Haben oder Nichthaben
das Benzin eingefüllt wird.»
«Warum willst du denn soviel Benzin einnehmen?»
«Vielleicht sind wir früh und spät auf Fahrt und haben keine Zeit zum Tanken.»
«Was ist denn aus den Kubanern geworden, die rüberbefördert werden wollten?»
«Hab nichts weiter von ihnen gehört.»
«Das war ein gutes Geschäft.»
«Dies ist auch ein gutes Geschäft. Los, mach zu!»
«Was krieg ich denn für die Arbeit?»
«5 Dollar pro Tag», sagte Harry. «Wenn’s dir nicht paßt, kannst du’s bleiben lassen.»
«Schön», sagte Albert. «Welche Zündkerzen waren es noch?»
«Nummer zwei und Nummer vier, wenn man vom Schwungrad aus rückwärts zählt», sagte Harry zu ihm.
Albert nickte mit dem Kopf. «Ich denke, ich kann alles behalten», sagte er. Er stieg ins Auto, wendete und fuhr los, die Straße hinauf.
Harry konnte von dort, wo er im Boot stand, das Ziegelsteingebäude und den Vordereingang der First State Trust & Savings Bank sehen. Sie lag gerade einen Häuserblock entfernt am Ende der Straße. Den Seiteneingang konnte er nicht sehen. Er blickte auf die Uhr. Es war etwas nach zwei. Er schloß die Maschinenluke und kletterte hinauf auf den Kai. Na, jetzt schaff ich’s, oder ich schaff’s nicht. Was ich tun konnte hab ich getan. Ich werde jetzt rauf gehen und mit Freddy sprechen, und dann werde ich zurückkommen und warten. Er bog nach rechts, als er den Kai verließ, und ging eine Seitenstraße entlang, um nicht an der Bank vorbei zu müssen.
9
Drinnen im Lokal wollte er es Freddy erzählen, aber er konnte nicht. Es war niemand in der Bar, und er saß auf dem Hocker und wollte es ihm erzählen, aber es war unmöglich. Als er soweit war, wußte er, daß Freddy nicht mitmachen würde. Früher vielleicht ja, aber jetzt nicht. Früher vielleicht auch nicht mal. Erst, als er daran dachte, es Freddy zu erzählen, wurde ihm klar, wie schlimm es war. Ich könnte einfach hierbleiben, dachte er, und dann wäre gar nichts geschehen. Ich könnte einfach hierbleiben, ein paar heben und mich besaufen und hätte nichts damit zu tun. Außer daß mein Gewehr auf dem Boot ist. Aber niemand weiß, daß es mir gehört, außer meiner Alten. Ich hab’s in Kuba gekauft, auf der Tour, als ich die anderen herüber verfrachtet habe. Niemand weiß, daß ich’s habe. Ich könnte jetzt hierbleiben, und ich wäre aus der ganzen Geschichte raus. Aber, zum Teufel noch mal, wo soll das Essen herkommen? Wo soll ich das Geld für Marie und die Mädchen hernehmen? Ich hab kein Boot, kein Geld; ich hab keine Bildung. Was kann einer mit einem Arm schon tun? Ich hab nur meine cojones zu verschachern. Ich könnte glatt hierbleiben und – sagen wir mal – noch fünfe heben, und es wäre alles vorbei. Dann wär’s zu spät. Ich könnte das Ganze einfach schießen lassen und nichts tun.
«Gib mir was zu trinken», sagte er zu Freddy.
«Gewiß.»
Ich könnte das Haus verkaufen, und wir könnten zur Miete wohnen, bis ich irgendeine Arbeit finde. Was für eine Arbeit? Gar keine Arbeit. Ich könnte jetzt zur Bank gehen und sie verpfeifen, und was würde für mich dabei rauskommen? Ein Dankeschön. Gewiß doch. Ein Dankeschön. Eine Bande von kubanischen Regierungsschweinen hat mich um meinen Arm gebracht, als sie auf mich geschossen haben, wo es gar nicht nötig war, und ‘ne zweite Bande, diesmal Amerikaner, hat mir mein Boot weggenommen. Jetzt kann ich mein Zuhause aufgeben und ein Dankeschön dafür bekommen. Nein, danke. Verflucht noch mal, dachte er. Ich hab keine Wahl.
Er wollte es Freddy erzählen, damit es jemanden gab, der wußte, was er vorhatte. Aber er konnte es ihm nicht sagen, weil Freddy nicht mitmachen würde. Der verdiente jetzt sehr anständig. Tagsüber war nicht viel Betrieb, aber jede Nacht war das Lokal bis zwei Uhr früh voll. Freddy steckte nicht in Schwierigkeiten. Er wußte, er würde nicht mitmachen. Ich muß es allein machen, dachte er, mit dem armen, beschissenen Albert. Herrgott, der hatte da unten am Kai hungriger denn je ausgesehen. Es gab conchs, die verhungerten lieber, als daß sie was stahlen. In der Stadt gab es jetzt eine Menge Leute mit knurrendem Magen. Aber unternehmen würden die niemals was. Sie hungerten einfach jeden Tag ein bißchen. Manche von ihnen begannen mit dem Hungern, wenn sie auf die Welt kamen.
«Hör mal, Freddy», sagte er. «Ich möchte zwei Liter.»
«Wovon?»
«Bacardi.»
«Okay.»
«Entkork sie, ja? Weißt du, ich hab dein Boot gechartert, um ein paar Kubaner rüber zu
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