose trug.
    «Wenn das nicht Richard Gordon mit der

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