Habitat C (German Edition)
recht erhaben wirkt. Ich hege jedoch die Befürchtung, dass die Nutzung der Schauer als … Tarnung für unseren Abflug nichts mit Erhabenheit zu tun haben wird.«
Er warf Hardan einen fragenden Blick zu, doch der Bodare schien bis auf Weiteres ergänzender Erklärungen müde zu sein.
»Sie folgen mir jetzt«, erklärte er und machte eine einladende Handbewegung, deren Reiz sich weder Daxxel noch Zant entziehen konnten.
Sie erhoben sich und machten sich mit ziemlich gemischten Gefühlen auf eine Reise, die wohl im Wesentlichen daraus zu bestehen schien, sich in einem Meteoritenschauer auf die Planetenoberfläche fallen zu lassen.
Es konnte also nur noch besser werden.
Kapitel 12
Lidban Speldor war ein unauffälliger Mann, was nicht zuletzt daran lag, dass die Bewohner des Golar-Kollektivs alle nicht mit physischen Besonderheiten gesegnet waren. Es waren alles Humanoide – wie 80 % der intelligenten Spezies, die man bisher kannte – und ihr schmaler Körper, das Gesicht mit den wenig einprägsamen Konturen und ihr meist eher stilles und zurückgezogenes Wesen führten dazu, dass man sie leicht übersah. Was andere kränken würde oder sich als hinderlich erwies – etwa bei dem Versuch, einen geschäftigen Kellner auf sich aufmerksam zu machen –, war für Speldors Geschäftszweig durchaus vorteilhaft, vor allem weil niemand in diesem kleinen Körperchen so große Kräfte und einen so scharfen Verstand vermutete.
Seine beiden Begleiter arbeiteten mit ihm schon seit Jahren zusammen und würden niemals den Fehler begehen, ihn zu unterschätzen. Einer war ein Mensch namens Rogers, der sich in seiner Aufmachung darum bemühte, von fast golarischer Unaufdringlichkeit zu sein, was ihm angesichts seiner Schulterbreite und des muskulösen Oberkörpers aber nicht ganz gelang. Die Frau in seiner Begleitung, Leda mit Namen, war Taxianerin und konnte sich von vornherein jeden Versuch ersparen, in der Menge unterzugehen. Für humanoide und nicht gleichgeschlechtlich orientierte Männer im geeigneten Alter hielt sie sämtliche Vorzüge bereit, die man sich vorstellen konnte, und aufgrund der verschiebbaren Muskel- und Gewebelappen ihrer Spezies konnte sie diese auch individuellen Bedürfnissen anpassen. Das galt nicht für ihr Gesicht, dessen symmetrische Ebenmäßigkeit aber auch keiner Verbesserung bedurfte. Ihren Körper jedoch hatte sie vollständig unter Kontrolle, und das sogar so weit, dass sie ihre Körpergröße und -fülle innerhalb gewisser Grenzen manipulieren konnte. Sie benutzte diese Fähigkeit jedoch meist nur, um die Muskelstränge ihrer Arme so zu verstärken, dass sie jedem aufdringlichen Typen damit leicht das Genick brechen konnte, ein Vorgang, der lüsternen Männern durchaus eindringlich verdeutlichte, dass sie sich die Falsche ausgesucht hatten.
Sie tat das aber selten und nur auf Anweisung Speldors, denn er war der Chef und sie alle folgten den Befehlen der Abteilung III, die wiederum ganz und gar nur das tat, was Minister Grant ihr auftrug. Und dies, wie Speldor mit einer gewissen Zufriedenheit feststellte, im Regelfall auch sehr erfolgreich. Als eine Art Inlandsgeheimdienst mit Sonderbefugnissen war die Abteilung sehr klein – im operativen Geschäft vielleicht zwei Dutzend Agenten. Aber sie hatte umfassende Vollmachten und neigte dazu, für Gesetzesverstöße eher milde bestraft zu werden – meist mit wackelnden Zeigefingern und einem missbilligenden, aber verständnisvollen Seufzen, eine Strafe, die Speldor zum Wohl der Akte zu ertragen bereit war.
Agenten wie er genossen große Freiheiten. Speldor nutzte diese weit und er sah sich im Mittelpunkt vieler Interessen, auch solcher, die nicht immer denen von Grant entsprachen. Er hatte sich bisher in diesem Machtgefüge immer mit großer Geschicklichkeit bewegt.
Und so waren sie nach Habitat C gereist und standen in einer der zahlreichen Empfangshallen für Neuankömmlinge. Es war eine Menge los, eine Tatsache, die sie alle drei geflissentlich ignorierten.
Speldor hob seinen Kommunikator. Er hielt es für Zeitverschwendung, erst Quartiere zu beziehen. Ihr Gepäck würde man verstauen und sie hatten eine Aufgabe zu erledigen. Keine Zeit für Verzögerungen.
Er rief Daxxel. Es dauerte nicht lange, dann bekam er die Nachricht, dass das Gerät des Diplomaten im Stationsnetz nicht auffindbar war. Obgleich er über das Verschwinden von Zant vor seiner Abreise informiert worden war, versuchte er auch ihren Anschluss. Die gleiche
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