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Haben Sie das von Georgia gehoert

Haben Sie das von Georgia gehoert

Titel: Haben Sie das von Georgia gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Childress
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Cent gekostet, eine weiße Frau hatte Privilegien gehabt, und farbige Mädchen erledigten für einen Apfel und ein Ei die ganze Hausarbeit. Diese Lebensweise war nicht auf Little Mamas Mist gewachsen, aber verdammt, sie war besser als alles, was man heute hatte. Es gab viele, die ihr zustimmten, aber die meisten von denen waren senil oder tot, oder sie behielten ihre Gedanken für sich.

    Draußen musste Little Mama ihre Ansichten ebenfalls für sich behalten, aber im Haus zog sie hemmungslos vom Leder, hauptsächlich, um Georgia zu ärgern, die wie ihr Vater in dieser Hinsicht eine eingefleischte Demokratin war.
    Sie hatten sich am Esstisch damals wütende Gefechte geliefert, Little Mama und Paw, wie sie ihn nannten: Paw sei ein schlimmerer Niggerlover als Eleanor Roosevelt, hatte Little Mama gebrüllt, und Paw hatte zurückgebrüllt, sie solle sich doch die spitze Haube und das Bettlaken anziehen und nachts durch die Gegend fahren. Wenn du ein Klucker sein willst, dann tu auch deine Pflicht, Frau! Jahrzehntelang hatte dieser Krieg getobt, bis Paw ihn verloren oder sich wenigstens daraus zurückgezogen hatte, indem er gestorben war. Georgia diskutierte nicht mit Little Mama, wenn sie es vermeiden konnte. Es gab mindestens drei afroamerikanische Frauen in der Stadt, die sie mit Vergnügen zu ihrem Lunch einladen würde – Dr. Madeline Roudy zum Beispiel, die Kinderärztin in der Sozialklinik des County, eine gutmütige Frau, attraktiv und intelligent –, aber das wagte Georgia nicht. Little Mama würde immer einen Weg finden, von Rosa Parks anzufangen.
    »Die war nicht mal Näherin. Das war alles nur Publicity«, verkündete Mama dann. »Eine kommunistische Agitatorin, das war sie. Ich habe Bilder von ihr in diesem kommunistischen Ausbildungscamp in Tennessee gesehen.«
    »Ja, Ma, ich weiß. Lass es gut sein. Du hast ja recht – ich mache lieber Paprikakäse- und Hühnersalat-Sandwiches, damit niemand enttäuscht ist.«
    In Georgias Augen war dieser endlose Ringkampf um die Frage der Rasse der albernste Streit von allen. So weit sie zurückdenken konnte, führten die Leute in Alabama den
Bürgerkrieg noch einmal, noch hundertvierzig Jahre danach. Irgendjemand versuchte immer, die Schwarzen in die Sklaverei zurückzuschicken oder sie auf eine höhere Stufe zu heben, als sie selbst wollten. Für Georgia war die Lösung ganz einfach: Vergesst es einfach, alle miteinander. Ihr Weißen, gewöhnt euch dran. Ihr Schwarzen, hört auf, euch damit zu beschäftigen. Lasst uns alle einfach so tun, als wären wir gleich, und unser Leben weiterführen.
    Die Menschen, fand Georgia, sollten versuchen, mehr Ähnlichkeit mit Ameisen zu haben. Ameisen unterschieden niemanden nach Farben.
    Georgia war von Ameisen fasziniert. Einen großen Teil ihrer Kindheit hatte sie auf den Knien und mit der Nase vor einem Ameisenhügel verbracht. Es machte ihr Spaß, sich eine Ameise herauszupicken und sie so lange sie konnte auf ihrem Weg zu verfolgen und sich dabei ihr Leben von Anfang bis Ende vorzustellen. Als Erwachsene schaute sie sich jeden Dokumentarfilm über Ameisen an, der im Fernsehen lief.
    Sie war fasziniert davon, wie Ameisen komplexe chemische Botschaften durch ihre Reihen schickten. Eine schlechte Nachricht konnte sie dazu bringen, dass sie in Panik durcheinanderwimmelten, winzige Banden, die zu Berserkern wurden. Immer wenn Georgia sich allein und vielleicht ein bisschen nutzlos fühlte, fing sie an, über den »Ameisenverband« nachzudenken. Ameisen arbeiteten ihr ganzes Leben lang zum Wohl ihrer Spezies. Sie brauchten keine Worte, um sich zu verständigen. Sie hatten nichts dagegen, ein Pünktchen unter Millionen zu sein. Oder doch? Vielleicht war ihnen gar nicht bewusst, wie winzig sie waren. Vielleicht kamen sie sich genauso groß vor wie wir.
    Es gab etwas zu lernen: Eine Ameise ist nicht besonders
wichtig. Wir sind winzig, aber wir sind alle miteinander verbunden. Wir alle müssen zum Wohl des Ameisenverbandes arbeiten.
    »Ich habe zu viel zu tun, um Brother zu fahren. Wieso kann er nicht einfach zu Fuß gehen?«
    »Du weißt, dass er dann einfach den Bailey-Jungen anruft, damit der ihn abholt. Und dann landen sie nur wieder im Gefängnis.«
    »Ich habe eine zehn Meter lange Liste mit Sachen, die ich erledigen muss, falls das irgendjemanden interessiert«, erklärte Georgia. »Bist du mit den Erbsen fertig? Soll ich sie dir zum Abendessen aufsetzen?«
    Little Mama sagte: »Da ist noch ein Stück Rückenspeck in Folie

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