Habitat C (German Edition)
und verplempern nicht Ihre Zeit!«, schnappte Logat.
Daxxel rang sich ein zustimmendes Lächeln ab. »Natürlich, Administrator, selbstverständlich. Gerade deswegen müssen wir unorthodoxe Wege gehen.«
Logat grunzte. Dann: »Was wollen Sie?«
»Ich möchte Felt ein Angebot machen.«
»Ah, ich verstehe!«, meinte der Altweganer. »Reduzierung des Strafmaßes gegen eine Aussage, vielleicht sogar eine Kronzeugenregelung? Gnadenvolles Disziplinarverfahren ohne automatische Entfernung aus dem Dienst? Vielleicht eine Strafversetzung an den Arsch der Galaxis, wo er neu anfangen kann, wenn er sich therapieren lässt? Damit hätten Sie gleich herausrücken können, Daxxel. Ich sehe da gar kein Problem. Meine Rückendeckung haben Sie, wenn das Gericht mitspielt. Ich will das vom Tisch haben. Bieten Sie so etwas an. Ich unterschreibe alles.«
Daxxel schüttelte den Kopf. »Ich kann ihm so etwas natürlich anbieten, Administrator. Aber ich gehe davon aus, dass er sich nicht darauf einlassen wird.«
Logat grunzte erneut, diesmal eindeutig, um seinem wachsenden Unwillen erneut Ausdruck zu geben.
»Was dann?«
Daxxel holte tief Luft.
»Ich möchte ihm anbieten, ins Spiel zurückkehren zu dürfen. Das heißt, er soll wieder Zugang zu den virtuellen Spielcasinos erhalten, mit einem eigenen Portfolio. Ich will ihm zusichern, dass er auch während einer Haft regelmäßig spielen darf und nicht zwangstherapiert wird.«
Logat starrte Daxxel ungläubig an. Der junge Mann gestand sich ein, dass sein Vorschlag in der Tat unorthodox war. Er war möglicherweise sogar ganz am Rande der Legalität angesiedelt. Und er konnte nicht einmal rational begründen, wie er auf diese Idee gekommen war. Seit dem Gespräch mit Felt ließ ihn der Gedanke – vielmehr das Gefühl – nicht los, dass es hier um mehr ging als bloße Spielsucht und Veruntreuung – oder dass beides zumindest eine etwas andere als die erwartete Qualität hatte. Etwas fühlte sich falsch an. Es hatte etwas mit dem Geld zu tun, woher es kam, welche Zugänge Felt besaß. Aber wie sollte er so einen Instinkt jemandem wie Logat verständlich machen? Ohne Logats Einverständnis würden die letztlich zuständigen Strafbehörden wenig Flexibilität zeigen. Auf Habitat C war es mit der Gewaltenteilung nicht weit her. Das Bedürfnis möglichst umfassender Kontrolle zur Wahrung der Sicherheit musste zuvorderst befriedigt werden. Das galt erst recht bei einem Fall wie diesem, der politische Kreise zu ziehen drohte.
»Ich … ich verstehe Sie nicht«, meinte der Administrator schließlich erstaunlich zivil. Insgeheim hatte Daxxel einen Wutausbruch erwartet. Oder Logat verstand wirklich nicht.
»Wir geben ihm, was er will«, sagte Daxxel. »Und dafür gibt er uns, was wir wollen. Wir haben bisher nur vage Hinweise bezüglich der politischen Kreise, mit denen er in Kontakt stand. Auch gibt es viele blinde Flecke, was die Finanztransaktionen angeht. Bloße Unterschlagung erklärt weder die Summen noch die seltsamen Wege, die manche Mittel gegangen sind. Es steckt definitiv noch mehr dahinter. Wir benötigen Namen und handfeste Indizien. Wir benötigen seine volle Kooperation, und das schnell, ehe seine Mitwisser ihre Spuren vollends verwischen können. Dann haben wir nichts mehr in der Hand.«
Sein Gegenüber starrte ihn an.
»Das meinen Sie nicht ernst, Daxxel!«
»Doch, durchaus. Es würde die Ermittlungen abkürzen.«
»Es würde … Daxxel! Es würde einen Skandal auslösen! Wenn tatsächlich einflussreiche politische Kreise mit Felt zusammengearbeitet haben, dann müssen die Ermittlungen absolut wasserdicht sein! Hier geht es um Beziehungen innerhalb der Akte! Ich muss Ihnen doch nicht erzählen, wie gespannt die Lage in unserem Disput mit dem Kalifat ist. Wir können uns keine Destabilisierung leisten, die nicht tatsächlich auf Fakten und noch mal Fakten beruhen. Sie stochern doch im Trüben, Daxxel!«
Daxxel runzelte die Stirn. »Was hat der Konflikt mit Meran damit zu tun?«
»Wir müssen innere Stabilität erreichen, um gegenüber dem Kalifen Stärke beweisen zu können«, stieß Logat hervor. »Wir dürfen keine Schwäche zeigen! Sobald wir merken, dass wichtige politische Entscheidungsträger involviert sind, müssen wir vorsichtig sein. Der Kalif und seine Propagandamaschine warten doch nur auf ein Einfallstor. Dies ist sensibel, Daxxel. Ganz, ganz sensibel.«
»Aber ich wurde hierher beordert, um genau das herauszufinden! Mir wurde nicht gesagt, dass ich aus
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