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Habitat C (German Edition)

Habitat C (German Edition)

Titel: Habitat C (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Bedrohungen zu stellen und dafür das eigene Leben zu riskieren. Sie fühlte sich bei diesem Gedanken fast erleichtert. Sie tat, was sie zu tun geschworen hatte, und es fühlte sich in diesem Augenblick richtig an. Vielleicht würde auch Daxxel das begreifen, wenn es zum Schlimmsten kommen würde. Pflicht war dem Mann nicht fremd, sonst hätte er sich nicht in die Tiefen dieses Planeten und die Abgründe seiner eigenen Angst begeben.
    Er würde es verstehen.
    Und wenn nicht, war es jetzt auch zu spät.
    Sie schaute um die Ecke. Die Bodaren und Daxxel taten irgendwas rund dreißig Meter von hier, wo sie einen Zugangspunkt etabliert hatten. Und aus der anderen Richtung, so zumindest die informierte Vermutung Hardans, würden ihre Häscher kommen. In eine Nische gedrückt, die fast ihren ganzen Körper verbarg und deren genauen Sinn der Bodare ihr nicht hatte erläutern können, wartete sie auf das Unvermeidliche. Sie hoffte nur, dass die Wachtruppe noch etwas auf sich warten lassen würde. Vielleicht konnte sie mit den Bodaren entkommen. Vielleicht musste sie gar nicht Leute erschießen, die sie nicht kannte – oder was auch immer ein »Niib-Marauder« mit Zielen anstellte, auf die er abgefeuert wurde. Hardan hatte sie gewarnt. Niib-Waffen seien grausam. Manchmal auch gegen jene, die sie benutzten.
    Wie man sich das selbst antun konnte, war ihr ein Rätsel. Und wie man auf der Basis einer solchen Geisteshaltung ein mehrtausendjähriges Schreckensregime errichten und erhalten konnte, ein noch größeres. Hier unten wurde die Vergangenheit lebendig – und Zant hatte für diese Art anschaulicher Geschichte trotz ihrer unbestreitbaren pädagogischen Vorzüge absolut kein Verständnis.
    Sie betrachtete den Niib-Marauder. Es war eine elegante, schlanke Waffe, fast ein wenig zerbrechlich in ihren Händen. Die Bedienelemente waren flexibel und passten sich ihrer Hand an, sodass sie keine Rückschlüsse auf die Beschaffenheit der Greifwerkzeuge der Niib zuließen, wie fast alles in diesen unterirdischen Katakomben. Hardan meinte, diese Waffe sei seit Jahrtausenden nicht abgefeuert worden und man sei sich nicht ganz sicher, ob sie noch funktioniere.
    Wenn es aber eine Wirkung gebe, dann gehe er davon aus, dass sie »signifikant« sei.
    Signifikant.
    Was bedeutete das bei einer Niib-Waffe für den Gegner, auf den man sie abschoss?
    Und eingedenk ihrer zuletzt gehegten Überlegungen war die Frage gleichermaßen berechtigt, was diese Waffe wohl bei jenem bewirkte, der sie auslöste.
    Zant schaltete das sofort einsetzende Kopfkino aus. Sie hatte definitiv viel zu viel Fantasie und derzeit keine Alternativen.
    Der Marauder lag gut in der Hand und Hardan hatte ihr genau gezeigt, wie man die Waffe auslöste. Es gab kein Magazin und keine erkennbare Mündung, aber eine Richtung war »vorne« und das schlanke Tötungsinstrument hatte auch so etwas wie eine Zielvorrichtung, in deren Gebrauch der Bodare sie aber nicht hatte unterweisen können – mangels Kenntnis, wie er etwas frustriert zugab.
    Zant hörte Schritte. Sie atmete aus, lauschte intensiver, wollte den Kopf nicht zu weit nach vorne strecken. Jemand bewegte sich aus der erwarteten Richtung auf sie zu … ein, zwei … vier oder fünf Personen, viele davon mit einem schweren Gang. Stiefel, Rüstungen. Soldaten. Zant kannte dieses charakteristische Geräusch. Es gab Kameraden, die behaupteten, durch bloßes Zuhören Art und Umfang der Ausrüstung bestimmen zu können. Sie hielt das für wilde Aufschneiderei. Ihr genügte es, dass sie kamen. Und an der Tatsache, dass sie alle gut bewaffnet sein würden, gab es nun bestimmt keinerlei Zweifel.
    Die Schritte kamen näher. Ihr Instinkt reagierte.
    Sie kam aus der Nische, halber Oberkörper, die Waffe ausgerichtet, und es verging ein winziger Sekundenbruchteil zwischen Identifizierung der Gegner – massige Gestalten, Kevlar oder Duroplast, schwarze Anzüge, Waffen, Helme – und dem Auslösen des Marauders. Sie erwartete einen Rückschlag, aber er kam nicht.
    »Verschwindet!«, schrie sie nach hinten. Daxxel und die Bodaren rannten jetzt hoffentlich, sonst war das alles hier furchtbar nutzlos.
    Ein blauer Lichtbogen sprang aus dem Lauf. Er tanzte wie verrückt auf die Soldaten zu, man konnte seinen Fortschritt nahezu problemlos beobachten. Männer wichen aus, seitwärts, duckten sich, doch wie durch Intelligenz gelenkt hüpfte der Lichtbogen auf seine Opfer zu, berührte sie und …
    Zant riss die Augen auf, ließ die Waffe fallen.

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