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Habgier: Roman (German Edition)

Habgier: Roman (German Edition)

Titel: Habgier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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wirklich, mein Hübscher, ich kann mich zwar immer noch gut erinnern, aber so gut nun auch nicht mehr.«
    Oliver ging zu ihr hinüber und nahm eines der Fotos in die Hand. »Schauen Sie, hier in der linken oberen Ecke. Wir glauben, dass das hier Major bedeuten könnte.«
    »Ja, jetzt sehe ich was... eventuell.« Sie gab ihm die Fotos zurück. »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Wir haben eine unbekannte Leiche gefunden, Ms. Barrett«, mischte sich Marge ein, »und wir versuchen, die Knochen mithilfe dieses Stofffetzens zu datieren. Wenn es eine Ihrer Tourjacken war, hätten wir einen Ausgangspunkt.«
    »Ich könnte unmöglich ja oder nein oder vielleicht dazu sagen«, antwortete Priscilla.
    Marge versuchte, ihre Enttäuschung zu verbergen. »Es ist wichtig, Ms. Barrett. Würden Sie sich die Fotos noch mal ansehen?«
    »Nein, das hilft Ihnen nicht weiter, tut mir leid, aber schauen Sie nicht so betrübt, Sergeant. Ich will Ihnen etwas zeigen.«
     
    Der benachbarte Raum war genauso groß und genauso pink.
    Keine Möbel.
    Stattdessen stand das Zimmer vom Boden bis zur Decke und von rechts nach links voller Regale und Gestelle, die bis auf den letzten Platz vermutlich jedes einzelne Objekt enthielten, das jemals im Namen von Priscilla und dem Major verkauft worden war: Sweatshirts, Jogginghosen, T-Shirts und Jacken, daneben Schachteln mit Hüten, Schals, Fahnen, Bannern, Stickern, Anstecknadeln, Postern, gefolgt von Kisten mit Schallplatten, 8x8-Filmen, Kassetten und neueren CDs. Alles war in Variationen von Pink verpackt, wobei die gängigste Schattierung im pudrigen Rosa-Bereich lag.
    Der Raum war eine einzige Hymne auf Priscillas Neurosen und ein Segen für die Detectives. Alles war nach Art der Gegenstände und nach Jahren sortiert. Es würde eine Weile dauern, den passenden Stoff zu finden, aber mit etwas Zeit und Geduld war es machbar.
    »Einfach unglaublich«, sagte Oliver.
    »Ich habe Kopien davon ausgelagert. Es war noch mehr, bevor ich die Hälfte der Klamotten an die Opfer von Katrina und dem Tsunami gespendet habe. Mein Steuerberater und mein Agent waren überglücklich wegen dieser Entscheidung – ich konnte eine große Summe abschreiben und bekam noch jede Menge Publicity.«
    »Wie viel Zeit haben wir zum Durchsehen?«
    »So lange Sie wollen, mein Hübscher, und falls Sie beide etwas entdecken, das Ihnen gefällt, greifen Sie zu.« Sie drehte sich zu Marge um. »Wie wär’s mit einem Sweatshirt?«
    Marge wollte nicht unhöflich sein, aber sie nahm höchst ungern Geschenke im Dienst an. »Ja, gerne.«
    »Nehmen Sie das neueste Modell. Welche Größe? Medium?«
    »Large.«
    Priscilla fischte ein Sweatshirt heraus und reichte es Marge. Oliver griff nach einer CD aus der 1998-Abteilung. »Die habe ich noch nie gesehen.«
    »Mein erster Ausflug in die Welt des Jazz. Geben Sie her, ich schreib Ihnen ein Autogramm drauf.«
    »Vielen Dank, ich mag Jazz.«
    Sie signierte die CD und reichte sie Oliver. »Mein erstes Soloalbum nach zehn Jahren. Beendete mein Rentnerdasein und bekam gute Kritiken.«
    Gute Kritiken, aber sicher beschissene Verkäufe, rechnete sich Oliver angesichts des Erscheinungsdatums aus. Marge war schon dabei, Sweatshirts mit den Fotografien zu vergleichen, die sie in der Crypt aufgenommen hatten.
    »Lassen Sie mich noch mal die Bilder sehen, Sergeant«, bat Priscilla.
    Marge blickte von dem 1968-Regal auf. Sie reichte ihr die Aufnahmen mitsamt einer Liste der Städte, die mit den restlichen Buchstaben auf dem Stoffrest übereinstimmen könnten. »Wir dachten, vielleicht ist es eine Tour-Jacke, und diese Städte waren Teil der Tour.«
    Priscilla las die Liste durch und studierte dann die Bilder, diesmal mit einem entschlossenen Blick.
    »Tja, diese Liste engt das Ganze etwas ein. Wir sind tatsächlich in Galveston aufgetreten. Fangen Sie um 1973 herum an.«
    Decker saß an seinem Schreibtisch und verglich die Jacke von der Priscilla and the Major’s America the Beautiful Tour mit den Fotos. Ihm gefiel die Art und Weise, wie man die Städte typografisch angeordnet hatte, wie das s aus Galveston das p in Indianapolis überlappte, aber nur ganz leicht auf der linken Seite. Er war sich sicher, beim nächsten Schritt, beim Übereinanderlegen der Stoffe, würde eine perfekte Übereinstimmung der Buchstaben zutage treten.
    »Wenn wir also richtig liegen, ist die Leiche nicht älter als 1974. Was aber nicht bedeutet, dass der Mord 1974 begangen wurde. Unser Opfer könnte die Jacke noch lange nach der

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