Haben Sie Hitler gesehen - Haben Sie davon gewußt
hätten, ich weiß nicht, 68 Prozent der Studenten nein gesagt. Und da wir ja wissen, Studenten sind immer der nationalste Teil eines Volkes– damals war das noch so–, da kann man sich ja ausrechnen, wenn man jetzt die Arbeiter abstimmen ließe… Und darauf sagte ich nur: Mein Führer, eigentlich beweist die Geschichte das Gegenteil, die Engländer haben eigentlich, wenn ich recht sehe, von Napoleon angefangen bis in den letzten Weltkrieg, in dem sie sogar gesiegt haben, sich sehr brav gehalten.
Mein Eindruck damals war, daß man ihn entweder eigentlich– ja beinahe lieben mußte, sich durch ihn faszinieren ließ, oder aber, was mein Gefühl war: Mit dem Kerl möchte ich nie etwas zu tun haben.
Ein Mann, 1923
Wassersport, Berlin, Potsdam. Rudern. Wanderfahrt. Havellandschaft.
Und: Tanzstunde bei Baron von L., mit Ordensstern! Mit Mädchen nach Hause bringen und Konditorei. Oder Eisdiele. Mehr Eisdiele als Konditorei, das kam damals auf.
Wie man sich mit den Mädchen traf. » Regatta«-Zigaretten, ganz teuer. Blaue Schachtel mit silbernem Aufdruck. Des Kaisers » Meteor«, die Segelyacht, die war da so eingeprägt.
Der Schlager der Saison war » Rosamunde«.
Hausfrau, 1927
In Quedlinburg, das war peinlich. Wir hatten eine Engländerin zu Besuch, und die wollte Adolf gerne seh’n. Wir fuhren also in ihrem klapprigen Wagen dahin.
Vorher kamen SS -Leute mit Motorrädern und dann der lange Wagen, war das ’n Horch? Furchtbar groß für unsere damaligen Verhältnisse, denn es gab ja nur solche mit Vorderlader.
Peinlich war das, weil die Kinder, die da überall aufgestellt waren, nichts sagten, als da die Wagenkolonne um die Ecke bog. Sie sagten nichts und riefen nicht » Heil Hitler!«. Und sein Gesicht war versteinert.
Die Engländerin sagte, sie hätte sich’s anders vorgestellt, warum wir nicht alle jubelten, wollte sie wissen. Sie hatte das erwartet.
Als der Heinrich da ausgegraben wurde, da hat man noch schwarze Haare gefunden, und er war so klein, viel kleiner, als man sich den vorgestellt hatte. Und schwarzes Haar!
Das muß 1938 gewesen sein.
Lehrer, 1928
Auf dem Osnabrücker Bahnhof. Da hab’ ich ihn wohl gesehen, aber es hat keinen besonderen Eindruck hinterlassen. Ich hatte kein Verständnis für Hysterie, das hab ich heute noch nicht. Ich glaube, Mädchen sind anfälliger. Ich war emotionslos dafür. Meine Mutter war ganz dagegen. Sie hat nie ein Wort dagegen gesagt, aber trotzdem wußte ich, daß da was nicht in Ordnung war.
Kaufmann, 1924
1938, Einweihung des Augsburger Stadttheaters. Da mußten wir absperren. Hände überkreuz und ins Koppel des andern gefaßt. Und nachher durfte ich mit ein paar andern Pimpfen ihm die Hand schütteln.
Ich war deshalb so begeistert von Hitler, weil ich in Opposition zu meinem Vater stand. Der hatte eine Frau, die unter die Nürnberger Gesetze fiel. Heute denk’ ich anders darüber, natürlich.
Eine Frau, 1907
Zurück von einer Tour auf die Marmolada. Unser Wirt in Canazei, Franco Dazulian, hatte gerade von dem Anschluß Österreichs erfahren. Und ich bekam eine Lungenentzündung. Auf der Marmolada war es eben sehr, sehr kalt. Die hielt mich für eine Zeit in einem Hotelchen in Bozen zurück, wo ich mit Hilfe eines kleinen jüdischen Arztes und der guten Luft in Oberbozen schnell wieder in die Reihe kam… Zurück über Innsbruck, wo ich zwei Tage bleiben wollte, um die Olympiastrecke Patscherkofel und Hafelekar mal abzulaufen. Innsbruck, Hotel » Arlberger Hof«, gegenüber dem Bahnhof. Reges Treiben in den sonst um diese Jahreszeit nicht allzu belebten Straßen. Überall wird gehämmert, gebohrt, gewerkelt, Tribünen werden errichtet. » Der Führer kommt doch morgen!« Auf dem Seilbahnweg zum Hafelekar treff’ ich auf eine Gruppe braungebrannter Burschen. Ich, aus dem » Altreich« kommend, werde gefeiert und aufgefordert mitzuhelfen bei dem Stecken von Fackeln zu Führers Ehrung. Ausgerechnet ich!
Allein steige ich in die Höhe, während die Burschen auf freier Fläche emsig wirken. Die Abfahrt vom Hafelekar ist grausam, ich fliege hin, rappele mich auf… Gegen Abend wieder in der Stadt. Alles starrt verzückt gen Hungerburg. Da leuchtet das Gebilde, das mitzugestalten ich aufgefordert worden war. Ein Riesenhakenkreuz. In den Augen der Emporstarrenden Tränen. » Endlich! Heim ins…«– Nachts um vier klopft es an meiner Tür. Polizei. » Wir müssen kontrollieren, wer hier im Hotel wohnt. ER kommt doch hier vorbei.« Mittags hatte ich
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