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Hades

Hades

Titel: Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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Körper waren vollkommen aufgewühlt, aber ich ließ nicht zu, dass man mir die Panik am Gesicht ablas.
    «Dies», krächzte mir der Scharfrichter ins Ohr, «dies geschieht denen, die dem falschen Meister dienen. Der Himmel ist am Ende, hast du das noch nicht gehört?» Er sprang vom Podium.
    Als sich jetzt Luzifer erhob, fiel sofort Stille über die Menge. Er blickte einen Moment um sich und schien alles in sich aufzunehmen, bis in das kleinste Detail. Er sprach nicht, sondern hob nur langsam die Hand, als Zeichen, dass die Exekution beginnen konnte.
    Die Geste hätte nicht schlichter und beiläufiger sein können, aber die Menge brach in tobenden Beifall aus. Die Macht, die er über sie hatte, war unendlich. Es war regelrecht unheimlich, wie sehr sie ihn gleichzeitig fürchteten und bewunderten. Als er um Ruhe bat, trat diese ohne Verzögerung ein, jedes Geräusch verstummte, so abrupt, als hätte jemand einen Schalter betätigt. Während der Scharfrichter ein langes Streichholz entzündete, einen Moment in die Luft hielt und dann in einer theatralischen Geste auf die benzingetränkte Konstruktion fallen ließ, schwieg die Menge. Die Flammen breiteten sich mit Blitzgeschwindigkeit aus. Ich sah, dass ein befriedigendes Lächeln über Luzifers Gesicht zog, während Jake verzweifelt auf die Dämonen einschlug, die ihn zurückhielten. Asia biss sich auf die Lippen, aber vermutlich nur, um ihre Begeisterung in Schach zu halten.
    Die Flammen tanzten um mich herum wie Hunderte hungriger Münder und verschlangen gierig das Holz und das Stroh am Fuße des Pfahles. Ich hielt die Augen geschlossen und wartete auf die quälende Hitze, wartete, dass das unvermeidliche Leid beginnen würde. Ich schickte ein Stoßgebet zu meinem Vater – nicht weil ich hoffte, verschont zu werden, sondern weil ich um Vergebung für meine Sünden bat. Dann wartete ich, dass die Flammen ihre Arbeit taten.
    Doch ich spürte nichts. Hatte die Tortur schon begonnen, und stand ich so sehr unter Schock, dass ich es gar nicht bemerkte? Die Sekunden verstrichen, ohne dass etwas geschah. Schließlich öffnete ich die Augen und sah Flammenzungen in alle Richtungen streben … nur nicht in meine. Sie wuchsen und schienen sich um mich herum zu teilen, bis ich von zwei Feuerwänden umgeben war. Aber ich brannte nicht. Nicht eine einzige Haarsträhne war angesengt. Ich spürte nicht mehr als ein warmes Prickeln, als sich das Feuer um mich herum ausbreitete. Mir hätte das Fleisch von den Knochen schmelzen sollen, aber das Feuer hatte sich entschieden, mich zu verschonen. Wenn es kurz davor war, meine Haut zu berühren, drehte es ab und suchte sich eine andere Richtung. Es war, als würde ich eine unsichtbare Rüstung tragen. Einen winzigen Moment lang glaubte ich, den Gesang der Engel zu hören. Der Klang verschwand sofort wieder, aber ich verspürte eine plötzliche Gewissheit, dass ich nicht verloren war.
    Die Zuschauer brauchten eine Weile, um zu begreifen, was vor sich ging. Dann schlug die Begeisterung in Enttäuschung um, manche hoben sogar die Fäuste, um zu zeigen, dass sie sich betrogen fühlten. In der VIP-Lounge hatte Jake aufgehört zu kämpfen, er starrte mich in vollem Erstaunen an. Luzifer wirkte zunächst wie gelähmt, bis er endlich mit zornsprühenden Augen aufstand. Überall im Amphitheater begannen die Zuschauer zu spekulieren und zu flüstern.
    Ich konnte nicht glauben, was geschehen war. Schützte mich der Himmel? Hatte jemand die Flammen verzaubert, oder waren es meine eigenen Kräfte, die mich bewahrten? Ich hatte keine Ahnung, aber ich murmelte einen eiligen Dank der höheren Macht zu, die beschlossen hatte, mich am Leben zu erhalten. Ein Blick auf Luzifer sagte mir, wie gedemütigt er sich vor all den Zuschauern fühlte. Mein Tod hatte eine Demonstration seiner Macht sein sollen, und jetzt hatte ich ihn unabsichtlich bloßgestellt.
    Langsam verebbten die Flammen um mich herum.
    «Schneidet sie los», befahl er mit einer Stimme wie Stahl.
    Der Scharfrichter gehorchte, kletterte auf die Plattform und schwang eine Axt, um die Seile durchzuhacken, da sie zu heiß waren, um sie anzufassen. Als ich frei war, trat ich vollkommen unversehrt aus dem Feuer heraus. Sofort schnellten die Flammen wieder nach oben und verschlangen gierig den hölzernen Rahmen, der gleich darauf zu Asche zerfiel.
    «Was zum Teufel geht hier vor?» Asia sprang vor, mit einem noch wilderen Blick als je zuvor. Sie wirbelte herum und starrte Jake ins Gesicht. «Sie

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