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Hades - Die Welt der Verbannten

Hades - Die Welt der Verbannten

Titel: Hades - Die Welt der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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Schwierigkeiten?«
    »Mit dem Einkaufen oder Kochen?« Sie lachte. »Wo denkst du hin? Es hat mich niemand gefragt, wer ich bin, und woher ich komme. Das scheint hier nicht üblich zu sein. Niemand kümmert sich um den anderen. Ich habe eingekauft, na … und die Küche ist fast automatisch. Es wird mir schwerfallen, die Milch anbrennen zu lassen.«
    Gegen vier Uhr Ortszeit verließ Carter die Wohnung und stieg in sein Auto – oder besser: in Kims Auto. Er fuhr kreuz und quer durch die Stadt, um sie richtig kennenzulernen. Es gab keinen übermäßigen Verkehr, denn im Gegensatz zur Erde war Hades nicht überbevölkert. Auch besaß nicht jeder Bürger von New-Bristol einen Wagen. Wozu auch? Es gab ja innerhalb der Stadt die Transportbänder, deren Benutzung kostenlos war, und wer in eine andere Stadt wollte, benutzte die Einschienenbahn.
    Fast an jeder Straßenkreuzung stand ein Polizist. Er regelte nicht den Verkehr, das war unnötig, aber er stand da. Und er beobachtete. Er sorgte dafür, daß nichts geschah, was gegen die Gesetze von Hades verstieß.
    Carter besuchte mehrere Gaststätten, um sich mit den Gästen zu unterhalten, das gute Bier zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen. Er erfuhr nichts, was er nicht schon wußte.
    Kim saß vor dem Fernsehgerät. Sie schaltete ab, als er das Wohnzimmer betrat.
    »Ein Film«, sagte sie. »Ein Film über die Erde. Er muß schon vor Jahren gedreht worden sein. Ich wußte nicht, daß sie Filme von der Erde nach Hades schicken.«
    Er setzte sich.
    »Sie wollen die Erinnerung wachhalten, damit der Aufenthalt hier eine Strafe ist. Ohne die Erinnerung an die Heimat ist das Leben auf Hades ein ganz normales Leben. Die Filme gehören also zur psychologischen Kriegführung, obwohl ich nicht ganz verstehe, wozu das gut sein soll.«
    »Und warum werden sie gesendet?« Kim setzte sich wieder. »Wenn man sie nicht sendet, passiert doch auch nichts. Die Menschen hier vergessen die Erde und auch den Grund, warum sie hier sind. Sie beginnen ihr neues Leben, und sie leben es. Strafkolonie …! Das ist doch lächerlich!«
    Dasselbe hatte Carter auch schon gedacht. Er fragte sich, warum Wachstationen überhaupt noch existierten, wenn sie niemals in die Geschehnisse eingriffen. Schickten sie überhaupt Berichte zur Erde? Und wenn ja, warum tat die Erde nichts, um Hades wieder zu einem Ort der Strafe zu machen?
    Irgend etwas an dem System stimmte nicht. Aber was?
    »Wir sind erst einen Tag hier, Kim. Warten wir ab. Ich bin davon überzeugt, daß wir den Pferdefuß noch entdecken werden – früher oder später.« Er lächelte plötzlich. »Wie fühlst du dich als Ehefrau, Kim?«
    Sie lächelte zurück.
    »Bis jetzt kann ich mich nicht beklagen. Aber schließlich sind wir ja auch erst einen Tag verheiratet streng genommen.«
    »Hör zu, Kim. Ich hoffe nicht, daß du mich für einen schlechten Kerl hältst, der deine Lage ausnützen will. Vielleicht war ich von den zehn Sträflingen der annehmbarste, ich weiß es nicht. Aber ich betrachte unsere Ehe nur als eine Frist für dich. In fünf Jahren – oder früher, wenn du willst – kannst du dich frei entscheiden. Bis dahin haben wir eine gemeinsame Wohnung na und? Die haben viele auf der Erde, ohne verheiratet zu sein oder auch nur so zu tun. Es ist selbstverständlich, daß ich hier im Wohnzimmer schlafe.«
    Kim schüttelte den Kopf, stand auf und ging zu ihm.
    »Du bist ziemlich dumm, mein Lieber. Oder steckst du voller Komplexe? Glaubst du, ich wollte so ein Durcheinander in meiner Wohnung? Du bist den ganzen Tag unterwegs, und ich muß aufräumen. Natürlich schläfst du im Schlafzimmer, genauso wie ich. Du wirst nicht gleich umfallen, wenn du eine Frau im Nachthemd siehst.«
    Carter fühlte sich sichtlich unbehaglich.
    »Das nicht, Kim, aber ich möchte auf keinen Fall, daß du denkst …«
    »Also Schluß damit, Rog. Ich kann mich schon meiner Haut wehren, wenn es nötig sein sollte. Aber ich glaube, es ist nicht nötig.« Sie deutete zur Wand. »Sogar eine Bar haben wir dort eingebaut. Ich muß schon sagen, die verstehen es hier, Wohnungen zu bauen.«
    »Man hat gute Architekten strafverschickt«, sagte Carter, und er war froh, das Thema wechseln zu können. »Es ist meiner Meinung nach so, daß überhaupt die besten Leute hierhergeschickt werden – wenigstens in den vergangenen zwei Jahren. Ob das Zufall ist?«
    Kim sah ihn nachdenklich an. Schließlich meinte sie:
    »Ich werde nicht ganz schlau aus dir, Rog. Du denkst zuviel.

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