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Habiru

Titel: Habiru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Gerhardt
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diesem Thema umgingen. Ob Schena schon mal Sex hatte? Es war absurd, jetzt dachte sie schon von Schena als realer Person. Die Serie war kaum zu Ende, als Sarah anfing, von ihrem Traum zu erzählen. Sie war relativ vorsichtig, und erzählte nicht jedes Detail. Anfangs hörte Jessica gespannt zu, doch dann verflachte ihr Interesse. Noch nicht einmal die Geschichte mit der Swastika änderte das. »Du hast einfach nur ‘nen blöden Traum gehabt. Ist doch völlig egal!« sagte sie.
    Und schaltete dabei auf ein anderes Programm und war sofort wieder in ihren Fernsehwelten gefangen.
    Von ihr kann ich bei der Frage, was es damit auf sich hat, keine Hilfe erwarten. Lieber beschäftigt sie sich mit langweiligen Fernsehabenteuern zur Ablenkung, als mit der wirklich spannenden Frage, ob ihre beste Freundin langsam verrückt wird.
    Da Jessica überhaupt kein Interesse zeigte, hakte auch Sarah das Thema ab.
    »Du, was ist denn jetzt mit deinem Schminkkoffer?«
    »Ja, der steht hier, ich hole schnell den Spiegel, dann üben wir mal ein wenig Lidschatten auftragen.«
    So verbrachten sie doch noch zwei lustige Stunden damit, sich zu schminken und rumzualbern. Wie erwachsen sie doch mit ein wenig Schminke aussah.

3. Angst vorm Einschlafen
    Gegen sieben ging Sarah wieder nach Hause, ihr Vater sah es auch bei Besuchen bei Jessica nicht gerne, wenn sie zu lange außer Haus blieb. Nachdem sie schnell die Reste des Abendessens gegessen hatte, setzte sie sich noch zu ihren Eltern vor den Fernseher. Es kamen Nachrichten, aber wie immer nur die üblichen negativen Schlagzeilen. Irgendwo gab es einen Anschlag, woanders war eine Epidemie ausgebrochen, die schon Dutzende Tote gefordert hatte - und über allen schwebte der Tenor über die europäische Verärgerung über den US-Alleingang in Sachen Irak-Krieg. Die USA nahm für sich das Recht heraus, vorbeugend Krieg zu führen, mit wechselnden, undurchsichtigen Begründungen. Selbst bei den Öffentlich-Rechtlichen Sendern war deutlich die Stimmung dazu zu spüren.
    Später zog sie sich zurück, um sich bettfertig zu machen. Sie duschte sich und putzte die Zähne. Schon beim Anziehen ihres Schlafanzuges wurde ihr mulmig beim Gedanken an die Nacht. Sie ging nur zögerlich ins Bett. Ihr fröstelte, alle verdrängten Ängste kamen wieder hoch. Sie machte die Augen zu, aber innerlich gingen ihr so viele Gedanken durch den Kopf, so dass sie nicht einschlafen konnte. Ihre Augen huschten wie bei einem gejagten Wildkaninchen hin und her. Und wenn es wieder passiert?
    So lag sie längere Zeit wach da und wusste nicht, wie sie einschlafen konnte. Plötzlich ging die Tür auf. Sarah erschrak, sie war sowieso bis zum Anschlag gespannt. Aber es war nur ihre Mutter, die hereinschaute. Als sie durch den Lichtschein des Türspalts sah, dass Sarah noch wach war, kam sie herein.
    »Hey Sarah-Maus. Du bist ja noch wach - das habe ich mir doch gedacht.«
    Sie kam zum Bett und setzte sich auf den Rand.
    »Ich wollte dir noch was sagen. Du hast heute morgen beim Frühstück von deinem Traum erzählt, und Papa ist dir da so über den Mund gefahren. Ich glaube, Träume sind mehr als einfache Verquirlungen von Hirngespinsten mit real Erlebtem. Sie können auch tiefenpsychologische Bedeutung haben. Jedenfalls habe ich mal ein Buch gelesen, in dem bestimmte Traumbilder erklärt wurden. Habe also keine Angst vor deinen Träumen, sondern versuche, aus ihnen zu lernen.«
    »Danke Mama. Das war aber kein solcher Traum. Es war anders. Ich kann es nicht erklären. Es war absolut real.«
    Sie strich ihr durchs Haar. »Was auch immer es war, habe keine Angst davor. Versuche, es als Teil der Realität zu betrachten, es gibt eben doch mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als unsere Schulweisheit uns träumen lässt - oder durch Wissenschaft und Logik erklärt werden kann.«
    Sarah fühlte sich getröstet, ihre Angst war verschwunden. Ihre Mutter war ihr eine große Hilfe und in solchen Augenblicken vergass sie die oftmals verletzende Stille, wenn ihr Vater ihrer Meinung nach zu streng mit ihr war. »Ich hab' dich lieb Mama.«
    »Ich hab' dich auch lieb Sarah! Schlaf schön.«
    Sie bekam einen Gute-Nacht-Kuss auf ihre Wange, und nicht lange danach schlief sie ein.
    Am nächsten Morgen wachte sie kurz bevor der Wecker klingelte auf. An einen Traum konnte sie sich nicht erinnern.
    Soll ich jetzt froh sein oder nicht? dachte sie noch im Bett. Wortfetzen von ihrer Unterhaltung mit Schena kamen ihr immer wieder in den Sinn, sie hatte

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