Haben Sie Hitler gesehen - Haben Sie davon gewußt
war Nacht – war ein heller, roter Feuerschein. In meinem Abteil saß ein SS -Mann mittlerer Charge, und ich fragte ihn, was das da für ein Feuer ist, und da hat er zynisch gesagt: » Die werden jetzt ausgeräuchert.« Ich hab’ dann einige Bedenken geäußert, ob das wohl gutgehe. – Da hat er gesagt (zynisch): Wenn es schiefginge, er habe eine Kapsel dabei.
Ingenieur
1944 in Warschau: Die ganze Stadt brannte, der Aufstand war gerade vorüber, und russische Kosaken, die auf kleinen Panjepferdchen ritten, wo die Beine auf dem Boden schleiften, schleppten Tote heran, am Bein angefaßt und hinterhergeschleift, auch solche, die noch nicht mal tot waren, und stapelten die wie Feuerscheite, und wenn die Stapel umzukippen drohten, kamen Soldaten mit Flammenwerfern und zündeten das an.
Diese Kosaken– ganz egal, was die zu packen kriegten, Arm, Bein, Kind oder Frau, alles wurde herangeschleift, ganz gerade und ausgerichtet, nicht kreuz und quer, wie das heute manchmal dargestellt wird.
Hier wurde mir klar, daß das andere, was man schon gehört hatte, auch alles stimmen mußte.
Mir wurde speiübel!
Archivleiter, 1928
Ich bin Marinehelfer gewesen, ab 1944. Eigentlich war ich ursprünglich gar nicht gegen die Hitlerjugend gewesen. Wir waren Jungen und hatten Freude an den Geländespielen. Das war denn ja aus, man trug dann ja richtige Soldatenuniform. Aber richtig abgebracht von der HJ hat mich dann, daß wir zu der Marine kamen und die Hitlerjugendführer zu Hause blieben. Unabkömmlich. Das hat uns nachdenklich gemacht. Und ein Erlebnis zu Hause. Ein Bekannter von uns, der war Hauptsturmführer der Waffen- SS und war in Warschau dabeigewesen und hat in brutaler Weise erzählt, wie man die Juden da zusammengeschlagen hat. Er hat das lässig und normal erzählt, und das hat mich geworfen. Wie er da auf dem Sofa saß und das erzählte, als ob das ein ganz normaler Vorgang wäre.
Hausfrau, 1928
Wir wohnten in Thorn, da wurde ganz offen von den KZ s gesprochen. Da wurde nicht viel Federlesens gemacht. In kleinen Hütten wohnten die und in Zelten, zusammengepfercht. Eine Straße wurde gebaut, und aus Warschau wurden welche geholt.
KZ – das war bekannt. Wenn wir mal nicht zum BDM gingen, dann hieß es: » Du kommst ins KZ .«
In der Nähe von Thorn, 1944.
In elenden Hütten wohnten die, nur ein dünner Drahtzaun war da drum. Ein Bäuerlein kriegte eine Knarre umgehängt und mußte die bewachen. Warum gehen die denn da nicht raus? haben wir uns gefragt, als Kinder. Die Polen waren so antisemitisch, daß die Leute gar keine Unterkunft bekommen hätten, wenn die geflohen wären.
Lektor, 1914
Das war in Horodenka, auf dem Rückzug, da waren wir betrunken, ich war meistens betrunken damals, da habe ich an einem Tisch gesessen mit einem Obergefreiten, und der hat mir erzählt: In Horodenka auf dem Marktplatz sind dreitausend Juden mit Maschinengewehren zusammengeschossen worden. Meine Reaktion war folgende: (Ich hoffe, daß mich meine Erinnerung nicht täuscht! Koscher kam mir das Hinterland nicht vor, das ist sicher.) Ich hab’ gesagt: Erstens, das werden wir teuer bezahlen müssen, und zweitens, es gibt keinen Hubschrauber, der uns aus der Weltgeschichte entfernt.
Ich war Major, der war Obergefreiter.
Buchhändler, 1925
Gesehen hab’ ich ein KZ von ferne, 1944, Ende 1944. Ich wurde von Neisse verlegt nach Bielitz, Schlesien, und da fuhren wir an Auschwitz vorbei und sahen von fern die Wachttürme und Leute in Sträflingskleidung und SS -Posten. Massen von SS .
Wenn ich mich recht erinnere, hab’ ich überhaupt nicht viel dabei gedacht, so trostlos das auch klingt. Ich war neunzehn, man machte sich nicht viel Gedanken. Was wird aus dir, dachte man und hatte kein Organ für andere.
Hinter vorgehaltener Hand hörte man von der Bevölkerung, daß die Juden da vergast würden.
Professor, 1908
1944, als ich von Karlsruhe nach Wien versetzt wurde, da wurde unser Zug umgeleitet, und da sind wir an Mauthausen vorbeigefahren, bei Nacht, riesig ausgeleuchtet, und dann diese hastenden Gestalten– das war schon furchtbar.
Hausfrau, 1917
Erst als ich Krankenschwester war, in einem Soldatenheim, ist mir klargeworden, daß es schreckliche Dinge gab. Da waren Frauen von SS -Führern, die viel erlebt hatten. Eine hatte vier Söhne verloren, die war wie versteinert. » Ja, es ist furchtbar«, sagte sie, » aber Gott sei Dank gibt es KZ s. Die Juden müssen für all dies bestraft werden.«
» Das hat doch mit Ihren
Weitere Kostenlose Bücher