Habitat C (German Edition)
wollte er sich keine Blöße geben. Dass Zant schon seit Langem wusste, wo Daxxel ein Weichei war, führte dazu, dass er ihr gegenüber die Kraft nicht mehr aufbrachte, eine Illusion markiger Männlichkeit zu erzeugen.
Zant lächelte ihm aufmunternd zu.
Sie wusste in der Tat genau, wie es ihm ging.
Das tat ihrer Freude ganz offensichtlich keinerlei Abbruch.
»Wir sind mitten im Schwarm«, meldete Hardan leise. »Atmosphäreneintritt in drei Minuten.«
Der andere Bodare, der sich ihnen als Gashek vorgestellt hatte, nickte nur. Auch er schien die Methode, sich mit einem Haufen mörderischer, glühender Gesteinsbrocken auf die Oberfläche einer lebensfeindlichen Welt fallen zu lassen, für absolut üblich zu halten.
Hardan blickte hoch, direkt in Daxxels Gesicht, und für einen Moment huschte eine Ahnung von Spott über die Miene des Bodaren.
»Angst, Botschafter Daxxel?«
»Ich bemühe mich um Selbstbeherrschung.«
»Das sehe ich. Sie sind nicht besonders gut darin.«
»Wie in so vielem, worum ich mich bemühe.«
Hardan nickte und schien die Antwort als Ausdruck von Ehrlichkeit zu akzeptieren, obgleich Daxxel sie eher als Ausdruck von Verzweiflung gemeint hatte.
Es ruckelte etwas und alles in Daxxel krampfte sich zusammen.
»Steuerdüsen«, murmelte Zant leise, als ob ihn diese Information beruhigen würde. Daxxel setzte ein schwaches Lächeln auf und nickte ihr zu. Langsam gingen ihm die Worte aus. Seine ganze Konzentration galt dem Bemühen, nicht wimmernd in Panik auszubrechen. Die Sache mit dem Flug auf den Planeten war eine ganz furchtbare Idee gewesen und er hätte sich niemals darauf einlassen sollen. Doch für diese Art der Reue war es jetzt eindeutig zu spät.
Viel zu spät.
»Eine Minute. Ich würde sagen: Halten Sie sich fest – aber noch fester als die Gurte es können, geht es wohl nicht mehr.«
Hardan sah wieder Daxxel an, der sich beinahe ein wenig beleidigt fühlte.
Er wollte etwas sagen, dann aber fuhr ein Ruck durch die Kapsel und Daxxel wunderte sich, wie kurz heutzutage eine Minute war. Das Schütteln ging ihm durch Mark und Bein und ein starker Druck schob ihn von unten in den Harnisch, bis seine Schulterknochen schmerzhaft gegen die Polsterung drückten. Er fühlte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss. Sein Magen hatte seine Wanderung glücklicherweise kurz vor Erreichen des Halses beendet, das saure Gefühl in seinem Mund aber bewies, dass nicht alles in seiner Bewegung innegehalten hatte. Dann wurde er hin und her geschleudert, das Vibrieren wurde zu einem Zittern, das seine Sicht verschleierte.
Daxxel hatte sich, wie er fand, die ersten zwanzig Sekunden gut gehalten.
Jetzt aber wurde ihm richtig schlecht.
Er schaute auf Zant, soweit er seinen Blick bei dem ganzen Geschaukel überhaupt auf sie fokussieren konnte, und merkte, dass sie ganz entspannt dasaß und die Augen geschlossen hielt.
Das war möglicherweise eine gute Idee.
Daxxel klappte gleichfalls seine Augenlider zu. Der Schwindel ließ fast unmittelbar nach. Lediglich sein Magen bereitete ihm weiterhin Probleme – und seine Schulterknochen; seine Rippen, die seitlich in den Sitz geschleudert wurden; sein Hintern, der auf dem dünnen Polster des Sitzes trotz aller Gurte ein Stakkato aufzuführen schien. Sonst aber ging es ihm gut. Da »sonst« aber kaum Raum für irgendwas erlaubte, half ihm das nicht weiter.
Das dauerte alles viel zu lange.
Und jetzt, da die Kapsel in die tieferen Atmosphärenschichten eindrang, wurde es auch noch laut. Die Schallisolierung hielt das nervtötende Heulen kaum ab und Daxxel war froh um die Ohrenschützer, die man ihm aufgesetzt hatte. Immerhin, der Sinkflug wurde nun etwas ruhiger, Daxxel holte tief Luft und …
Der Hammer fuhr auf ihn herab, und das mit einer beispiellosen Wucht. Seine Knochen knackten und er biss sich auf die Zunge, spürte Blut im Mund.
Die Bremsraketen hatten gezündet.
Daxxel stöhnte auf. Ihre Sinkgeschwindigkeit wurde niedriger, der Magen rutschte ihm wieder abwärts, die Eingeweide sortierten sich neu. Und er hielt nicht mehr an sich: Mit einem konvulsiven Würgen brach er seinen Mageninhalt aus und die warme, scharf riechende Soße lief ihm aus dem Mund in den Harnisch bis in seinen Kragen hinein.
Es war alles ganz, ganz entsetzlich. Es war erniedrigend, peinlich, unangenehm, bedauernswert, kläglich.
Und keiner kümmerte sich um ihn.
Er öffnete seine Augen und versuchte, irgendwie würdevoll auszusehen. Er blickte auf Zant, deren Gesicht ruhig
Weitere Kostenlose Bücher