Haben Sie Hitler gesehen - Haben Sie davon gewußt
versammelt waren, und dann durch die andere wieder raus. Das heißt also, ich bin ja dagewesen, nicht wahr, und ob ich mir das Gesabbel anhörte– es war ja immer dasselbe: » Wir müssen und wir wollen und…« [Hitler nachahmend, nicht zu verstehen.] Also schrecklich, und eine entsetzliche Stimme hatte der Kerl ja! Und dann hatte er diesen schönen Goebbels, nicht, mit diesem Klumpfuß da, und der hatte eine gaaanz einschmeichelnde Stimme, so eine wunderbare Stimme, und damit hat er immer alle betört, und dann hat er den Leuten immer das Blaue vom Himmel runtergelogen, bis ihm nachher dann direkt gesagt wurde: » Wenn eins eintrifft, dann werden wir Ihnen glauben, aber wir glauben Ihnen gar nichts mehr«, nicht?– Aber die Leute waren ja irrsinnig.
Ja, also, da habe ich den immer gesehen, diesen Kerl– also manche sagten, der übt eine Faszination aus; ja– eine bösartige Faszination! Ich bin ein viel zu nüchtern denkender Mensch, als daß er auf mich ’ne Faszination ausgeübt hätte, also wenn ich den Kerl schon sah! Denn hätt’ ich den schon ermorden können, ja. Aber wir mußten ihn ja über uns ergehen lassen, vor allen Dingen in den Werken, das heißt, in unserm Hause war er natürlich nicht da, denn er hat ja nur auf großen Versammlungen geredet. Aber das wurde übertragen, und dann mußten wir alle dasein, dann mußten wir in einen bestimmten Raum, und dann mußten wir alle dasein und mußten uns das Gesabbel anhören. Also, das war furchtbar. Wie gesagt, wenn er zu großen Versammlungen kam, und da kam er ja natürlich oft, war ja ’ne große Stadt, Königsberg, nicht wahr, dann wurden wir hinbeordert, dann mußten wir gehen.
Kunstmaler, 1926
Der Film » Der Verräter«.– Da kommen drei, wahrscheinlich Agenten, nach Berlin, und in einem Waldstück vor Berlin wird dem einen noch so eine Weltkriegsspange angesteckt, die unsere Väter trugen. So ein Bändchen, das hatte man hier so im Knopfloch. Ich weiß noch, er steigt aus dem Auto aus und: » Hallo, hier, das Wichtigste!«, und da wird ihm das angesteckt. Es wird dann eine Werkspionage geschildert. Eine sehr schöne Szene darin, die zeigt, daß die Nazis so was auch humoristisch auflockern konnten. Die Hoteltür öffnet sich, und man denkt, jetzt kommt einer mit ’ner Maschinenpistole herein, man sieht nur den Lauf. Dann geht die Tür ’n bißchen weiter auf, da ist es die Putzfrau, mit dem Staubsauger. Was dann aber wieder bei den Spionen, die ja Ausländer sind, was dann die Spione lächerlich machen soll, indem sie sich erschrecken, und dann ist es nur die Putzfrau.
Später dann Verfolgung durch Kriegsflugzeuge und Abschuß der Maschine, mit der der Spion floh.
Offizier
Ich war 1938 auf der sogenannten Kriegsakademie, wir nennen es heute Führungsakademie, Ausbildung für Generalstab. Und es war wohl üblich, daß Hitler jeden der Jahrgänge sah und ihm einen Vortrag hielt. Ich war der Älteste dieses Jahrganges, und wir waren, ich glaube, in der Kroll-Oper versammelt, nachmittags, und die Dinge gingen schon dadurch schwierig los, daß der Adjutant von Hitler mir sagte: » Wenn Sie dem Führer melden, dann machen Sie bitte den Deutschen Gruß und bringen ein › Heil ‹ aus.« Mich ärgerte das, und ich sagte, das ist gegen die Vorschrift, und meldete ihm, wie ich es gelernt hatte. Das war sehr merkwürdig. Hitler war dann ausgesprochen verlegen, er fühlte sich irgendwie in einer fremden Umgebung, und er brauchte auf dem Podium ein paar Minuten, um zurechtzukommen.
Wir waren dann abends bei ihm in der Reichskanzlei eingeladen, und da war eine Tischordnung, und dann nachher stand er auf und ging rum, sah mich, ließ sich einen Stuhl holen und setzte sich neben mich, aus welchen Gründen, weiß ich nicht, ob er sich an mich erinnerte als der, der ihm da gemeldet hatte, oder ich weiß es nicht. Und wir kamen ins Gespräch; er hatte uns erzählt, es war gerade an dem Tag damals der Besuch des tschechoslowakischen Staatsmannes… und er sagte dann, es wäre die Geschichte doch immer dadurch geprägt worden, daß irgendein Volk ein anderes erobert hätte und dann dieses beherrscht hätte, das wäre doch die normale Staatsbildung, und dann sprach er voller Verachtung, aber Befriedigung über die Engländer, vor denen brauchte man ja eigentlich keine Angst mehr zu haben, es hätte in Oxford ein Studentenparlament abgestimmt, ob sie in einem nächsten Kriege His oder Her Majesty’s Government unterstützen würden oder nicht, und da
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