Habitat C (German Edition)
Seite, begrub sie unter einer Lawine aus Glückseligkeit. Es würde sich schon eine Lösung finden. Man musste optimistisch sein. Es war alles nur eine Frage der richtigen Einstellung. Positiv denken, das war schon immer sein Motto gewesen. Dann würde sich alles regeln. So war es doch immer.
Von dieser Überzeugung erfüllt, ging Daxxel um eine Gangecke und hörte das Wimmern.
Er blieb stehen und legte den Kopf zur Seite. Ponys wimmerten nicht, Ponys wieherten glücklich. Besser noch einmal genau hinhören.
Er hatte sich nicht verhört.
Keine Ponys. Katzen! Daxxel mochte Katzen, flauschige, süße Kätzchen, die sich an seinen Beinen rieben und denen er den Bauch kraulen konnte.
Daxxel kicherte. Das war ein lustiger Gedanke. Vor seinen Augen verwandelten sich die rosa Ponys in kuschelige, süße Kätzchen. Daxxel kam nicht umhin, sich sofort hinzuknien und sie zu streicheln. Gott, wie goldig! Und so viele! Woher sollte er nur all das Katzenfutter nehmen, um ihren Hunger zu stillen?
Für einige Augenblicke war Daxxel sehr in diese logistische Problematik vertieft.
»Casimir …«
Ha! Die Katzen konnten reden!
Nein, das war unrealistisch. Katzen redeten nicht. Sie flogen flauschig um seinen Kopf herum und miauten, aber reden … das war nicht möglich. So viel Bezug zur Realität hatte er dann doch noch, um das ganz klar einzusehen.
Daxxel sah sich um, schob die knuddeligen Katzis sanft zur Seite, da sie ihm den Blick versperrten. Da war eine Ecke, staubig, im Halbdunkel, und da war ein Bein. Wahrscheinlich war der Rest auch noch da, nur konnte Daxxel ihn nicht recht erkennen. Er erhob sich und ging auf das Bein zu, es schälte sich ein Körper aus der Dunkelheit und dann erkannte er Josefine Zant, die auf dem Boden saß, bleich, aschfahl geradezu, als sei jedes Leben aus ihr gewichen, und sie hielt mit der Linken ihre rechte Hand umklammert, als würde sie ihr sonst abfallen.
Hand. Abfallen. Da war doch was … Daxxel versuchte, sich zu erinnern …
Aber die Tatsache, dass er Zant gefunden hatte, machte ihn wieder sehr glücklich. Ein toller Tag. Es passierten so viele wunderbare Dinge, einfach überwältigend. Er mochte Josefine. Er musste zugeben, dass er sie sehr gut leiden konnte. Und scharf war sie, vor allem in Uniform. Frauen in Uniform. Mit Lederstiefeln. Die schimmerten.
Glänzende Lederstiefel .
Daxxel grinste.
Ja, das war was.
»Casimir …«
Die Stimme klang so schwach, so kränklich. Daxxel konnte das nicht recht verstehen. Es gab doch gar keinen Anlass für diese Art der Niedergeschlagenheit. Sie waren wieder zusammen. Daxxel schaute auf das Bein. Kein Lederstiefel. Nun gut, man konnte nicht alles haben. Den Kätzchen jedenfalls war es offenbar egal, denn sie kletterten miauend über den an die Wand gelegten Körper. Nette Kätzchen, sie trösteten die arme Zant. Das musste sie doch zu würdigen wissen.
Daxxel lächelte sie an, winkte.
»Wir gehen raus, endlich. Hier entlang. Ausruhen können wir später.«
Sie hatte gar nicht zugehört, glaubte er.
»Meine … meine Hand …«
Daxxel beugte sich neben sie und schob ihre linke Hand vorsichtig zur Seite. Sie löste ihre Finger, die sie um ihre Rechte geklammert hatte, und darunter kam … erwartungsgemäß die andere Hand zum Vorschein, völlig unverletzt, mit erstaunlich gut manikürten Fingernägeln.
»Was ist mit der Hand?«
Selbst durch seinen Drogenrausch stellte Daxxel fest, dass irgendwas mit Zant nicht stimmte. Sie musste traurig sein. Vielleicht hatte jemand mit ihren Ponys gespielt. Oder sie mochte die Kätzchen nicht. Es gab immer noch Leute, die eine Katzenallergie hatten. Ob Zant dazugehörte?
»Sie … sie haben sie abgeschnitten«, krächzte die Soldatin und starrte auf ihre Rechte, als würde sie sie gar nicht erkennen. Daxxel lächelte nachsichtig. Da konnte er helfen. Er berührte sanft die Finger, doch Zant zuckte sofort zurück.
»Die Hand ist da. Schauen Sie. Da ist sie. Alles in Ordnung.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Sie haben sie abgeschnitten. Ich weiß nicht, was das ist. Es ist nicht meine Hand. Es muss etwas anderes sein. Meine wurde abgeschnitten. Ich habe es so deutlich gefühlt. Es besteht kein Zweifel. Mit einer kalten, scharfen Klinge. Einfach ab.«
Ihre Lippen zitterten. So hatte Daxxel sie noch nie gesehen. Das war nicht die starke, selbstbewusste, sarkastische Josefine Zant.
Er machte sich jetzt doch etwas Sorgen. Dieses Gefühl klärte sein Denken ein wenig. Es führte ihn
Weitere Kostenlose Bücher