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Hades

Hades

Titel: Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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Tucks Beine unter ihm nach. Er schrie auf, und als er zu Boden fiel, hallte das laute Krachen brechender Knochen durch den Raum. Ich reckte den Hals, um einen letzten Blick auf ihn zu erhaschen, als ich durch die Drehtüren geschoben wurde.
    «Es ist alles in Ordnung, Tuck!», rief ich. «Ich komme zurecht.» Dann warf ich Nash, der lässig neben mir herlief, einen wütenden Blick zu. «Mach ihn wieder gesund», sagte ich mit schwacher Stimme. «Eure Blutrache gegen mich hat nichts mit ihm zu tun.»
    «Du bist absolut nicht in der Position für Forderungen», erwiderte Nash fröhlich.
    In dem Tunnel vor dem Hotel warteten mehrere schwarze Cadillacs. Ich wurde grob in den ersten geschubst und zwischen Asia und Diego eingeklemmt. So aus der Nähe roch ich, wie sehr sie nach Zigaretten stanken, nach Schnaps und aufdringlichem Parfüm. Ich versuchte, ruhig zu atmen, versuchte, mir einzureden, dass ich nicht sterben würde. Irgendetwas würde geschehen, irgendjemand würde kommen und mich retten. Sie mussten einfach kommen.
    «Bring uns zum Neunten Zirkel», wies Diego den Fahrer an. «Und nimm die Nebenstraßen.»
    «Dein Abgang findet bei Opa Luzi zu Hause statt», sagte Asia zu mir. «Wenn das mal keine VIP-Behandlung ist!»
    Ich enthielt mich eines Kommentars und biss mir auf die Lippe. Während wir durch die pockennarbigen Tunnel von Hades rasten, konzentrierte ich mich auf die Fahrt. Die Angst war inzwischen von meinem Bauch in die Brust gewandert, schloss jetzt ihre eisigen Finger um meinen Hals und schnitt mir die Luftzufuhr ab. Ich schluckte heftig. Um keinen Preis wollte ich ihnen die Befriedigung verschaffen, dass ich die Kontrolle verlor.
    Um zum Neunten Zirkel zu gelangen, mussten wir tiefer unter die Erde fahren, bis in den Erdkern. Unser Ziel war ein riesiges altes Amphitheater, das mit rotem Sand ausgestreut war. Die Zuschauertribünen waren so voll, als ob die gesamte Bevölkerung von Hades eingeladen war, an dem großen Ereignis teilzuhaben. Luzifer und die sieben anderen Ursprünglichen hatten die überdachten Plätze auf der höchsten Ebene eingenommen, von wo aus sie die Geschehnisse begierig erwarteten. Menschliche Diener füllten ihre Kelche nach und reichten ihnen Tabletts mit Speisen. Von einer Bühne in der Mitte der Arena ragte ein hoher Holzpfahl auf, um den herum man pyramidenförmig trockene Stöcke und Stroh angehäuft hatte. Das brennbare Material reichte halb den Pfahl hinauf, bis zu der Stelle, an der schätzungsweise meine Taille sein würde.
    Der Scharfrichter war keine mittelalterliche Gestalt mit Kapuze, wie ich erwartet hatte, sondern ein Mann im Anzug, so korrekt gekleidet wie ein Bankangestellter. Doch durch seine eingefallenen grauen Wangen und die farblosen Lippen sah er trotzdem aus wie die Personifizierung des Todes. Als er seine zerkratzten Hände nach mir ausstreckte und mich berührte, zog sich meine Haut vor Kälte zusammen. Auch wenn er verdorrt wirkte, ahnte ich, dass ich für seine drahtige Kraft keine Herausforderung darstellte. Er band meine Handgelenke los und befestigte meine Arme so hinter mir, dass ich gegen den Pfahl gepresst war. Bewegungslos beobachtete ich, wie er meine Arme, die Handgelenke und die Füße mit dickeren Seilen an dem Pfahl festband und so fest zuzog, dass sie mir in die Haut schnitten. Die Stöcke und das Stroh kitzelten mich an den nackten Füßen und Waden, aber ich konnte mich keinen Zentimeter rühren. Die Menge beobachtete das Geschehen mit wachsender Aufregung. Ich versuchte, den Blick gesenkt zu halten und mich selbst von dem zu lösen, was mit meinem Körper geschah, aber ich schaffte es nicht. Vielmehr gingen meine Gedanken die grausamsten Bahnen. Wie lange dauerte es, bis man brannte – Minuten oder Stunden? Brannte der Körper Stück für Stück ab, angefangen mit den Füßen? Würde ich vor Schmerzen ohnmächtig werden, bevor meine Haut zu schmelzen begann? Was würde die Todesursache sein – Verbrennen oder Ersticken?
    Endlich war der Scharfrichter zufrieden, trat ein paar Schritte zurück und betrachtete sein Werk. Aus der Menge wurde ihm ein rostiger Benzinkanister gereicht, mit dem er das Stroh benetzte. Der bissige Gestank stieg zu mir auf und brannte mir in der Nase. Mein Herz schlug inzwischen so schnell, dass ich dachte, es würde durch den Brustkorb hindurch explodieren. Ein metallener Geschmack nach Angst füllte meinen Mund, aber ich weinte nicht, ich schrie nicht und flehte auch nicht um Gnade. Mein Geist und mein

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