Habitat C (German Edition)
erhebliche Konsequenzen nach sich ziehen würden. Speldor scheute davor nicht zurück, aber hatte er den Ball einmal ins Rollen gebracht, musste er gewährleisten, dass sein eigenes Wohlbefinden – und seine persönliche Zukunft – nicht ernsthaft in Gefahr gerieten.
Ihm blieb möglicherweise keine andere Wahl, als exakt das zu riskieren.
Die Dinge hatten sich schon zu weit entwickelt.
Es gab wahrscheinlich kein Zurück mehr.
Speldor war darüber nicht sehr glücklich.
Schließlich beanspruchte Leda wieder seine Aufmerksamkeit. Die Frau wirkte erschöpft, obgleich sie gut darin war, sich wenig anmerken zu lassen. Speldor kannte sie aber lange genug, um die Zeichen richtig zu deuten. Er setzte sich mit ihr in ein kleines Büro und wartete, bis sie sich einen ihrer Lieblingstees aus dem Nahrungsautomaten gezogen hatte. Sie sah nicht so aus, als würden ihr dringende Informationen auf der Seele brennen. Das war an sich bereits eine schlechte Nachricht.
»Es wurde definitiv nicht von außen manipuliert«, erklärte sie schließlich und blies über ihre dampfende Tasse. »Soweit wir das jedenfalls feststellen können. Kein Angriff. Wer auch immer die Aufzeichnungen manipulierte, hat es von innen getan. Aber es war offenbar auch niemand in der Rechenzentrale. Die Sicherheitskräfte haben jedes Individuum mit Zugang unter Wahrheitsdrogen gesetzt. Keiner hat auch nur andeutungsweise den Eindruck gemacht, etwas damit zu tun zu haben. Es gibt auch keinerlei Hinweise auf zusätzlichen Code, irgendeine Schadsoftware, irgendwas Neues, das vorher nicht da gewesen wäre. Erschreckend ist aber Folgendes: Nachdem externe Rechner eingesetzt wurden, um die Aufzeichnungen der letzten zwei Jahre einer vollständigen Überprüfung zu unterziehen, gab es mindestens drei weitere Fälle, in denen vergleichbare Aussetzer registriert wurden. Es waren jedes Mal irrelevante Vorgänge, nicht mit irgendwelchen sicherheitsrelevanten Aktivitäten oder Ereignissen verbunden, daher waren diese Sachen nicht bemerkt und berichtet worden.« Leda nahm einen Schluck. »Das Interessante ist aber, dass auf jeder dieser drei an sich völlig harmlosen und unaufgeregten Aufzeichnungen Bodaren zu sehen sind, die nach dem Aussetzer nicht mehr auftauchen. Und in zweien sind es sogar jeweils die gleichen Individuen.«
»Identifiziert?«, hakte Speldor sofort nach, dessen Interesse plötzlich sehr wach war.
»Natürlich. Es handelt sich um registrierte Bewohner des Habitats, einen Energietechniker sowie einen Touristenführer. Absolut unbescholten, blütenreine Akte, niemals irgendwie aufgefallen, sehr solides Leben – das ist aber typisch für Bodaren. Scheinen alle sehr gesetzestreue und unaufgeregte Existenzen zu führen.«
Speldor gab darauf nichts. Seine offizielle Akte war auch blütenrein. Er war eine Stütze der Gesellschaft.
»Bis auf dieses kleine Detail.«
»Ja. Ich glaube nicht, dass es ein Zufall ist. Die Sicherheitsfachleute hier auch nicht. Sie haben die beiden Bodaren zu einem Gespräch einbestellt, aber …«
»Lass mich raten: Die Kontaktaufnahme verlief nicht erfolgreich?«
Leda machte eine Grimasse.
»Sie scheinen die Station vor einigen Stunden verlassen zu haben. Immerhin haben sie sich an ihrer Arbeitsstelle ordnungsgemäß abgemeldet und freie Tage genommen. Diesmal also kein seltsames Verschwinden. Andererseits ist es natürlich …«
»Es ist verdächtig und wir müssen sie finden«, sagte Speldor.
»Wir wissen nicht, wo und wann sie tatsächlich die Station verlassen haben, aber sie sind nirgends auffindbar.«
»Das gleiche Prinzip wie bei Daxxel und Zant?«
»Zweifelsohne.«
Speldor nickte. »Wir müssen das von außen betrachten. Von hier kommen wir nicht weiter.«
Er griff erneut zu seinem Kommunikator, wählte eine gut abgeschirmte Geheimfrequenz. Auf dem kleinen Schirm erschien das Antlitz von Captain Terzia Roswell, der Kommandantin des Kreuzers Alicante , mit dem sie hierher gekommen waren. Die Alicante war eines von zwei permanenten Einsatzschiffen der Abteilung III, erbaut auf der Hülle einer Korvette, aber mit dem Feinsten ausgestattet, was die Akte an Stealthtechnologie und Bewaffnung aufzuweisen hatte. Nur wenige Schiffe waren mit dieser technischen Entwicklung ausgerüstet und es gab nur wenige Kommandanten wie Captain Roswell, deren ledriges Gesicht, gezeichnet von über 30 Jahren Einsatzerfahrung in der Marine, ihm nun fragende Blicke zuwarf.
»Agent? Sie haben Arbeit.«
Eine Feststellung, keine
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