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Habitat C (German Edition)

Habitat C (German Edition)

Titel: Habitat C (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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beobachtete, wie Zant eine kleine Pille in ihren Mund schob, wusste er, dass auch die Soldatin nun eine Droge zu sich genommen hatte. Es würde sich um ein spezielles Präparat für den militärischen Einsatz handeln – nichts, um glücklich lächelnd Ponys zu fantasieren, sondern eher, um körperliche Schwächen zu kompensieren und das Selbstbewusstsein zu steigern. Daxxel hätte diese Droge nicht zu sich nehmen können. Sie waren im Regelfall speziell auf die Physiologie des jeweiligen Soldaten abgestimmt und für Zivilisten, deren Körper nicht entsprechend eingestellt worden war, eher schädlich als nützlich.
    Immerhin straffte sich Zants Haltung und sie wirkte energischer und zielstrebiger. Das machte sie nicht gesprächiger und sie tastete immer noch nach ihrer rechten Hand, als wolle sie sich vergewissern, ob diese tatsächlich am angestammten Platz sei, aber sie schritt munter aus, so munter, dass Daxxel schnell merkte, wie er an die Grenzen seiner eigenen Leistungsfähigkeit geführt wurde.
    »Nicht so fix, Zant«, keuchte er, als die Soldatin mit federnden Schritten eine Anhöhe nahm. »Ich bin nicht so schnell.«
    Zant drehte sie um, dann zeigte sie hinunter. »Wir sind fast da.«
    In der Tat: Im zunehmend trüber werdenden Licht des Sonnenuntergangs war die Touristenstation mit ihren vier geduckten Gebäuden und dem illuminierten Landefeld zu erkennen, auf dem derzeit kein Fahrzeug zu erkennen war. Es wirkte alles generell ausgestorben und leblos, jedenfalls konnte Daxxel keine Bewegung ausmachen.
    »Da unten gibt es eine Stammbesatzung von acht Personen«, sagte Zant und erlaubte ihrem Begleiter, etwas zu verschnaufen. »Sie dürften alle im Hauptgebäude sein, in dem sich auch ihre Unterkünfte befinden. Hin und wieder quartieren sich auch Wissenschaftsteams ein. Zurzeit ist aber keines da. Ist im Grunde auch egal: Da wollen wir nicht hin.«
    »Wohin dann?«
    »Sehen Sie das Bauwerk seitlich, geformt wie ein Iglu?«
    »Ja.«
    »Das ist das Materiallager. Dahin wollen wir.«
    »Ist es nicht bewacht?«
    »Hier? Nein. Es wird eine automatische Anlage geben, aber die wird durch Standardcodes geschützt, über die ich verfüge. Ich darf da ganz offiziell rein, wir müssen nicht einmal einbrechen. Die Öffnung des Lagers wird im Leitstand aber gemeldet. Wenn die Leute da nicht völlig auf den Kopf gefallen sind, werden sie jemanden schicken.«
    Daxxel nickte. Man sollte niemals allzu sehr mit der Dummheit der anderen rechnen, das konnte sich als fatal erweisen.
    »Wie viel Zeit haben wir dann?«
    »Wir warten den Einbruch der Dunkelheit ab. Wen auch immer sie schicken, er wird sich umziehen müssen, läuft wahrscheinlich durch eine Schleusenprozedur und so. Wir sollten zehn Minuten haben.«
    »Reichen die?«
    Sie müssen reichen.«
    »Warum melden wir uns nicht bei der Station und bitten offiziell um Hilfe?«
    Zant warf Daxxel einen langen Blick zu. Da war wieder dieser alte Sarkasmus, dieses Mitleid mit den begrenzten intellektuellen Fähigkeiten eines subalternen Bürokraten.
    »Sie meinen, dass diese acht Leute samt und sonders aufrechte Bürger der Akte sind, unter deren Arsch eine Verschwörergruppe das galaktische Finanzsystem manipuliert? Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass nicht mindestens die Hälfte der Besatzung gekauft oder sogar gezielt platziert wurde?«
    »Ich ziehe die Frage zurück.«
    »Das dachte ich mir.«
    Sie setzten ihren Weg fort und hatten den Rand der Anlage erreicht, als es richtig dunkel wurde. Die großen Standscheinwerfer illuminierten das Areal nur unzureichend. Es gab auf dieser Welt keine einheimischen Lebewesen und gemeinhin keine größere Bedrohung als Stürme, Staub und den gelegentlich umherfliegenden Gesteinsbrocken. Die Wände der Gebäude legten davon Zeugnis ab. Trotz der Verwendung härtester Baumaterialien war es der Witterung in den letzten Jahrzehnten gelungen, ihre Spuren auf den Wänden zu hinterlassen. Darüber hinaus aber war wichtig, dass es keine Bewegungsmelder oder Schutzfelder gab, die das Gelände begrenzten. Hier lief einfach niemand herum. Es bestand keine Gefahr für die Sicherheit und Integrität des Stützpunktes.
    Außer, Josefine Zant war in der Nähe.
    Sie hatten das designierte Gebäude erreicht, und da es etwas abseits lag, war es hier auch recht dunkel. Daxxel hatte Orientierungsprobleme – sie ließen die Scheinwerfer aus, damit sie ihre Anwesenheit nicht frühzeitig verrieten –, doch Zant schien sich gut orientieren zu können.

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