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Hades

Hades

Titel: Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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ich. Meine sämtlichen himmlischen Instinkte drängten mich, von hier zu verschwinden. Und zwar so schnell wie möglich .
    Ich lief in den Vorgarten und lehnte mich an den Stamm einer Trauerweide. Ben beobachtete mich von der Veranda aus. Sein Blick drückte Sorge und Verwirrung zugleich aus. War ich zu unfreundlich zu ihm gewesen? Aber ich hatte keine Zeit, mir darüber Gedanken zu machen, es gab jetzt Wichtigeres. Sollte ernsthaft alles wieder von vorne beginnen? Waren die Dämonen nach Venus Cove zurückgekehrt? Ich war mir absolut sicher, dass die Stadt frei vom Bösen gewesen war. Dafür hatten Gabriel und Ivy gesorgt. Jake war verbannt – ich hatte selbst gesehen, wie die wütenden Feuerzungen ihn verschlungen hatten. Er konnte unmöglich zurück sein. Aber warum standen mir dann alle Haare zu Berge? Warum war ich wie elektrisiert vor Angst?
    Ich hatte das Gefühl, dass mich jemand verfolgte. Von meinem Standpunkt auf dem Kiesweg hatte ich einen Blick auf die Felder und den Wald dahinter. Ich sah die Vogelscheuche mit dem herunterhängenden Kopf auf der Wiese. Hoffentlich kam Xavier bald vom See zurück. Dann würde meine Angst schwinden wie das Wasser bei Ebbe. Gemeinsam waren wir stark und konnten einander beschützen. Ich musste ihn unbedingt finden.
    Genau in diesem Moment fuhr Wind durch das trockene Gras. Die Kleider der Vogelscheuche begannen zu flattern, ihr Kopf flog hoch, und sie starrte mich aus ihren schwarzen Knopfaugen an. Mein Herz raste. Ich schrie auf, drehte mich um und rannte zum Haus zurück.
    Ich kam nicht weit, sondern stieß mit jemandem zusammen.
    «Hey, langsam», sagte die Person und wich zur Seite aus. «Was ist los? Du siehst total fertig aus.»
    Für einen Dämon lallte er viel zu stark, und als ich aufblickte, erkannte ich, dass er auch nicht so aussah. Er trug kein Kostüm und kam mir irgendwie bekannt vor – genau, es war Ryan Robertson, Mollys Abschlussballpartner. Meine Panik verebbte ein wenig. Ryan stand rauchend mit mehreren anderen Gästen auf der Veranda, die mich mit trägem Blick betrachteten. In der Luft hing ein scharfer, bitterer Geruch, den ich nicht zuordnen konnte, der aber ziemlich penetrant war.
    Ich hob eine Hand an mein Kinn. Es war glühend heiß, und ich war dankbar für die kühle Nachtluft, die über meine Haut strich. «Es ist alles okay», sagte ich und hoffte, dass es überzeugend klang. Ich wollte auf keinen Fall unnötig für Aufregung sorgen, nur weil ich seltsame Vorahnungen hatte.
    «Dann ist ja gut.» Ryan schloss verträumt die Augen. «Es würde mir gar nicht gefallen, wenn dir etwas geschieht, wenn du verstehst, was ich meine.»
    Ich betrachtete ihn kritisch. Wieso sprach er so undeutlich? Oder lag das an mir? Drehte ich durch, oder war diese eigenartige Party an allem schuld?
    Die Verandatür flog auf, und ich zuckte zusammen: Molly.
    «Beth, da bist du ja!» Erleichtert sprang sie die Stufen hinab. «Ich bin fast durchgedreht. Wo warst du denn?» Sie ließ den Blick abschätzig über Ryan und seine Freunde schweifen. «Was hast du denn mit denen zu schaffen?»
    «Ryan hat mir nur geholfen», murmelte ich.
    «Ich bin immer sehr hilfsbereit», erklärte Ryan empört.
    Da entdeckte Molly die selbstgedrehte Zigarette in seiner Hand. «Bist du high?», fragte sie und schlug ihm auf die Schulter.
    «Nicht high», erklärte Ryan. «Ich glaube, man nennt es eher zugekifft .»
    «Du Idiot!» Molly explodierte beinahe. «Du hast versprochen, mich nach Hause zu fahren! Und um nichts in der Welt übernachte ich in dieser gruseligen Absteige!»
    «Hör auf zu jammern, bekifft kann ich viel besser fahren», sagte Ryan. «Es schärft die Sinne. Apropos, ich glaube, ich brauche einen Eimer …»
    «Wenn du kotzen musst, dann bitte nicht, wenn ich dabei bin», blaffte Molly.
    «Ich finde, wir sollten nach Hause gehen», sagte ich zu ihr. «Lass uns Xavier suchen.» Mein Vorschlag erntete lauten Protest von Ryan und seinen Freunden.
    «Gute Idee», sagte Molly und warf ihnen einen genervten Blick zu. «Noch gruseliger kann es ohnehin nicht mehr werden.»
    Wir wollten gerade ins Haus gehen und nach Xavier suchen, als plötzlich laut dröhnend ein Motorrad durchs Gras gebrettert kam. Es stoppte direkt vor uns, dass der Kies aufspritzte. Molly und ich drehten uns um, und Molly schützte sofort ihre Augen vor dem grellen Scheinwerferlicht. Der Motorradfahrer stieg geschmeidig ab, ließ aber den Motor an. Er trug eine Lederjacke und eine umgedrehte

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