Habitat C (German Edition)
war, deren Mageninhalt da war, wo er hingehörte, und die ihn mit einer gewissen Sorge im Blick anschaute, die sein Herz dann doch etwas erwärmte. Sie lächelte ihm aufmunternd zu. Eine verbale Kommunikation war aufgrund des Lärms immer noch schwierig, aber immerhin: Zant würde sich nicht darüber amüsieren, dass er wie ein nasser Lappen in den Seilen hing und sich vollgereihert hatte.
Er war froh, dass er letztlich doch nicht allein war. Es half ihm, die Reste seiner Würde zusammenzuklauben und so zu tun, als würde es ihm wieder besser gehen, was durchweg gelogen war.
»Wir landen gleich«, hörte er die Stimme Hardans. War der Bodare über Daxxels unappetitlichen Zustand angewidert, so zeigte er es nicht. Seine zur Maske erstarrte Mimik ließ keinen Schluss auf sein Gefühlsleben zu.
»Wo … wo landen wir genau?«, brachte der Terraner dann hervor und spürte, wie ihm mit jedem Wort die Magensäure in die Kehle stieg.
»In der Nähe der Tempelanlage, unweit der Touristen- und Forschungsstation. Aber nicht auf deren Landefeld. Wir … bleiben abseits.«
Daxxel nickte. Die Infrastruktur, die die Niib – und welche anderen Lebewesen mit ihnen dereinst auf dieser Welt lebten – hinterlassen hatten, war größtenteils in einem Zustand, der selbst erfahrenen Archäologen die Arbeit schwer machte. Die beständigen Winde und die scharfen Sandstürme aus den verkarsteten und verödeten Gegenden dieser ausgeplünderten Welt hatten über die Jahrtausende Gebäude abgehobelt und größtenteils vollständig abgetragen. Tektonische Verwerfungen hatten unterirdische Anlagen einstürzen lassen, darüber hinaus war der Planet bereits zu Niib-Zeiten unbewohnbar gewesen und verlassen worden. Hardan hatte allerdings angedeutet, dass nicht alles verloren war – und dass er über »Kenntnisse« verfüge. Kenntnisse.
Der Exodus der Niib damals aber war offenbar gründlich vorbereitet worden, denn bis auf die Rohstruktur zahlreicher Gebäude hatten alle bisherigen archäologischen Expeditionen wenig bis nichts gefunden, was nähere Aufschlüsse über das Leben hier gegeben hätte. Auch auf anderen Niib-Welten waren die Ergebnisse ähnlich mager. Als die mysteriösen Herrscher verschwanden, hatten sie überall ordentlich aufgeräumt und hinterließen nichts weiter als eine drückende Erinnerung im Bewusstsein jener Völkerschaften, die sie oft lange brutal beherrscht hatten. Viele waren danach untergegangen und andere hatten die Erinnerung an das Schreckensregime der Niib kollektiv verdrängt. Der lange zeitliche Abstand von vielen Tausend Jahren hatte sein Übriges dazu beigetragen, dass immens viel in Vergessenheit geraten war – außer dem schlechten Ruf der Niib, der sich bis in die Gegenwart gerettet hatte.
Die sogenannte Tempelanlage war eine Kette sehr hoher und mächtiger Bauwerke, die angesichts der Erosion einstmals noch weitaus höher und mächtiger gewesen sein mussten. Sie waren das Einzige, was einer Touristenattraktion nahekam – was bedeutete, dass einmal die Woche eine Fähre mit ansonsten gelangweilten Habitatbesuchern den Abstieg vornahm und maximal drei oder vier Stunden Aufenthalt hatte. Selbst die unausweichlichen Souvenirs wurden im Orbit verhökert, nicht am Boden. Dass die Atmosphäre kaum atembar war und jeder sofort durch die scharfen Winde Hautabschürfungen bekam, der keine speziellen Schutzanzüge trug, minderte die Attraktivität dieses Ortes sicher auch.
Ob es sich dabei tatsächlich um Tempel gehandelt hatte, wusste niemand. Über die religiösen Vorstellungen der Niib war wenig bekannt. Da sie sich selbst wie Götter aufgeführt hatten, befürchteten die Archäologen hier eher das Schlimmste.
Wieder ruckelte es heftig, aber dann wurde es plötzlich sehr still.
Daxxel sah Hardan fragend an.
»Wir sind gelandet.«
Das Gefühl der Erleichterung, das Daxxel überkam, war beinahe genauso überwältigend wie der wilde Flug, der ihn an die Grenze seiner Belastbarkeit geführt hatte. Er löste seine Gurte und akzeptierte, dass Zant ihm half, sich zu säubern. Die Erste-Hilfe-Ausrüstung der Landekapsel enthielt Reinigungstücher, die in eine desinfizierende Lösung getunkt worden waren. Nach einer mehrminütigen Aktion, die die Bodaren mit Gleichmut und Geduld beobachteten, fühlte sich Daxxel etwas sauberer. Er konnte sein Hemd allerdings nicht wechseln und es war zu befürchten, dass ein gewisser scharfer Geruch weiterhin an ihm haften würde. Das war nicht so schlimm, solange er den
Weitere Kostenlose Bücher