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Habitat C (German Edition)

Habitat C (German Edition)

Titel: Habitat C (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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zusammen, spannte die Muskeln in rhythmischen Abständen an und versuchte so, den langsam wachsenden Schmerz unter Kontrolle zu bekommen. Viel nützte es nicht.
    Die großen Container verdeckten ihr und damit auch ihren Verfolgern die Sicht. Sie zwang sich, ruhig einzuatmen und allzu lautes Keuchen zu vermeiden. Der Schweiß stand ihr auf der Stirn. Ihre rechte Hand war um den Kommunikator verkrampft, obgleich das Gerät völlig sinnlos war. Es war beim ersten Angriff bereits beschädigt worden. Sie spürte die Schürfwunden an der rechten Schulter, die entstanden waren, als sie allzu heftigen Kontakt mit einem Türrahmen bekommen hatte. Sie brannten scheußlich und die Uniform, die sich als widerstandsfähig erwiesen hatte, lag feucht auf ihrer Haut, was auf eine leichte Blutung hinwies, die sich noch nicht durch den Stoff an die Oberfläche vorgearbeitet hatte.
    Sie verbannte den Schmerz aus ihren Gedanken. In ihrem Kopf kreiste alles.
    Sie verstand das alles nicht.
    Angeblich war jeder Ort des Habitats mit Kameras und anderen Sensoren überwacht.
    Doch niemand schien von ihrer Situation Notiz zu nehmen. Entweder wurden die Bilder nicht übertragen – und stattdessen andere, weil sonst irgendwann doch jemand aufgetaucht wäre, um nach dem Rechten zu sehen – oder diejenigen, die diese Bilder auswerteten, hielten ein sehr langes Nickerchen. Angesichts der Tatsache, dass die Auswertung des Bildmaterials im Regelfall von KIs durchgeführt wurde, war dies unwahrscheinlich. An jemanden, der KIs zu manipulieren verstand, wollte Zant nicht einmal denken.
    Doch warum merkte niemand, in was für einer beschissenen Lage sie sich befand?
    Sie starrte in den kreisenden Drehkranz an der Decke der Lagerhalle. Es kam ihr vor, als seien die Kameras direkt auf sie fokussiert. Sie blutete auch am linken Oberschenkel, die Uniformhose war zerrissen, wo die Brechstange sie getroffen hatte, ein Streich, dem sie beinahe, aber eben nur beinahe ausgewichen war. Der Schmerz pochte. Die Blutung war in eine große, rote Schwellung übergegangen. Zant war sich ziemlich sicher, dass ihr Oberschenkel nicht gebrochen war, doch es tat heftig weh, mit dem Bein aufzutreten. Mit diesem Bein zu hocken, war noch viel schlimmer. Aber es war nichts gebrochen, dessen war sie sich sicher. Und wenn nichts gebrochen war, konnte sie rennen, und rennen musste sie.
    Und sie hatte nichts dabei. Eine einfache Dienstuniform, keinerlei Ausrüstung, wozu auch? Sie war auf dem Weg zur Polizei gewesen, als man sie abgefangen hatte. Wer hätte so etwas vorhersehen können? Auf dem Habitat Central, dem Machtzentrum der Galaktischen Akte, dem am besten behüteten Bereich des verdammten bekannten Universums …!
    An sich hätte die KI hinter dem Beobachtungssystem längst Alarm schlagen müssen. Den ganzen Weg bis in die Lagerhalle, den Zant humpelnd und blutend zurückgelegt hatte, hätte derlei geschehen müssen. Doch es passierte rein gar nichts. Nirgends Anzeichen für alarmierte Sicherheitskräfte. Auch keine Passanten. Der ganze Sektor wirkte wie ausgestorben.
    Und sie wusste nicht einmal, wo sich ihre Verfolger aufhielten. Eigentlich hatte sie anfangs auch nur einen gesehen, einen Bodaren, der wie aus dem Nichts vor ihr erschienen und sie mit der Stange in den Händen angegriffen hatte. Sie hatte sich instinktiv verteidigt, ihm die Waffe nach dem ersten Schlag entwunden, ihn mit der Handkante erwischt. Die Routinen waren automatisch gekommen, dafür hatte sie lange genug trainiert, dennoch war er verdammt schnell gewesen, schneller als sie, etwas unbeholfen, aber mit Kraft und ganz offenbar mit großer Entschlossenheit.
    Das machte einiges aus, wenn man das Überraschungsmoment auf seiner Seite wusste.
    Sie kannte die bodarische Physiologie nicht gut genug, um zu wissen, wo ein Schlag am effektivsten war, doch ihr Angreifer hatte sich zurückgezogen. Dafür waren weitere gekommen, als Zant hatte Hilfe holen wollen. Zu viele auf einmal. Und anstatt in eine der belebten Regionen des Habitats zu entfliehen, war sie in die leeren, vollautomatischen Logistikbereiche getrieben worden, ganz wie ein wildes Tier. Hier war keine Menschen- oder sonstige Seele, alles verlief ferngesteuert oder nach vorprogrammierten Abläufen.
    Und niemand schaute zu.
    Die Kameras rotierten und niemand schaute zu.
    Zant fühlte sich ein wenig allein gelassen.
    Die Bodaren hatten auch kein Wort gesprochen. Stumm, wie Roboter, waren sie auf sie eingedrungen. Zants Fragen waren ohne Reaktion

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