Habitat C (German Edition)
meist schwierige Chefs.
Logat machte darin keine Ausnahme.
Der Leiter des Verwaltungsteils des Diplomatischen Dienstes war Felts höchster Vorgesetzter und angesichts der recht hohen Stellung des Angeklagten auch sein direkter. Die Verfehlungen seines Untergebenen waren auch für Logat schmerzlich, wurde doch nun gefragt, ob er seine Aufsichtspflicht als Dienstherr ausreichend erfüllt hatte. Das war für ihn bereits aus religiösen Gründen eine Belastung. Eine persönliche Verwicklung in die Betrügereien wurde in den Akten nicht angenommen, aber es fiel dennoch ein Schatten des Versagens auf den Mann. Er war daher auf der einen Seite an einer schnellen Aufklärung sehr interessiert, auf der anderen Seite hatte er aber auch sehr genaue Vorstellungen, zu welchem Ergebnis die Ermittlungen gefälligst zu kommen hätten, nicht zuletzt in Bezug auf seine eigene Person.
Dass Daxxel seinem minutenlangen Vortrag über diese Vorstellungen nicht mit der gebotenen eifrigen Begeisterung folgte, verschlechterte Logats Stimmung zusehends. Er wirkte mehr und mehr wie der Preisringer, weniger wie der Philosoph.
»Wenn ich da einmal kurz einhaken darf, Administrator?«, wagte Daxxel schließlich die Unterbrechung. Logat war nicht sein Vorgesetzter, aber hoch genug in der Hierarchie, um eventuellem Unwillen effizient Ausdruck zu geben, daher bemühte sich der junge Diplomat um Höflichkeit. Es fiel ihm schwer, denn Logat begann, impertinent zu werden. Altweganer mochten sehr spirituelle Wesen sein, für ihre guten Umgangsformen waren sie aber eher nicht berühmt.
»Was?«, war die knappe Reaktion Logats.
»Ich bin für Ihre Sichtweise der Dinge wirklich sehr dankbar und ich bin mir sicher, dass die von Ihnen aufgeworfenen Sachverhalte meinen Ermittlungen sehr helfen werden«, ölte Daxxel ein wenig, bevor er zum Thema kam. Die freundlichen Worte hatten einen besänftigenden Einfluss auf sein Gegenüber, denn er machte eine auffordernde Geste, sodass sich Daxxel ermutigt fühlte fortzufahren.
»Wir werden bei Felt aber mit dem üblichen Vorgehen nicht weit kommen«, eröffnete Daxxel seine eigene Sichtweise der Dinge. »Ein paar Verhöre und ein wenig die – metaphorischen – Daumenschrauben anlegen, das wird nichts nützen. Er ist ein typischer Spielsüchtiger, aber da ist noch etwas mehr – eine besondere, stark selbstreflektierte Qualität, die ich nicht erwartet habe. Ich glaube, dass es mehr ist als bloße Spielsucht.«
Logat machte eine wegwerfende Handbewegung. Er schien sich für die psychologischen Aspekte des Problems nicht weiter zu interessieren. Daxxel nahm an, dass er schlicht seine Ruhe wollte, und das möglichst bald.
»Daxxel, Sie suchen nur nach Vorwänden, hier weiter herumschnüffeln zu dürfen. Der Mann ist ein Verbrecher, ein Dieb. Er bekommt ein paar Psychopharmaka verpasst, die ihn von seiner Sucht heilen, meinetwegen eine Therapie, auch wenn ich das für Verschwendung halte. Dann wird er gefügig und packt aus. Ende der Geschichte!«
Daxxel bemühte sich um Fassung. Dass sich selbst bei gebildeten und hochrangigen Vertretern der Aktenhierarchie immer ein gewisser Prozentsatz Arschlöcher hielt, war keine neue Erkenntnis. Es war aber jedes Mal eine große Herausforderung, wenn er auf ein solches traf. Gerade bei seiner Arbeit schien sich das öfters zu ereignen. Wahrscheinlich lockte die Anwesenheit eines Sonderbeauftragten solche Abwehrreaktionen auf schon fast instinktive Weise hervor. Es war schwer, sich daran zu gewöhnen, von allen immer nur als potenzielle Bedrohung wahrgenommen zu werden.
Daxxel seufzte sanft.
Dabei wollte er doch nur das Beste.
»Administrator, ich verstehe Ihre Wut und natürlich ist es korrekt, dass Felt ein Betrüger ist, der bestraft werden muss. Aber es ist mir aufgetragen worden, die Hintergründe genau zu erfassen, weil diese ganze Affäre politische Dimensionen anzunehmen droht. Und um diese politischen Aspekte im Griff zu behalten, benötigen wir eine gründliche wie auch schnelle Auflösung der derzeit noch unklaren Aspekte. Felt wird einer Medikation nicht zustimmen und er ist absolut bei Verstand – kein Gericht wird einer Zwangsbehandlung zustimmen, vor allem nicht, bevor überhaupt ein Verfahren gegen ihn eingeleitet wurde. Er sitzt in Untersuchungshaft, Administrator. Die genaue Anklageerhebung erfolgt erst, wenn ich mit meinen Untersuchungen weiter fortgeschritten bin. Die Polizei wartet jetzt auf mich. Sie wartet auf uns.«
»Dann schreiten Sie fort
Weitere Kostenlose Bücher