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Habitat C (German Edition)

Habitat C (German Edition)

Titel: Habitat C (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Sie wich in die Nische zurück und versuchte, die Bilder aus ihrem Kopf zu vertreiben. Doch wie von unsichtbarer Hand geführt, musste sie sich erneut nach vorne beugen und sich … das ansehen.
    Bei allen Göttern!
    Die Energie tötete nicht einfach.
    Das wäre einer Niib-Waffe wohl nicht würdig gewesen!
    Der Lichtbogen, von unseliger Energie gespeist, Waffe am Boden oder nicht, fräste die Panzerungen auf, am ganzen Körper, und drang mit einem gehässigen Knistern in die freigelegten Körper der ersten drei Bewaffneten ein. Ein furchtbares Knirschen ertönte, ein Geräusch wie auf einem Schlachthof, wenn ein Tier ausgenommen wurde, es roch verbrannt, ja gegrillt, und die unnatürlichen, panischen Schreie der drei Opfer verstummten, als die brutale Energie Körper von innen nach außen zu wenden begann.
    Zant würgte.
    Von innen nach außen.
    Buchstäblich!
    In einem endlos langsamen, endlos grausamen Prozess brachen die Leiber auf, Blut spritzte zu Boden und die Agonie der Opfer war förmlich spürbar. Eingeweide wurden sichtbar, pulsierende, glänzende Organe, und die Haut drehte sich, kehrte das Innere nach außen, legte alles frei, die schimmernde Struktur der Wirbelsäule, die Rippen, die unter der Macht dieser Gewalt wie dünne Stöcke zu splittern begannen. Zant sah, wie die Lungen in sich zusammenfielen, die Herzen vor ihren Augen zu schlagen aufhörten, sah, wie Schädel barsten und Gehirnmasse nach außen drehten, bis die immer noch aufrecht stehenden Leiber auf eine entsetzliche Art grotesken Lehrpuppen aus dem Biologieunterricht ähnelten, an denen man alles sah, sich alles bewegte, um dann mit widerwärtiger Langsamkeit zu Boden zu fließen.
    Zant war so übel. Vor ihren Augen tanzten schwarze Schleier. Sie stolperte aus der Nische, ohne Waffe, die Augen starr auf das gerichtet, was sie ausgelöst hatte, und sie sah nur verschwommen, dass einer der Überlebenden an ihrer Seite war, sie fast sanft stützte, bis sie die kalte Mündung einer Pistole an ihrem Nacken spürte, die beruhigende Kälte einer richtigen Waffe, einer ehrlichen, einer deutlichen, ohne Hintergedanken, ohne eigene Lust am Morden und an den Qualen der Opfer, wirklich nur ein Instrument, nichts weiter.
    Zant ließ sich gefangen nehmen, ohne Willen, entsetzt und erschüttert von ihrem Tun. Sie spürte, wie sich ein Schluchzen aus ihrem Körper löste. Die harte Josefine Zant. Behielt immer einen kühlen Kopf, bewahrte immer die Fassung. Verlor niemals den Überblick, nie die Beherrschung. Sie schluchzte erneut, trocken, keuchend, spuckte Galle aus, vielleicht noch mehr, lehnte sich willenlos gegen ihren Häscher, der wahrscheinlich alles, nur nicht das erwartet hatte, hob beide Hände, in einer fast flehentlichen Geste.
    »Das habe ich so nicht gewollt. Das habe ich nicht gewusst.«
    Zant bat um Vergebung und wusste, dass niemand ihr diese gewähren konnte.
    Niemand sagte etwas zu ihr. Sie fühlte sich hochgerissen, dann, wie ihre Arme hinter ihrem Körper zusammengebunden wurden, und dabei starrte sie auf die drei verdrehten Leichen auf dem Boden, den großen Teich an Blut, dessen metallischer Geruch alles überdeckte. Sie konnte den Blick nicht abwenden.
    Sie hatte schon vieles gesehen.
    Aber so etwas noch nicht.
    Sie fühlte sich beschmutzt und betrogen. Hardan musste das gewusst haben. Sie glaubte nicht, dass er keine Ahnung über die widerwärtige Folterwirkung dieser Waffe gehabt hatte. Er hatte sie ihr gegeben und damit einkalkuliert, dass sie diese gegen ihre Feinde einsetzen würde.
    Er hatte sie benutzt und sie hatte sich dafür freiwillig gemeldet. Eine leise Stimme in ihr sagte, dass diese einseitige Schuldzuweisung falsch war. Sie hatte sich freiwillig gemeldet. Sie war bereit gewesen zu töten. Töten war ihr Beruf.
    Aber doch nicht so.
    Nicht so!
    Sie ließ sich davonschleifen, wurde in eine Ecke auf den Boden gesetzt und dann holte jemand Tape aus der Tasche. Man riss sie wieder auf die Beine, stellte sie glatt gegen die Wand und verklebte ihren Körper methodisch mit diesem. Zant kannte dieses Klebeband, eine gute Fessel und durch bloße Muskelkraft nicht zu lösen. Es bedurfte einer speziellen Chemikalie, um sich wieder zu befreien, und davon hatte sie nichts bei sich. Nach einigen Augenblicken war sie fixiert, Arme, Beine und Oberkörper an der Wand. Sie konnte atmen und durfte den Kopf nach rechts und links drehen, das hatte man ihr gelassen.
    Niemand sagte etwas.
    Keine Beleidigung, kein Ausdruck des Entsetzens.

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