Habitat C (German Edition)
der Bodaren verblieben. Ganz abgesehen davon verband sie das stille Einverständnis, jetzt keine Flucht zu wagen, denn das würde das mühsam aufblühende Vertrauen sofort wieder vernichten. Und es schien, als seien sie auf die Kooperationsbereitschaft von Hardan angewiesen, sollten sie nicht mit eingezogenem Schwanz die Station verlassen wollen, ohne Ergebnisse und mit der drückenden Last eines ungeklärten Geheimnisses auf den Seelen. An das sie sich nicht einmal würden erinnern können, wenn der Bodare seine beständige Drohung wahr machen sollte.
Das wollten sie sich beide nicht antun.
Und so warteten sie geduldig ab.
Schließlich wandte sich Hardan an sie, das Gesicht wieder die verschlossene Maske, ein untrügliches Zeichen dafür, dass eine Entscheidung gefällt worden war.
»Ich muss mit einigen anderen reden«, sagte er dann. »Aber ich denke, dass die Entwicklungen jetzt so weit fortgeschritten sind, dass es an der Zeit ist, gewisse Leute einzuweihen. Das Schicksal hat uns Sie beide in die Hände gespielt und vielleicht steckt ein tieferer Sinn dahinter. Es wird notwendig sein, Sie über gewisse Hintergründe aufzuklären.«
Daxxel lehnte sich zurück und breitete die Arme aus.
»Wir sind ganz Ohr.«
»Nicht hier.«
»Ein anderes Versteck vielleicht?«
»Nicht auf Habitat C.«
Daxxel runzelte die Stirn. Auch Zant wirkte nun etwas irritiert.
»Warum nicht?«
»Wir müssen Sie mit einigen Aspekten dessen, worum es geht, auf physische Art und Weise konfrontieren. Sie müssen sich vor Ort ein Bild von der Situation machen.«
»Vor Ort ist nicht hier?«
»Nein.«
»Wo dann?«
»Unten auf dem Planeten. Dort sind auch die anderen.«
»Wer sind diese anderen?«
»Ich erzähle es Ihnen. Aber nicht hier.«
»Wo dann?«
»Unten.«
Zant seufzte. »Wo unten? In der Forschungs- und Touristenstation?«
»Nein. In den unterirdischen Niib-Anlagen.«
»Da ist nichts. Sie wurden erforscht und man fand nichts außer toter, inoperabler und unverständlicher Technologie und völlig leer geräumten Sälen.«
»Nein. Da ist eine Menge. Nur sehen Ihre Wissenschaftler nicht, was wir sehen, und wissen nicht, was wir wissen. Erneut. Es ist das gleiche Spiel. Der zentrale Unterschied ist, dass es Leute gibt, die hinter einige der Geheimnisse gekommen sind. Entdeckungen wurden gemacht. Niemand weiß etwas davon. Es geht große Gefahr von ihnen aus. Wenn Sie uns helfen wollen, dann dort unten. Dort entscheidet sich unser Schicksal.«
Der letzte Satz hatte beinahe feierlich geklungen. Daxxel machte sich für einen Augenblick Sorgen. War er schlicht in die Fänge einer Art abstruse Sekte geraten und würde man da unten möglicherweise die Gunst der Stunde für eine kleine Opferzeremonie nutzen? Nein, ein irrer Gedanke. Daxxel schalt sich einen Narren. Dafür betrieb man nicht diesen Aufwand. Er hatte das Gefühl, dass Hardan es ernst meinte – und dass er immer noch eine tiefe Unsicherheit in sich trug, die auch sein beherrschtes Auftreten nicht zu überspielen imstande war. Das Puzzle war noch sehr unvollständig. Wenn es aber gelang, weitere Stücke unter der Oberfläche eines verwüsteten, ausgebeuteten und abgestorbenen Planeten zu sammeln, dann war er bereit, sich auf dieses Abenteuer einzulassen.
Natürlich gab es da ein kleines Problem. Daxxels Klaustrophobie, die besonders und fast ausschließlich in unterirdischen Anlagen zum Vorschein kam, gehörte dazu. Er wappnete sich. Irgendwie würde er damit schon fertigwerden.
»Gut«, sagte er also. »Wir verlassen die Station. Ich bin mir sicher, Sie kennen einen Weg, der dies ermöglicht, ohne dass Sie die Sicherheitsdienste auf unseren Flug aufmerksam machen, ja? Ich vermute, eine offizielle Delegationsreise soll das nicht werden.«
Hardan nickte. »Es wird ein wenig ungemütlich, aber ja. Wir werden mit den Schauern hinuntergehen.«
Daxxel hustete. Zant sah ihn fragend an. Er lächelte sie etwas gezwungen an.
»Die Schauer«, sagte er leise. »Als die Niib dieses Habitat bauten, haben sie nicht nur einen Großteil der Ressourcen dieser Welt da unten verbraucht, sondern auch zwei Monde, die einst um diesen Planeten kreisten. Sie wurden nur teilweise genutzt, aber offenbar vorher in handhabbare Stücke gesprengt. In regelmäßigen Abständen gehen eine Reihe dieser Trümmer auf die Welt hinab, als Meteoritenschauer. Es sind manchmal mehr, mal weniger und es gibt noch Vorräte für einige Hundert Jahre. Ein schönes Schauspiel, das von der Station aus
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