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Haben oder Nichthaben

Haben oder Nichthaben

Titel: Haben oder Nichthaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Backbordmotor setzte auf dem zweiten und vierten Zylinder aus, und er stellte fest, daß die Zündkerzen kaputt waren; er suchte nach ein paar neuen Zündkerzen, konnte aber keine finden. Muß Zündkerzen kaufen und Benzin einnehmen, dachte er.
    Unten bei den Motoren öffnete er das Gewehrfutteral und paßte den Schaft ins Gewehr ein. Er fand zwei Stücke von einem Triebriemen und vier Schrauben; er schnitt Schlitze in den Riemen und machte eine Schlaufe, um das Gewehr unter dem Boden des Cockpits links von der Luke direkt über dem Backbordmotor unterzubringen. Da hing es und schaukelte leicht hin und her, und er schob einen Rahmen von den vieren, die in den Gurttaschen des Futterals steckten, in das Gewehr. Er kniete zwischen den beiden Motoren und langte hinauf, um das Gewehr herunterzunehmen. Man brauchte nur zwei Bewegungen zu machen. Erst den Riemen, der direkt hinter der Kammer um die Hülse lief, loshaken, dann das Gewehr aus der anderen Schlaufe ziehen. Er probierte es, und es ging leicht mit einer Hand. Er schob den kleinen Hebel ganz hinüber von halbautomatisch auf automatisch und überzeugte sich, daß es gesichert war. Dann hing er es wieder auf. Er wußte nicht recht, wo er die Ersatzmagazine hintun sollte, darum schob er den Behälter unter einen der Benzintanks, wo er ran konnte, und zwar so, daß die Enden der Magazine seiner Hand zu lagen. Wenn wir erst mal unterwegs sind, kann ich, wenn ich mal runtergehe, zwei in die Tasche stecken, dachte er. Es war besser, daß es gesichert war, denn durch irgendwas konnte das verdammte Ding losgehen.
    Er stand auf. Es war ein schöner, klarer Nachmittag, angenehm, nicht kalt, mit einer leichten nördlichen Brise. Es war schon ein schöner Nachmittag. Es war Ebbe, und zwei Pelikane saßen auf dem Pfahlwerk am Rand des Fahrwassers. Ein dunkelgrün gestrichener Knurrhahnfischer tuckerte vorbei auf dem Weg zum Fischmarkt. Der Fischer, ein Neger, saß am Heck und hielt die Pinne. Harry blickte über das in der Nachmittagssonne graublaue Wasser, das glatt war, da der Wind in gleicher Richtung mit der Strömung blies und hinaus zu der sandigen Insel, die entstanden war, als man die Flußrinne ausbaggerte, wo man das Haifischbett gefunden hatte. Weiße Möwen flogen über die Insel.
    Wird eine schöne Nacht, dachte Harry, wird eine gute Nacht für die Überfahrt.
    Er schwitzte ein bißchen, denn es war heiß unten bei den Motoren, und er richtete sich auf und wischte sich mit einem alten Lappen übers Gesicht.
    Da stand Albert auf dem Kai.
    «Hör mal, Harry», sagte er. «Wenn du mich doch nur mitnehmen würdest!»
    «Was ist denn jetzt mit dir los?»
    «Man will uns nur noch drei Tage die Woche bei der Notstandsarbeit beschäftigen. Ich hab’s gerade heute früh gehört. Ich muß was tun.»
    «Na schön», sagte Harry. Er hatte es sich noch mal überlegt. «Na schön.»
    «Das ist fein», sagte Albert. «Ich hab Angst gehabt, zu meiner Alten nach Hause zu gehen. Sie hat mir mittags die Hölle heiß gemacht, als ob ich die Notstandsarbeit gekürzt hätte.»
    «Was ist denn mit deiner Alten los?» fragte Harry aufgebracht. «Warum versohlst du sie nicht?»
    «Versohl du sie mal», sagte Albert. «Ich würde gern hören, was sie dazu sagt. Die Alte ist nicht auf den Mund gefallen.»
    «Hör mal, Al», sagte Harry, «nimm mein Auto und die hier und fahr rüber zur Marine-Eisenwarenhandlung und besorg sechs Zündkerzen wie diese hier. Dann geh und kauf ein Stück Eis für 20 Cents und ein halbes Dutzend Seebarben. Besorg zwei Büchsen Kaffee, vier Büchsen mit Cornedbeef, zwei Laib Brot, etwas Zucker und zwei Büchsen kondensierte Milch. Halt bei Sinclair an und sag ihnen, daß sie hier rauskommen und 150 Gallonen einfüllen. Sei so schnell du kannst wieder hier und setz neue Zündkerzen im Backbordmotor ein, die zweite und die vierte, wenn du vom Schwungrad aus zurückzählst. Sag ihnen, ich bin gleich wieder da, um fürs Benzin zu bezahlen. Sie sollen warten oder mich bei Freddy treffen. Kannst du alles behalten? Wir fahren mit ein paar Leuten raus, um Köder zu legen und morgen Tarpons zu fischen.»
    «Es ist zu kalt für Tarpons», sagte Albert.
    «Die Leute sagen nein», sagte Harry zu ihm.
    «Soll ich nicht lieber ein Dutzend Seebarben kaufen?» fragte Albert. «Für den Fall, daß die Grashechte sie zerfetzen. Es gibt jetzt in den Flußrinnen draußen massenhaft Grashechte.»
    «Schön, also ein Dutzend. Aber sei innerhalb einer Stunde zurück und sieh zu, daß

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