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Habitat C (German Edition)

Habitat C (German Edition)

Titel: Habitat C (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Verzweiflung, die weniger mit dem eigenen Schicksal zu tun hatte als mehr mit dem, was es zu verhindern, was es aufzudecken galt.
    Daxxel ließ sich drängen. Er begann zu laufen. Er sah nicht zurück, obgleich etwas in ihm sagte, er solle noch geeignete Worte des Abschieds finden. Doch die Ponys rannten vor ihm und er fand, er solle ihnen folgen, denn sie sahen so glücklich und zufrieden aus und er wollte sich genauso fühlen. Er musste Zant die Ponys zeigen, denn sie mochte bestimmt, wie sie um sie herumtänzelten und fröhlich wieherten. Zant. Wo war Zant eigentlich? Irgendwo musste sie sein. Hardan hatte da was gesagt …
    Er rannte nun, immer den hüpfenden, rosa, plüschigen, glücklichen Tierchen hinterher. Die rochen auch noch gut, nach Zuckergebäck und Schokolade! Vielleicht gab es dort, wo sie hinliefen, ja Süßigkeiten! Daxxels plötzlicher Hunger auf Donuts – glasiert mit Schokolade und gefüllt mit dicker, süßlicher Vanillecreme oder Marmelade! – ließ ihn noch schneller laufen. Ja, er fühlte bereits die warme Soße seine Mundwinkel entlanglaufen. Das wäre jetzt eine feine Sache!
    Da war der Lift.
    Wie passten nur all die Ponys in den Lift? Er wollte keines der armen Tiere zurücklassen. Eines gefiel ihm besonders gut, es war etwas größer als die anderen, hatte einen wunderbaren Schweif, in dem kleine Glitzersterne schimmerten. Es hieß Nadine, hatte Daxxel beschlossen. Nadine war ein guter Name für ein Glitzerpony.
    Dann merkte er zu seiner sofortigen Erleichterung, dass er sich zu viele Sorgen gemacht hatte.
    War eine verdammt große Kabine mit genug Platz für alle, inklusive Glitzernadine. Daxxel trat vorsichtig ein, darauf bedacht, keinem Tier auf die Hufe zu treten. Sehr geduldige Wesen. Obgleich es so viele waren, berührte ihn keines. Sehr achtsam. Daxxel mochte sie alle. Er würde sich zu Hause welche zulegen, alle in Rosa. Daxxel mochte Rosa. Oder Hellblau. Hellblau ging auch, Hauptsache ein plüschiges, weiches Fell. Und Glitzer. Verträumt lächelnd drückte er den Knopf. Er glaubte, dass es der oberste war. Er war sich nicht sicher.
    Es war ja eigentlich auch egal, solange die Ponys alle bei ihm waren.
    Der Lift setzte sich in Bewegung. Das Gefühl, aus der bedrückenden Enge der unterirdischen Kavernen wieder an die Oberfläche vorzustoßen, beflügelte Daxxels Stimmung noch. Zusätzlich zu der Droge begann sein Körper, eigene Endorphine zu produzieren. Daxxel setzte sich kichernd auf den Boden des Lifts, genoss die Aufwärtsbewegung – zur Sonne! Zur Freiheit! – und lächelte glückselig. Die Fahrt dauerte gut zehn Minuten, aber die Zeit verging wie im Fluge, wenn man sich ordentlich amüsierte.
    Beinahe mit Bedauern nahm der Terraner zur Kenntnis, dass die Kabine zum Stillstand kam. Die Türen öffneten sich und Daxxel blickte in eine große Halle, von einer Galerie aus, die der sehr ähnelte, die sie vor einigen Stunden im Tempel betreten hatten. Er holte tief Luft. Der sandig-modrige Geruch der Atmosphäre war deutlich wahrzunehmen. Er war oben angekommen, obgleich er von seiner Warte aus nichts wahrnehmen konnte als Wände und eine Decke. Doch das Gefühl, dem unterirdischen Labyrinth entkommen zu sein und wieder auf der Oberfläche zu laufen, war von überwältigender Intensität. Daxxel fühlte sich dermaßen erleichtert, dass er beinahe aus der Liftkabine hinausschwebte. Es gab nur wenige Momente in seinem Leben, an die er sich erinnern konnte, zu denen er von vergleichbarer Freude und Euphorie erfüllt gewesen war.
    Es war alles so wunderbar.
    Doch man sollte niemals unvorsichtig sein! Er bat die Ponys, erst einmal nach dem Rechten zu sehen. Sie tänzelten ins Freie, wieherten froh und trabten hin und her. Daxxel konnte nunmehr sicher sein, dass kein böser Feind auf ihn wartete. Die Ponys waren seine allerbesten Freunde und hätten ihn vor jeder Gefahr gewarnt.
    Er betrat die Galerie und versuchte, sich zu orientieren. Ein leichter Luftzug verriet ihm die Richtung. Daxxel musste an sich halten, um nicht fröhlich zu pfeifen, als er seinen Weg aufnahm, mit wippenden Schritten, die Atemmaske bereit, um sich auch draußen in der stürmischen Atmosphäre bewegen zu können. Hin und wieder, fast beiläufig, kroch so ein kleiner Gedanke in sein Bewusstsein, der seine Freude zu trüben drohte. Wo war eigentlich Zant? Wer steuerte jetzt die Raumkapsel? Was ist, wenn dort bereits jemand auf ihn wartete? Daxxels Bewusstsein schob diese lästigen Einfälle schnell zur

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