Haben Sie das von Georgia gehoert
sehnte. Manchmal musste Georgia zu fantasievollen Tricks greifen, damit er sich anzog und verschwand, bevor er endgültig einschlief.
Kein Mann durfte hier die Nacht verbringen. Eine gleichmäßige Rotation im Schutze der Dunkelheit war von entscheidender Bedeutung für den Erfolg des Systems. Manchmal
verspürte Georgia den vorübergehenden Drang, sich an den einen oder anderen zu kuscheln und die ganze Nacht in seinen Armen zu verbringen. Aber es war lange her, dass sie es sich gestattet hatte. Ihr Leben war zu komplex. Sie hatte Verantwortung. Sie hatte Teller, die auf Stöcken kreiselten.
»Es ist Zeit zum Gehen, Captain«, sagte sie mit leiser Stimme. »Daddy ist auf dem Heimweg, und wenn er uns in dieser Situation findet – wer weiß, was dann passiert?«
»Ach, Georgia«, sagte er und knöpfte sich das Hemd zu. »Was würde ich nur ohne dich tun?«
»Oder ich ohne Sie?« Sie drückte einen Kuss auf seine rosige Wange. »Würden Sie mich entschuldigen? Ich bin gleich wieder da.«
Ihr zweiter Ausflug ins Bad war ein ebenso klares Signal wie das Licht in der Durchfahrt, auch wenn Georgia darüber nie mit dem Richter gesprochen hatte. Sie schloss die Tür, ließ Wasser ins Waschbecken laufen, betätigte die Toilettenspülung und summte ein Liedchen. Sie setzte sich auf den Klodeckel und ließ ihm Zeit, sich daran zu erinnern, dass er den Umschlag aus seiner Jacke ziehen und oben auf die Kommode legen musste.
Es war der einzige Teil dieses Spiels, der Georgia ein leises Unbehagen bereitete. Ganz ohne Verlegenheit ging es nicht ab, aber es war hilfreich, sich an ein paar wichtige Tatsachen zu erinnern:
Sie bat niemals jemanden um Geld. Was oben auf der Kommode lag, war ein Geschenk, aus freien Stücken gegeben. Keine Bezahlung für irgendetwas.
Sie bat niemals jemanden um Geld.
Das Geld war ein Geschenk.
Solange jeder diese Tatsachen im Gedächtnis behielt, konnte es keine Missverständnisse geben. Es handelte sich hier um einen schlichten Austausch von Geschenken. Georgia schenkte ihre Zeit, ihre ungeteilte Aufmerksamkeit, ihre Küsse und manchmal noch mehr. Sie machte diese Geschenke freiwillig und ohne Zwang. Sie verschenkte, was ihr gehörte.
Und dafür – nein, nicht dafür, nicht für irgendetwas, sondern aus freiem Entschluss und ohne jede Beziehung zu dem, was Georgia tat, machten auch die Männer ihr Geschenke. Sie wussten, dass sie nicht reich war; alle Welt wusste, dass das Vermögen der Bottoms zerronnen war, kurz nachdem Big Sue den Namen der Familie geändert hatte. Und alle Welt wusste, dass es teuer war, ein großes, altes, morsches Antebellum-Haus zu unterhalten, wenn man sich außerdem um eine kranke alte Mutter und einen nichtsnutzigen Bruder kümmern musste. Also machten sie ihr Geschenke.
Im Film schenkten Männer ihren Liebsten Diamanten oder Rosen oder schicke Küchengeräte. Georgia bevorzugte Bargeld. Keine Umstände, keine hochgezogenen Brauen auf der Bank. Wenn es etwas gibt, das wir alle von Richard Nixon gelernt haben, dachte sie, dann doch, wie wichtig es ist, keine Papierspur zu hinterlassen.
Manchmal musste extrem subtil mit dem Zaunpfahl gewinkt werden, damit ein Mann von allein auf die Idee kam und nach dem dritten oder vierten Date begriff, was für ein Glück er hatte, dass er einen Abend in der Woche in der Gesellschaft dieser Lady verbringen durfte, und dass es vielleicht gentlemanlike wäre, ihr eine Kleinigkeit anzubieten – ein kleines Geschenk, das ihr half, die Unterhaltungskosten zu tragen. Nicht dass sie seine Geliebte und somit von ihm abhängig wäre, aber sie war schließlich so nett zu ihm, und
sie hatte dieses weitläufige alte Haus am Hals, dazu ihre Mutter und ihren nichtsnutzigen Bruder. Da konnte doch ein kleines Geschenk nichts schaden.
Beim ersten Mal benahm er sich dann ungeschickt und versuchte zum Beispiel, ihr ein Bündel Geldscheine in die Hand zu drücken, sodass sie empört zurückweichen und das Geld ablehnen musste, entsetzt über das bloße Ansinnen: Was immer er sich dabei denke, sie sei keineswegs ein Mädchen von dieser Sorte! Natürlich versicherte er ihr dann hastig, er habe sich nichts dergleichen gedacht. Ein Geschenk! Das sei alles. Nur ein Geschenk. Am Ende bestand er darauf, dass sie es annahm, er zwang es ihr praktisch auf, um zu beweisen, dass es nur ein Geschenk war, ohne Bedingungen.
Sie sträubte sich noch ein wenig, tat, als wäre sie verletzt, und wandte sich ab, aber irgendwann ließ sie sich überzeugen und
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