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Hades

Hades

Titel: Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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folgen, aber ich wusste, dass er nur die Zeit totschlug, indem er schlecht gelaunt Kaugummipackungen und veraltete Zeitschriften anschaute, bis es weiterging. Molly warf ihm einen düsteren Blick zu, während sie sich auf den Weg zur Toilette machte.
    Ich folgte meinen Geschwistern zu einem Mann mit ölverschmiertem Overall, der in die Motorhaube eines verrosteten Pick-ups linste. Unter den Ölflecken in seinem Gesicht konnte ich funkelnde lachende Augen sehen. Er kaute Tabak, und aus einem kleinen Radio neben ihm jaulte ein alter Countrysong.
    «Hallo», sprach Ivy ihn an, «Sie haben hier aber schönes Wetter!»
    «Hi», antwortete der Mann und ließ sein Werkzeug fallen, um Ivy seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken. «Und ob.» Er wollte ihr die Hand geben, überlegte es sich aber anders, als er seine schmutzigen Fingernägel sah. Aus der Nähe konnte man sehen, dass er blaue Augen und ein schiefes Lächeln besaß. «Wie geht’s?» Er sprach mit deutlichem Südstaaten-Akzent, was seiner heiseren Stimme etwas Melodisches verpasste.
    «Wie heißen Sie?», fragte Gabriel. Ivy warf ihm einen Blick zu. Wie gewohnt übersprang Gabriel den Smalltalk, wodurch seine Gespräche immer den Charakter eines Verhörs annahmen.
    «Earl», antwortete der Mann und kratzte sich an der Augenbraue. «Was kann ich für Sie tun?»
    «Wir suchen die Abtei der Unbefleckten Maria in Fairhope County», sagte Ivy. «Kennen Sie das?»
    «Aber sicher, Madam. Das ist ungefähr siebzig Meilen von hier entfernt.»
    Xavier, der inzwischen den Shop verlassen hatte, überschlug die Entfernung im Kopf und seufzte.
    «Großartig», murmelte er. «Das heißt noch eine weitere Stunde auf der Straße.»
    Ivy warf ihm einen missbilligenden Blick zu. «Kann man in der Nähe der Abtei irgendwo übernachten?»
    «Auf dem Highway gibt es ein Motel», sagte Earl. Er musterte Ivy von oben bis unten, angefangen von ihrem beigefarbenen Trenchcoat über die Reitstiefel bis hin zu ihrem makellos gekämmten blonden Haar. «Ist allerdings nicht gerade vornehm.»
    «Das ist kein Problem», sagte meine Schwester schlicht. «Können Sie uns irgendetwas über die Abtei erzählen?»
    Earl räusperte sich leicht und wich ihrem Blick aus, was sofort Gabriels Aufmerksamkeit erregte.
    «Wir wären sehr dankbar, wenn Sie uns erzählen könnten, was Sie wissen», sagte er mit einem plötzlichen Anflug von Charme.
    «Ja, es gäbe da schon etwas», sagte Earl zögernd. «Aber ob Sie das wissen wollen?»
    Meine Geschwister beugten sich begierig vor.
    «Vertrauen Sie uns», ermutigte Ivy ihn und warf ihm einen Blick zu, der ihn fast von den Füßen kippen ließ. «Wir interessieren uns für alles. Uns selbst ist es nicht gelungen, etwas herauszufinden.»
    «Sicher, weil dort alles seit einer Weile hinter Verschluss gehalten wird», sagte Earl und kratzte sich erneut an der Braue.
    «Was meinen Sie?» Ivy runzelte die Stirn.
    «Wenn man sein Leben lang an der Tankstelle arbeitet, erfährt man so einiges», fuhr Earl in verschwörerischem Ton fort. «Hier kommen jede Menge Leute vorbei und quatschen. Ich lausche ja nicht, aber manchmal kriege ich halt was mit. Was diese Abtei betrifft, von der Sie reden – da habe ich kein gutes Gefühl. Da stimmt irgendetwas nicht.»
    «Wie kommen Sie darauf?», fragte Gabriel drängend. Er klang angespannt.
    «Bis vor kurzem war alles bestens», fuhr Earl fort. «Die Schwestern kamen oft in die Stadt, machten Besuche und unterrichteten die Kinder. Aber vor zwei Monaten hatten wir ein schreckliches Gewitter, das schlimmste seit langem. Seitdem kommen die Schwestern nicht mehr raus. Sie sagen, dass eine von ihnen bei dem Gewitter krank geworden ist und nicht gestört werden darf und sie sich deswegen so abschotten. Seitdem ist keine Menschenseele mehr aus dem Kloster herausgekommen oder hineingegangen.»
    «Wie kann man durch ein Gewitter so krank werden?», fragte Xavier. «Das ist unmöglich, es sei denn, die Frau ist vom Blitz getroffen worden.»
    «Klar, das macht absolut keinen Sinn», stimmte ihm Earl zu und schüttelte traurig den Kopf. «Aber als ich eines Abends noch etwas besorgen musste, bin ich an der Abtei vorbeigefahren. Und ich muss Ihnen sagen, was ich da gesehen habe, sah nicht gerade normal aus.»
    «Was haben Sie denn gesehen?» Gabriel war wie erstarrt. Sein Gesichtsausdruck sagte mir, dass er die Antwort bereits kannte und sie ihm nicht gefiel.
    «Na ja.» Earl runzelte die Stirn und wirkte plötzlich verlegen, als ob er

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