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Habitat C (German Edition)

Habitat C (German Edition)

Titel: Habitat C (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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zurück in die Realität und fort von seinen Träumen. Er bedauerte das erst, doch dann sah er den Schmerz in den Augen der Soldatin und erkannte, dass es kein körperlicher war.
    Das war doch alles nicht wahr. Die Hand war da. Er ergriff sie mit Bestimmtheit und diesmal reagierte sie zu spät. Warm und weich lagen die Finger mit den seinen verschränkt und er spürte die Bewegung ihrer Gelenke. Er betrachtete das Handgelenk und …
    Vielleicht ließ auch die Droge in ihrer Wirkung endlich nach. Langsam, ganz langsam kroch die Realität wieder in seine Wahrnehmung. Die Kätzchen wurden irgendwie blasser und miauten etwas kläglich, als wüssten sie, dass ihre illusionäre Existenz sich ihrem Ende zuneigte.
    Und Daxxel erinnerte sich an den perversen Transportmechanismus einer perversen Zivilisation und daran, dass Zant irgendwo gewesen war …
    »Zant«, wisperte er, plötzlich nicht mehr lächelnd. »Wo waren Sie? Bei allen Göttern, ich habe Sie ganz vergessen … die Drogen … ich dachte, alles wäre so gut … Zant, was ist mit Ihnen geschehen?«
    Vielleicht war er die plötzliche Sorge, der Schmerz über das eigene Versagen in seiner Stimme, die die Soldatin aus der schmerzhaften Kontemplation führte. Zant hatte ihn immer beschützt. Sie wusste weiter, wenn er vor einer Wand stand. Jetzt, wo er plötzlich nicht mehr glückselig lächelte, sondern mit Selbstzweifeln und dem Schmerz der Soldatin kämpfte und so furchtbar hilflos wirkte … es weckte sie. Es richtete sie auf, denn es war und blieb ihre Aufgabe, Casimir Daxxel irgendwie zur Seite zu stehen.
    Sie holte tief Luft, sprach mit fester Stimme. Leise, aber beständig.
    »Ich habe die Wachsoldaten aufgehalten. Mit einer Niib-Waffe. Erinnern Sie sich nicht mehr?«
    »Ich …« Ganz dunkel schlich sich die Erinnerung an … ja, da war ein Gespräch gewesen, und ja, Hardan hatte ihr etwas gegeben, etwas mit einem langen Lauf und fremdartigem Design. Warum hatte er in diesen Wahnsinnsplan eingewilligt? Ah, richtig. Er wusste es jetzt wieder. Ihn hatte niemand gefragt, den glücklich glucksenden Volltrottel, der Ponys hinterhersah und dabei gar nicht richtig mitbekam, wie Zant ein unkalkulierbares Risiko einging.
    Er hielt es für eine lustige Idee. Daxxel spürte die Scham, wie sie in seiner Brust emporkroch, den Hals, mitten in sein Gesicht, wie es heiß und rot anlief und wie er nach Worten suchte, um ihr zu erklären, was für ein dummer, alberner, schwacher, kleiner Versager er doch war. Er brachte aber nur fertig, ihre Hand zu halten und immer wieder zu drücken, damit sie merkte, dass sie echt war, ihre Hand, egal was sie meinte.
    Sie hatte überlebt, aber sie sah nicht gut aus. Nicht nur wegen ihrer Hand, sondern … da war noch etwas anderes, ein großer Schrecken, eine Art Schock, die sie beutelten. Daxxels Sinne kehrten zurück, seine Menschenkenntnis, und es half, dass er diese Frau so gut kannte wie sonst niemanden auf der Welt, und er sah, dass sie durch etwas sehr erschüttert worden war. Ihre Haut war aschfahl und sie atmete immer wieder hektisch, fast, als drohe sie zu hyperventilieren, wenn sich ihre Gedanken auf eine bestimmte Erinnerung fokussierten.
    Daxxel ergriff ihre Schultern, zwang sie, ihn direkt anzusehen. Er riss sich zusammen. Sie konnten hier nicht sitzen, beide in Schmerz und Selbstmitleid versunken. Es ging um mehr als um ihre Befindlichkeiten. Er würde vor Josefine Zant auf Knien rutschen, um sie um Verzeihung zu bitten, aber erst …
    »Josefine! Wir müssen weiter! Wir sind noch nicht in Sicherheit! Wenn wir hierbleiben, werden wir gefunden und ich befürchte, dass unsere Verfolger mit uns nicht allzu freundlich umgehen werden. Wir müssen weiter. Es gibt keinen anderen Weg. Schauen Sie mich an! Verdammt, Sie sind hier die harte Soldatin! Ich bin ein Sesselfurzer! Es kann doch nicht sein, dass ich Ihnen das sagen muss!«
    »Meine Hand …«
    »Ihre Hand ist völlig in Ordnung. Sie sind Opfer eines Psychospielchens geworden, das die Niib gerne mit sich selbst spielen, ein perverses Vergnügen. Aber so widerlich diese Verrückten auch gewesen sein mochten, sie haben sich auf keinen Fall dauerhaft selbst verstümmelt. Es waren Sadisten und Masochisten und ich werde niemals begreifen, wie eine solche Zivilisation hat existieren und dermaßen große Macht ausüben können. Ich will es auch gar nicht verstehen, denn es lässt mich an allem zweifeln, was ich glaube oder verstehe. Aber das hat nichts mit Ihnen zu tun, Zant.

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