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Hades

Hades

Titel: Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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mich einen Moment in dem Restaurant um. Es war einfach, aber sauber und einladend. Eine Theke mit dicken roten Hockern verlief an einer der Wände, auf dem Boden lag schwarz-weißes Linoleum, und die Sitzecken waren mit weinrotem Vinyl überzogen. Über der Theke hing ein riesiges Poster von Elvis Presley, er lächelte mit steifem Kragen und sündigem Blick auf uns herunter. Die gegenüberliegende Wand war mit einer Zeitungscollage tapeziert, offensichtlich mit Ausschnitten aus der lokalen Presse von Fairhope. Die vier entschieden sich für den Tisch, der am weitesten von neugierigen Blicken entfernt war, und setzten sich.
    «Werdet ihr uns jetzt endlich verraten, was los ist?», fragte Xavier sofort.
    «Michael hat uns nicht viel gesagt», seufzte Ivy. «Wir werden ins kalte Wasser geworfen, und darum müssen wir uns jetzt möglichst gut vorbereiten.»
    «In diesem Kloster geht irgendetwas vor sich.» Gabriel sprach hauptsächlich zu sich selbst. «Etwas, das wir finden sollen. Michael hätte uns nicht den weiten Weg hierhergeschickt, wenn es nicht ein todsicherer Tipp wäre.»
    «Sie meinen doch nicht, dass dort …» Xavier zögerte und senkte die Stimme. «Dass dort ein Portal ist, von dem wir nichts wissen?»
    «Selbst wenn, ist es unmöglich, es zu öffnen, wenn kein Däm…» Gabriel stoppte und ließ einen prüfenden Blick über den leeren Imbiss schweifen. Die Bedienung plauderte am Telefon. «Wenn kein Dämon in der Nähe ist. Sie sind die Einzigen, die das können.»
    «Aber wir schlagen noch heute Nacht in der Abtei auf?», fragte Molly. Sie klang, als würde sie in einem Spionagefilm mitspielen. Hatte sie das Gefühl, irgendetwas zum Gespräch beitragen zu müssen, um nicht völlig außen vor zu sein, egal wie nichtig es auch war? Xavier verdrehte bei ihren Worten die Augen, hielt sich aber mit seinen Kommentaren zurück. Vermutlich wollte er einen weiteren Streit vermeiden.
    «Wir machen uns auf den Weg, wenn es dunkel ist», antwortete Ivy. «Es ist besser, wenn uns keiner sieht.»
    «Nachts? Ist das nicht unheimlich?»
    «Du kannst gern im Motel bleiben», sagte meine Schwester ruhig. «Auch wenn es hier vermutlich unheimlicher ist als im Kloster.»
    «Können wir bitte zum Thema zurückkommen?», fragte Xavier mit wachsender Verärgerung. «Ihr habt mir immer noch nicht gesagt, wovon der Mann an der Tankstelle geredet hat.» Er beugte sich vor und stützte die Ellenbogen auf die Tischplatte. «Was hat es mit dieser Gewittergeschichte auf sich?»
    Ivy und Gabriel wechselten einen Blick. «Es ist jetzt vielleicht nicht der beste Moment, das Ganze zu diskutieren», sagte Ivy mit einem Blick auf Molly. «Ehrlich gesagt wäre es besser, ihr würdet heute Nacht beide im Hotel bleiben. Lasst Gabriel und mich uns der Sache annehmen.»
    «Den Teufel werde ich tun!», sagte Xavier. «Was verbergen die Nonnen?»
    «Um mich brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen», sagte Molly in einem pragmatischen Ton, den ich noch nie an ihr gehört hatte. «Ich habe inzwischen genug übernatürliches Zeug gesehen. Ich komme schon klar.»
    Gabriel presste die Hände flach auf den Tisch und betrachtete beide nachdenklich.
    «Was uns dort erwartet, hat keiner von euch beiden je erlebt.»
    «Gabriel», sagte Xavier ernst. «Ich weiß, dass du dir Sorgen machst. Aber wir stecken jetzt alle mit drin. Ich weiß inzwischen besser Bescheid, als du glaubst. Du musst mir vertrauen …» Er sah Molly an und korrigierte widerwillig: « Uns vertrauen.»
    «Gut», sagte Gabriel ruhig. «Das Gewitter, das Heulen, die Kratzer an der Veranda – das alles deutet nur auf eins hin.»
    «Kein Mensch könnte derartigen Schaden anrichten», fügte Ivy grimmig hinzu. «Schon gar nicht Nonnen, Schwestern, die ihr Leben dem Helfen gewidmet haben. Überlegt mal. Was könnte diese Frauen dazu bringen, sich von der Welt abzuschließen? Was ist in ihren Augen das Allerschlimmste?»
    Molly sah sie fragend an, aber ich konnte beinahe sehen, wie sich in Xaviers Kopf die Schräubchen drehten. Als er begriff, weiteten sich seine türkisfarbenen Augen. «Nein», sagte er. «Wirklich?»
    «Sieht so aus», antwortete Gabriel.
    «Aber dann haben wir so etwas bereits erlebt», sagte Xavier. «Genau das hat doch Jake letztes Jahr gemacht, oder nicht?»
    Gabriel schüttelte den Kopf. «Im Vergleich war das harmlos. Das waren nur Geister, die eine Weile Schaden angerichtet haben. Hier hingegen geht es richtig zur Sache, und es ist hundertmal stärker. Und

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